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besorgt die Getränke, bespricht die Organisation und
legt fest, wer den Dienst an derTheke oder an der Kas-
se übernimmt und wer die Gäste bedient. „Eine ideale
Form der Zusammenarbeit von behinderten und nicht
behinderten Kindern“, stellt die Sonderschullehrerin
heute zufrieden fest.
Inzwischen hat es, neben dem gemeinsamen Unter-
richt in den einzelnen Fächern, eineVielzahl von Ak-
tionen beider Schulen außerhalb des Unterrichts ge-
geben, z.B. einen Schullandheimaufenthalt, Sportfeste,
Weihnachtsfeiern, einTheaterprojekt und sogar einige
Videofilme. KeinWunder, dass beide Schulen auch
offizielle Anerkennung fanden. Denn mit der Bekannt-
machung des bayerischen Kultusministeriums vom
11. Juli 1997
*
wurden beide Schulen für den Bezirk Un-
terfranken zu Beratungsschulen für Kooperation er-
nannt. „Wir bieten“, so Rektor Fries, „allen Schulen
unsere vielfältige Hilfe an, wenn sie mit einer Förder-
schule kooperieren wollen.“
Für die Förderschüler, ist Hiltrud Eckl überzeugt,
könne man den Gewinn nicht hoch genug einschät-
zen. Denn behinderte Kinder seien von ihrem Natu-
rell her eher zurückhaltend. „Durch die gemeinsamen
Aktionen mit denVolksschülern haben meine Kinder
viel Selbstbewusstsein gewonnen. Sie agieren jugend-
gemäßer, bewegen sich selbstsicherer in der Stadt. Sie
leben einfach ein ganzes Stück weit mehr Normalität.“
Und die Hauptschüler? „Ihre anfängliche Ableh-
nung der Förderschüler war teilweise auch Unsicher-
heit“, erläutert Rektor Fries.Auch er habe, gesteht er
freimütig, beim ersten Zusammentreffen mit den
Werkstufenschülern Hemmungen gehabt. „So geht es
wohl allen, die nicht ständig Kontakt mit Behinderten
haben.“ Umso notwendiger sei es, diese Hemm-
schwellen schon von klein auf abzubauen. „Bei uns
haben inzwischen weder Lehrer noch Schüler Berüh-
rungsängste. Die Atmosphäre gegenüber denWerkstu-
fenschülern ist viel offener und toleranter geworden.“
*Das Verzeichnis der Beratungsschulen in Bayern
erhält man von der Redaktion EZ.
Integration
ie Initiative“, so Rektor Helmut Fries,
„geht natürlich mehr von den Förder-
schulen als von den Regelschulen aus.
Denn die Förderschulen brauchen
Anerkennung, suchen Normalität und
wollen integriert werden.“ Helmut
Fries ist Leiter der Hauger Volksschule
inWürzburg und berichtet von der Kooperation mit
der Christopherusschule, einer privaten Schule zur in-
dividuellen Lebensbewältigung im Stadtteil Zellerau.
Als er 1996 als Schulleiter an die Hauger Volks-
schule kam, gab es schon zwei Jahre eine Zusammen-
arbeit beider Schulen. Den Anstoß, so der Schulleiter,
hätten zwei sehr engagierte Lehrerinnen
gegeben.An-
fangs tauschten sich die beiden Lehrkräfte nur mit-
einander aus; dann begannen Sonderschullehrerin Hil-
trud Eckl und Hauptschullehrerin Ruth Römig, auch
gemeinsamen Unterricht zu machen.
Begünstigt wurden diese ersten Kontakte dadurch,
dass die Förderschule, die in einem anderen Stadtteil
liegt, so genannteWerkstufenklassen auslagern musste.
In diesen Klassen erhalten die zwischen 16 und 20
Jahre alten Schüler eine berufliche Ausbildung. Zwei
der ausgelagertenWerkstufenklassen zogen in die un-
mittelbare Nachbarschaft, eine Gruppe gar direkt in
das Gebäude der HaugerVolksschule.
Natürlich mussten sich die Schüler derVolksschule erst
an den Umgang mit den Jugendlichen aus der Förder-
schule gewöhnen.Vor allem die Schüler der höheren
Klassen, so Frau Eckl, hätten es anfangs abgelehnt, mit
„den Behinderten“ etwas zu machen. Diese negative
Einstellung habe sich dann aber bald gelegt. „Wir
machten dabei die Erfahrung“ ergänzt Ruth Römig,
„dass unsere Schüler umso selbstverständlicher miteinan-
der umgehen, je regelmäßiger sie zusammenkommen.“
Dies führte auch dazu, dass man vor einigen Jahren
das Schülercafé „Olé“ ins Leben rief. Gemeinsam rich-
tete man die Räumlichkeiten ein, stellt die Speisen her,
Nicht nur im Unterricht, sondern auch bei vielen Projekten undAktionen können
behinderte und nicht behinderte Schüler gemeinsame Sache machen.
Miteinander statt Nebeneinander
D
Ein Stück Normalität
Regelmäßig zusammenkommen
foto: privat