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er derzeitige Weltre–
kord in 100 Meter Frei–
stil? - Das weiß Jens
auch nicht so genau. Mit sei–
ner persönlichen Bestzeit
von 1:09 ist der 11-Jährige
sicher noch weit davon ent–
fernt, obwohl er für sein Al–
ter schnell schwimmt, ziem–
lich schnell sogar. Sein Traum
ist einstweilen, bei den Süd–
deutschen Meisterschaften
Erster zu werden . Dafür trai–
niert der Schüler lang und
viel, genauso wie seine acht
Kameraden, Mädchen und
Jungen aus der 5 . Klasse
der Georg-Ledebour-Haupt–
schule und der 5. Gymnasial–
klasse der Bertolt-Brecht-Ge–
samtschule in Nürnberg. Er–
möglicht wird dies durch
ein neues Projekt zur Förde–
rung des Leistungssports, an
dem beide Schulen teilneh–
men.
An diesem Morgen geht
es vor allem um Ausdauer.
Bahn um Bahn legen die
Kinder im Schwimmbad zu–
rück - insgesamt 1,6 Kilome–
ter. Alle 100 Meter dürfen
sie am Beckenrand ein paar
Sekunden durchatmen, dann
geht es sofort weiter. „Das
ist sehr anstrengend", er–
klärt Jens, „ober das Trai–
ning macht trotzdem Spaß."
Und seine Schwimmkollegin
Ramono, die ebenfalls mit Be–
geisterung dabei ist, stimmt
ihm
ZU.
Es ist kein Geheimnis:
Spitzenleistungen im Sport
lassen sich heutzutage nicht
mehr allein durch hervorra–
gende Begabung erreichen .
Ohne ein in jungen Jahren
einsetzendes intensives Trai–
ning wird auch aus dem
größten Talent kein Olym–
piasieger mehr. Oft fehlt es
ober an den nötigen Rah–
menbedingungen, die eine
Zusammenarbeit von Leis–
tungssport und Schule vor–
sehen.
Und gerade wenn diese
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SCHULE
aktuell
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fehlen, können für die hoff–
nungsvollen
Nachwuchs–
sportler oft große schulische
Probleme entstehen . Denn
schon 10-Jährige müssen
heute 14 bis 18 Stunden pro
Woche trainieren, wenn sie
später international mithal–
ten wollen. Viele Wochen–
enden sind mit Wettkämp–
fen ausgefüllt und fallen so
für das Lernen weg . Bei man–
chen leistungsmäßig betrie–
benen Sportarten, wie etwa
dem Wintersport, lassen sich
außerdem Wettkampftage
während der Unterrichtszeit
oft nicht vermeiden . Damit
dieser hohe zeitliche Ein–
satz nicht auf Kosten der
schulischen Ausbildung geht,
ist eine enge Abstimmung
von Schule und Leistungs-
Wer Weltmeister
oder Olympia–
sieger werden will,
muss schon uon
klein auf uiel
trainieren. Damit
die Schule da–
bei nicht auf der
Strecke bleibt,
gibt es für junge
Leistungssportler
spezielle Angebote.
Spitzensport und S
sport wichtig .
Dafür existieren in Bay–
ern schon einige Modelle.
So gibt es zum einen Inter–
nate der Sportfachverbände
(Adressen s. Kosten), in de–
nen die Nachwuchssportler
pädagogisch und medizi–
nisch betreut werden, aber
eine externe Schule besu–
chen. Zum anderen gibt es
einzelne so genannte Part–
nerschulen des Leistungs–
sports, die bei der Betreu–
ung von Nachwuchssport–
lern eng mit den betreffen–
den Sportfachverbänden zu–
sammenarbeiten .
Nun ist zu diesen Ein–
richtungen das eingangs er–
wähnte Pilotprojekt des bay–
erischen Kultusministeriums
dazugekommen, das in die–
sem Schuljahr in Nürnberg
angelaufen ist und ob Herbst
1999 noch um die Standorte
München und Taufkirchen im
Landkreis München erwei–
tert wird. Es besteht aus ei–
nem Verbund von Haupt-
schule, Realschule und Gym–
nasium, die neben ihren
„normalen" Klassen jeweils
noch Leistungssportklassen
einrichten und in Partner–
schaft mit den Sportfachver–
bänden die Betreuung der
jungen Leistungssportler über–
nehmen. Dadurch istgewähr–
leistet, dass einerseits ein
Kind bei schulischen Schwie–
rigkeiten die Schulart wech–
seln kann, ohne aus der
Sportförderung ausscheiden
zu müssen. Andererseits zieht
ein eventueller Ausstieg aus
dem Leistungssport nicht
zwangsläufig das Verlassen
der Schule noch sich.
Wie funktioniert das Pilot–
projekt nun im Einzelnen?
Im Zeitraum von September
bis etwa Weihnachten wer–
den jeweils im Hinblick auf
das kommende Schuljahr
Kontakte mit talentierten
Schülern und deren Eltern
aufgenommen bzw. können
sich Interessenten an eine
Anlaufstelle wenden (s. Kos-