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der Abiturprüfung verteilt. Die Grund–

richtung ist im übrigen, daß in Bay–

erns Gymnasien in der Regel ein fünf–

tes Element in das Abitur eingebracht

wird.

Was könnte das konkret sein?

Mir schwebt da zum Beispiel eine

fachübergreifende, vertiefte Hinfüh–

rung zur Studierfähigkeit vor, bei der

die Eigenleistung der jungen Leute im

Vordergrund steht. Ein Ansatz ist die

Facharbeit, weil der Schüler hier lernt,

selbständig zu arbeiten und in Zusam–

menhängen zu denken. Sie auszuwei–

ten und zusammen mit einem Kollo–

quium einzubringen wäre eine der

Möglichkeiten, an denen wir im Mo–

ment arbeiten.

Nach der KMK-Sitzung im vergange–

nen Dezember haben Sie gesagt, das

bayerische Abitur wird nicht schwerer,

sondern interessanter. Wie haben Sie

das gemeint?

Wenn innerhalb der drei verpflichten–

den Säulen Deutsch, Mathematik und

Fremdsprachen die Möglichkeit zu

fachübergreifenden Kursen besteht,

dann ist das mit Sicherheit eine inter–

essante Perspektive. Ich könnte mir

beispielsweise vorstellen, daß inner–

halb der vier Halbjahre, in denen

Deutsch eingebracht werden muß, ein

Halbjahr Philosophie und Literatur

4 SCHULE

aktuell

oder Rhetorik und Schreibpraxis da–

bei ist. Auch die Mathematik kann

durchaus für ein oder zwei Halbjahre

den Schwerpunkt auf Informatik le–

gen.

Manche Eltern, natürlich auch Schüler,

sind verunsichert, weil sie nicht wis–

sen,

was

auf sie zukommt. Wann

werden die geplanten Neuerungen

spruchreif sein?

Der Schulausschuß der KMK ist be–

reits dabei, auf der Basis des Be–

schlusses vom Dezember '95 den Text

einer neuen Oberstufenvereinbarung

zu erarbeiten, über die die Kultusmini–

ster voraussichtlich gegen Ende dieses

Jahres abstimmen werden . Die Ände–

rungen werden also frühestens für die

Schülerinnen und Schüler wirksam

werden, die im Schuljahr 1997/98

die 11. Klasse besuchen. Bis dahin

liegt aber noch ein hartes Stück Arbeit

vor uns, denn es geht nun natürlich,

wie man so schön sagt, ans Einge–

machte. Sicher werden da manche

Länder wieder Angst vor der eigenen

Courage bekommen, besonders die,

denen man in letzter Zeit vorgeworfen

hat, sie -hätten sich zu sehr den Vor–

stellungen des bayerischen Kultusmini–

sters angeschlossen.

Lassen Sie uns das Stichwort 'Vorstel–

lungen des bayerischen Kultusmini–

sters' aufgreifen. Welche Anforderun–

gen stellt er an einen Abiturienten des

Jahres 2000?

Er sollte einen möglichst hohen Grad

an Bildung nachweisen können, wo–

mit ich das meine, was übrig bleibt,

wenn man alles vergessen hat, was

man gelernt hat. Für einen künftigen

Akademiker wird dies zum einen die

Befähigung sein, sich seiner Mutter–

sprache auch in gehobener Form zu

bedienen. Zum zweiten erwarte ich

mir eine möglichst große Fremdspra–

chenkompetenz. Der Abiturient muß

auch die sehr komplexen Zusammen–

hänge von Naturwissenschaft und

Technik durchschauen können. Und

schließlich wird es ganz wichtig sein,

daß unsere jungen Menschen wieder

mehr zu Eigenverantwortung und

Selbständigkeit, zu Kritikfähigkeit und

Kreativität hingeführt werden .

Herr Minister, eine persönliche Schluß–

frage: Welche Abiturfächer würden Sie

heute wählen?

Als Leistungskurse würde ich Grie–

chisch und Geschichte wählen. Zum

einen, weil ich mehr einen Hang zu

den Sprachen und Geisteswissenschaf–

ten habe und weil für Griechisch das

gilt, was ich vorhin über Bildung sag–

te. Geschichte würde ich nehmen,

weil dieses Fach, mit politischer Bil–

dung vernetzt, heute wesentlich fun–

dierter behandelt wird als noch zu

meiner Zeit. Ich müßte mich außer–

dem natürlich der Mathematik stellen,

und auf Deutsch würde ich selbstver–

ständlich nicht verzichten wollen.

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