erlebnis und belegt in der Folge im–
mer mehr und immer teurere Kurse.
Die Jagd nach Glück und Erfolg endet
schließlich nicht selten im finanziellen
Ruin.
Die Aktivitäten von Scientology be–
schränken sich jedoch nicht auf das
Angebot von kostspieligen Lebenshil–
feseminaren. Die Organisation, die
nach eigener Aussage in Deutschland
über 30.000 Mitglieder verfügt - welt–
weit sollen es rund 8 Millionen sein -,
tritt als Weltanschauungsgemeinschaft
auf, deren Ideologie in dem Anspruch
gipfelt: „Wir errichten eine neue Ge–
sellschaft." Zu diesem Zweck hat Scien–
tology ein weitverzweigtes Netz an Un–
terorganisationen (vgl. Kasten S. 14)
Die Strategie:
E
s
beginnt meist
ganz harmlos.
Man spricht Pas–
santen auf der Straße an und lädt
sie
zu
einem kostenlosen Persönlich–
keitstest ein. Eigentliches Ziel aber
ist es, den Interessenten einen Kom–
munikationskurs
zu
verkaufen.
Diesen Test sowie Kurse und Semi–
nare bietet Scientology auch in
Zeitungsanzeigen an, ohne daß sich
die Organisation offen als Veran–
stalter
zu
erkennen gibt.
12 SCHULE
aktuell
aufgebaut.
Eine eigene Abteilung, das World
Institute of Scientology Enterprises
(WISE), widmet sich der Verbreitung
von scientologischen Verwaltungstech–
niken in Wirtschaftsunternehmen und
veranstaltet z.B. unter dem Deckman–
tel von Tarnorgani–
sationen Manage–
ment-Seminare für
Führungskräfte. Die
Association for Set–
ter Living and Edu–
cation (ABLE) ist vor–
wiegend für den Be–
reich Bildung und Er–
ziehung
zuständig,
während dem dritten
den „Kir–
clien" und „Missio–
nen", der Verkauf von
Büchern und vor allem
die Neurekrutierung von
Mitgliedern obliegt.
In den letzten Jahren
hat sich Scientology wie–
derholt an Jugendämter,
Bibliotheken und Schulen
gewandt und z.B. den
Fachbetreuern für Religi-
onslehre und Ethik kostenlo–
ses Informationsmaterial an–
geboten . Auch mit scientologisch ge–
führten Lern- und Nachhilfeinstituten
versucht die Organisation, über die
Kinder zahlungskräftige Eltern ·zu er–
reichen. Ob Drogenberatung, Rehabi–
litation von Strafgefangenen oder Kur–
se zur Steigerung der Kreativität: Das
Unternehmen versteht. es in jedem
Fall, zunächst verdeckt aufzutreten
und vermeintlich humanitäre, pädago-
gische oder therapeutische Ziele. vor–
zuschützen .
Wer bei Scientology unterschreibt,
dem bietet man zunächst eine Reihe
von internen Schulungen an. Dazu ge–
hört auch das Erlernen einer eigenen
Fachsprache, bei der alltägliche Sach–
verhalte mit pseudowissenschaftlichen
Kunstwörtern belegt werden: Man
handhabt
Probleme, anstatt sie zu lö–
sen, Kritiker der Organisation sind
un–
terdrückerische
oder
asoziale Perso–
nen,
die es zu isolieren gilt, und
Ethik
bedeutet nicht eine bestimmte Werte–
haltung, sondern die Beseitigung all
dessen, was den Interessen von Scien–
tology entgegensteht. Der Absolut–
heitsanspruch der Lehre verlangt die
unbedingte Identifikation der Mitglie–
der mit den Zielen der Bewegung .
Dem Neumitglied, genannt
Preclear,
wird nahegelegt, familiäre und sozia–
le Kontakte abzubrechen, wenn die
Gefahr besteht, daß er durch kritische
Bemerkungen von außen in seinen
Überzeugungen schwankend wird.
Ein wesentlicher Bestandteil der sci–
entologischen Praktiken ist das
Audi–
ting,
ein skurriles psychotherapeuti–
sches Verfahren, das das Unterneh-