N
un ist es amtlich: Am
1. August 1998 tritt,
mit einer Übergangs–
frist bis ins Jahr 2005, die
Neuregelung der deutschen
Rechtschreibung in Kraft.
Nachdem am 1. Dezember
letzten Jahres die Kultusmi–
nisterkonferenz (KMK) den
Reformvorschlägen zustimm–
te, wurden sie am 14. De–
zember von den Minister–
präsidenten der Länder ge–
billigt.
Der Bundesminister des
Innern und der Bundeskanz–
ler haben grünes Licht ge–
geben, und auch die offizi–
elle Einspruchsfrist lief am
5. März dieses Jahres aus,
ohne daß nochmals ein Ve–
to eingelegt worden wäre.
Jetzt steht der gemeinsa–
men Erklärung Deutsch–
lands, Österreichs und der
Schweiz, deren Unterzeich-
nung in Wien für Juni vorge–
sehen ist, nichts mehr im
Wege.
Ursprünglich sollte der Re–
formentwurf bereits im Sep–
tember 1995 von der KMK
abgesegnet werden; aber
dann meldete der bayeri–
sche Kultusminister Beden–
ken an, denen sich bald Mi–
nisterkollegen und Minister–
präsidenten anderer Länder
anschlossen. Stein des An–
stoßes war die geplante Ein–
deutschung von Fremdwör–
tern, die z.B. aus dem
Re–
staurant
ein
Restorant
oder
den
Rhythmus
zum
Rytmus
gemacht hätte.
Auch Schreibungen wie
Frefel
oder
Packet
gingen
nicht nur Kultusminister Zehet–
mair zu weit. Wie er nach–
drücklich darlegte, dürfe un–
ser humanistisches Erbe,
das sich nicht zuletzt in der
BIS ZUM JAHR
1998 HABEN SIE
NOCH ZEIT.
DANACH MÜSSEN
SICH DEUTSCHE,
ÖSTERREICHER
UND SCHWEIZER
DARAN GEWÖH–
NEN, DASS MAN–
CHES ANDERS
GESCHRIEBEN WIRD
ALS FRÜHER.
EINES STEHT JETZT
SCHON FEST: RECHT–
SCHREIBEN WIRD
IN ZUKUNn NICHT
SCHWERER,
SONDERN LEICHTER.
Schreibweise von Begriffen
widerspiegle, die aus dem
Griechischen oder Lateini–
schen stammen, nicht ein–
fach vergessen werden.
Ebenso strikt lehnte er eine
radikale Veränderung im hi–
storisch tradierten Schrift–
bild ab, die etwa dem
Thron
oder der
Fehde
das
h
neh–
men wollte.
Kultusminister Zehetmair
empfand es auch als wenig
sinnvoll, Schüler, die eine
moderne Fremdsprache ler-
Dschungel gelichtet
nen, durch eine andere
Schreibung im Deutschen
zu irritieren. Bei aller Loya–
lität gegenüber der eigenen
Muttersprache dürfe man
hier „das Kind nicht mit
dern Bade" ausschütten.
So kam man schließlich
überein, neue Schreibungen
nur für Wortstämme zuzu–
lassen, bei denen sich eine
Eindeutschung ohnehin be–
reits angebahnt hat, wie im
Fall von
phon/fon, phot/fot
· und
graph/graf.
Bei Fremd–
wörtern französischen Ur–
sprungs ist eine behutsame
Eindeutschung vorgesehen
- wie schon in der Vergan–
genheit
Fassade
oder
Komi–
tee
darf jetzt z.B.
Fassette
statt
Facette
oder
Varietee
statt
Variete
geschrieben
werden . Auch der
Panter
oder der
Jogurt
sind nun als
Variante neben der bisheri-
gen Schreibweise erlaubt.
Die so beschlossene Re–
form bedeutet vor allem
eins: eine deutliche Verein–
fachung und Entrümpelung
des bislang geltenden Re–
gelwerks. Statt 212 Recht–
schreibregeln gibt es in Zu–
kunft nur noch 112. Systema–
tisiert hat man vor allem die
leidigen Problemfälle bei
der Groß- und Klein- bzw.
Getrennt- oder Zusammen–
schreibung, indem man Aus–
nahmen und Besonderhei–
ten beseitigte.
Die Worttrennung am Zei–
lenende enthält keine Fall–
stricke mehr, und der völlig
unübersichtliche Dschungel,
der im Bereich der Zeichen–
setzung gewuchert war und
nicht nur Schüler, sondern
auch Deutschlehrer oder Lek–
toren immer wieder strau–
cheln ließ, ist merklich ge–
lichtet: Die im Duden aufge–
führten 38, durch 23 Aus–
nahmen ergänzten Komma–
regeln wurden auf neun re–
duziert.
Sanfter Übergang
„In vielen Fällen hat der
Schreiber nun die Freiheit,
den Satz so zu gliedern, wie
er es für richtig hält", erläu–
tert Ministerialrat Dr. Stefan
Krimm, im bayerischen Kul–
tusministerium u.a. zustän–
dig für den Deutschunter–
richt an den Gymnasien und
außerdem Mitglied in der[>
SCHULE
aktuell
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