Magazin Einsichten und Perspektiven (Ausgabe 1/14) - page 26

Das von Panzern bewachte ru-
mänische Außenministerium,
Sitz der Übergangsregierung,
am 31.12.1989
Foto: ullstein bild - Hohlfeld
Ion Iliescu im September 2003
Foto: ullstein bild - Oed
Der rumänische Diktator
Nicolae Ceaus
˛
escu an seinem
Foto: ullstein bild - Sven Simon
15 Vgl. Andreas Wirsching: Der Preis der Freiheit. Geschichte Europas in unserer Zeit, München 2012, S. 49.
16 Vgl.
[Stand: 14. März 2014].
17 Vgl. Wirsching (wie Anm. 15), S. 103.
Neue Serie: Ländernotizen 1. Folge: Bulgarien und Rumänien
Einsichten und Perspektiven 1 | 14
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brutale Vorgehen der
Securitate
gegen Demonstranten und
Regimegegner forderte dabei ungefähr 1.000 Opfer. Zum
Symbol der rumänischen Freiheitsbewegung wurde die
westrumänische Stadt Timis˛oara, die aufgrund ihrer Rand-
lage einen besseren Zugang zu westorientiertenMedien hat-
te und in der viele Angehörige der ungarischen, deutschen,
serbischen und jüdischen Minderheiten sowie der Roma
lebten.
15
Diktator Ceaus˛escu wurde nach einem Fluchtver-
such am 25. Dezember 1989 mit seiner Ehefrau Elena nach
einem kurzen Prozess vor einem Militärgericht erschossen.
Die sogenannte „Rettungsfront“ (FSM) unter dem kom-
munistischen Funktionär Ion Iliescu, der an der Absetzung
Ceaus˛escu beteiligt war und im Anschluss als Interimsprä-
sident fungierte, riss in der Folge die Macht an sich.
Iliescu gründete die Sozialdemokratische Partei
Rumäniens, deren Mitglieder sich im Wesentlichen aus der
früheren, nach dem Sturz Ceaus˛escus aufgelösten, Kommu-
nistischen Partei rekrutierten. Der Umsturz in Rumänien
wurde als „unvollendete Revolution“ bezeichnet, weil sich
der Demokratisierungsprozess aufgrund dieser Strukturen
nicht hinreichend entwickeln konnte. Die ersten freien Prä-
sidentschaftswahlen wurden bewusst früh für Mai 1990 an-
gesetzt, um den schlechter organisierten oppositionellen
Gruppen weniger Chancen zur Organisation zuzugeste-
hen.
16
Als Iliescu dabei im Amt bestätigt wurde, kam es zu
tagelangen Protesten in Bukarest, die mit Gewalt niederge-
schlagen wurden.
Iliescu blieb bis 1996 Präsident, dann unterlag er
seinem Herausforderer Emil Constantinescu von der
christdemokratischen Bauernpartei (PNT-CD). 2000 bis
2004 konnte er ein weiteres Mal das Präsidentenamt erlan-
gen. Ion Iliescu prägte als typischer Vertreter eines zum
„Demokraten“ gewendeten Ex-Kommunisten die Politik
des postkommunistischen rumänischen Staates. Durch per-
sonelle Kontinuitäten und Ämterpatronage, ein instabiles
Parteiensystem, aufkeimenden Nationalismus verbunden
mit gewalttätigen Ressentiments gegenüber den seit langem
in Rumänien beheimateten Minderheiten sowie drückende
Wirtschaftsprobleme in Verbindung mit hoher Arbeitslo-
sigkeit gestaltete sich der Start Rumäniens in die nachkom-
munistische Zeit sehr schwierig. Erst nach der „Herrschaft“
Iliescus kam es in Ansätzen zu einer Auseinandersetzung
mit der kommunistischen Vergangenheit.
17
Nach dem Kollaps der sowjetisch bestimmten
Ordnung Osteuropas brachen lange schwelende Spannun-
gen zwischen der rumänischen Bevölkerungsmehrheit und
unterschiedlichen Minderheiten auf. Nach dem Wahlsieg
Traian Bas˛escus (PD/DA), des ehemaligen Bürgermeisters
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