Magnesiumfak–
keln am Himmel
tauchten das
Zielgebiet in
gleißende Helle.
Dann dröhnten
die viermotori–
gen Flugzeuge
heran. Ihre
Bomben ver–
wandelten den
Westteil der
Stadt Cham in
ein Chaos.
Ein Augenzeu–
ge zeichnete
den nächtli–
chen Luftan–
griff.
Vor 250 Jahren
wurden deut–
sche Siedler in
das Banat geru–
fen. Diese
"Donauschwa–
.-----.-----------...,---,.--.::~---------------,
ben" sollten
POLEN
•
Budapest
UNGARN
einen lebendi–
gen Schutzwall
bilden gegen
die Vorstöße
des damals
mächtigen
Großreiches
der Türken.
1944 gerät das
Banat in den
Strudel des
Zweiten Welt–
kriegs. Auf
einer langen Irr–
fahrt versucht
man, Kinder in
Sicherheit zu
bringen. Die
Karte zeigt den
Weg von An–
fang bis zum
bitteren Ende.
Als um vier Uhr früh der Flie–
gerangriff beginnt, stürmt alles
ins Freie. " Lauf dort hinüber,
josef!" und "Hansi, bist du
noch da?" hören die Kinder den
Lehrer durch das Bombeninfer–
no rufen. Auf einmal verstummt
die Stiinme. Da ahnen die Bu–
ben : Der Mann, der sie ein hal–
bes Jahr lang durch alle Fähr–
nisse geleitet hat, wurde selbst
getroffen.
Die Gräber der Bombenopfer
im Friedhof Cham sehen heute
gepflegt aus. Wer hier verweilt,
dem drängt sich die Frage auf:
Welchen Sinn hatte die tragi–
sche Irrfahrt dieser Schüler?
Wäre es nicht besser gewesen ,
das Kriegsende zu Hause im
Banat abzuwarten? Band 5 der
amtlichen Dokumentation
11
Die
Vertreibung der Deutschen aus
Ost-Mitteleuropa" gibt darauf
eine erschütternde Antwort.
Das Schicksal der Daheim–
gebliebenen war entsetzlich .
Zehntausende wurden nach
dem Einmarsch der Russen von
den kommunistischen Tito-Par–
tisanen mit unbeschreiblicher
Grausamkeit umgebracht. Fast
6000 unschuldige Deutsche
wurden willkürlich erschossen,
darunter auch der Vater von
Ludwig Schwan . Reiche Ernte
hielt der Tod bei den Donau–
schwaben dann in den jugosla–
wischen Hunger- und Vernich–
tungslagern .
Hier
starb
Schwans Mutter. Elend umge–
kommen sind auch Tausende
der bis nach Sibirien zur
Zwangsarbeit Verschleppten.
Gut 100 000 Donauschwaben
dürften dem Terror
insgesq.mtzum Opfer gefallen sein , die
meisten lange nach Ende der
Kampfhandlungen .
Diese Schreckensbilanz läßt
den Auszug der Kinder in
einem anderen Licht erschei–
nen . Trotz der Todesnacht von
Cham war es für die Überle–
benden die Fahrt in eine besse–
re Zukunft. Sie sind heute über
50 Jahre alt, ihre Kinder längst
erwachsen . Vergessen aber
können sie die Erlebnisse nicht.
Bittet man sie, davon zu
sprechen, wird ihre Stimme
brüchig, füllen sich die Augen
mit Tränen. Der Schmerz um
eine verlorene Heimat, um tote
Jugendfreunde spricht aus
ihnen . Aber auch die Liebe zu
einem Lehrer, der Kindern bis
in den Tod die Treue hielt. Oft
stehen Blumen auf seinem
Grab in Cham .
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