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8

Viel Kummer mit der Filiale

D

as Schulzentrum der

Stadt birst aus den

Nähten. längst ist es

zu eng, um alle Grund-,

Haupt- und Sonderschüler

unter einem Dach zu ver–

einigen. Im Nachbarort

aber steht ein Schulhaus

leer. Darum beschließt

der Stadtrat: "Vier Sonder–

schulklassen ziehen um."

Die Eltern der betroffe–

nen lernbehinderten Kin–

der aber sind außer sich:

"Den ohnehin Benachtei–

ligten wird damit der läng–

ste Schulweg zugemutet!"

Auch der Rektor der

Sonderschule ist über die

Entscheidung nicht glück–

lich. Am neuen Ort gibt es

nämlich weder Fachräu–

me noch Sportanlagen.

Was ihn und die Eltern

aber am meisten belastet:

Die lernbehinderten Kin–

der sind am Nachbarort

nur noch unter sich, das

heißt isoliert.

Die Eltern bestürmen

den Elternbeirat der Son–

derschule, den Stadträten

diesen Plan wieder auszu–

reden. Es beginnt ein jah-

Eine saubere Sache

Häuschen

im

Grünen

E

in blitzsauberes, blu–

mengeschmücktes

Holzhäuschen, um–

geben von Heckenrosen,

Haselnußsträuchern, einer

Birke; davor eine Ruhe–

bank auf makellosem Ra–

sen- was ist das? Die Ant–

wort liegt nicht auf der

Hand. Es ist eine Schul–

bushaltesteilet

Genau gesagt, eine von

neun vorbildlich gepfleg–

ten Haltestellen rings um

die Stadt S. Den erfreuli–

chen Anblick verdanken

die Bürger den Mädchen

und Buben ihrer Volks–

schule; denn sie betreuen

die Anlagen, pflegen die

Pflanzen, sorgen für Sau–

berkeit.

Es war der Elternbeirat,

der sich vor Jahren fragte:

Wie schützt man Schur–

buswartehäuschen

vor

Verwahrlosung? Beispiele

Ab ins

Abseits

relanges, oft entmutigen–

des Ringen mit allen mög–

lichen Stellen.

Der Elternbeirat er–

scheint beim Schulamt,

"bearbeitet" die ihm per–

sönlich bekannten Mit-

gliederdes Stadtrats, wen–

det sich an die Ortsgeistli–

chen, eine Delegation

fährt zur Schulabteilung

der Bezirksregierung. Die

ersten Vorstöße verheißen

wenig Erfolg.

die Ehern und ihr

Beirat lassen nicht lok–

ker. Die lokale Presse

greift dasThema aufund

unterstützt das Anliegen

derEitern. Da zeigtsichder

erste Erfolg. Aufein Schrei–

ben des Elternbeirats be–

schließt der Stadtrat: die

Auslagerung der lernbe–

hinderten Kinder soll nur

befristet gelten.

Ein zweiter Beschluß

sieht vor: Es soll ein leer–

stehendes Realschulge–

bäude hergerichtet wer–

den; die ausgelagerten

Sonderschüler will man

damit wieder ins Schul–

zentrum heimführen.

Nach drei Jahren ist es

geschafft: Schüler und El–

tern feiern die Einweihung

des neu herausgeputzten

Schulhauses und die

Rückkehr der Kinder ins

pädagogische Zentrum.

Schuljahres ein Wettbe–

werb die am besten ge–

pflegten Schulbushalte–

stellen prämieren.

Schulleitung, Stadtver–

waltung und Elternschaft

versprachen, die Aktion

Kräften zu unter–

M~,-.'~t·iit;•pn

Erfreut spen–

dafür, wie Schulbuswarte–

häuschen nach kurzer

Zeit auszusehen pflegen,

gab es in der Gegend zur

Genüge.

Da kam dem Elternbei–

rat die Idee: Die Pflege

der neuen Wartehäuschen

und der Grünanlagen ge–

hört in die Hände der

Schulkinder, die sie täg–

lich benützen. Das wäre

ein praktischer Beitrag

zum Umweltschutz und

würde die Kinder gleich–

zeitig dazu anhalten, mit

öffentlichem

Eigentum

sorgsam umzugehen. Als

Anreiz sollte am Ende des

dete der Bund Natur–

schutz die ersten tausend

Mark für die Bepflanzung.

So kam es zu einem Wett–

bewerb, der bald Tradi–

tionwurde.

Alljährlich prüfte eine

Jury, was es an den Häus–

chen und Grünanlagen zu

beanstanden gab. Die

Wochen nach dieser Vor–

besichtigung standen im

Zeichen von Reparaturar–

beiten und Verschöne–

rungsprozeduren. Für die

Ausbesserung von Schä–

den ist die Stadt zustän–

dig, alles andere überneh–

men die Kinder.

Da heißt es, den Rasen

sprengen und mähen, Un–

kraut jäten und Wege säu–

bern. Dann dreht die Jury

einezweiteRundeundver–

teilt die Siegerplätze. Die

Preise, etwa Bratwurst–

Gutscheine oder Eintritts–

karten in das Hallenbad,

stiftet die Stadtverwaltung.

Verdrußthema

Schulbus

Gefahren

beim

Fahren

A

ufgekratzt kommt die

14jährige Birgit von

der Schule nach

Hause. "Schon so früh?"

wundert sich die Mutter.

Birgit strahlt: "Geli und

ich sind per Anhalter ge–

fahren !"

Frau Weber findet die

Geschichte gar nicht toll.

"Das machen aber viele",

meint Birgit. "Warum sol–

len wir ewig auf den

Schulbus warten?" Frau

Weber ist Mitglied im

Elternbeirat und kennt

das Verdrußthema "Schul–

bus".

Der Bus holt die Kinder

zwar pünktlich nach der

6. Stunde von der Schule

ab. Endet der Unterricht

aber bereits nach der 5.

Stunde- dann müssen die

Schüler warten.

Seit langem bemüht

sich der Schulleiter beim

Landkreis um einen zwei–

ten Bus. leider vergebens.

Ein knappes Stündchen

Wartezeit sei zumutbar.

Die Schüler hätten ja

einen Warteraum.

Frau Weber, entsetzt

über Birgits Autostop–

Abenteuer, bringt bei der

nächsten ElternbeiTatssit–

zung das Schulbuspro–

blem zur Sprache. Alle

anwesenden Mütter und

Väter unterstützen die

Forderung nach einer

zweiten Busverbindung.

Nun informiert der El–

ternbeirat das Landratsamt

über die gefährlichen An–

haltefahrten der Mädchen

während der Wartezeiten.

Gleichzeitig bittet er, eine

zweite

Busverbindung

einzurichten. Der Landrat

folgt der Anregung und

veranlaßt, daß der vor–

handene Schulbus bei Be–

darf zweimal fährt.

Einer soll von der

Schule fliegen

Vetoohne

Wirkung

S

olche Affären erleben

Elternbeiräte

zum

Glück nur selten.

)

Wenn es aber doch ein-

~

mal passiert, daß ein

Schüler von der Schule

fliegen soll, dann müssen

sie wissen, worauf's an–

kommt.

Der

siebzehnjährige

Gymnasiast Peter K. hat in

einer bösen Schmähschrift

Lehrer M. beleidigt, be–

schimpft und sogar be–

droht. Eine einmalig

gleisung? leider neir.

ters Sündenregister liest

sich wie ein Fortsetzungs–

krimi.

Für den Disziplinaraus–

schuß der Schule ist das

Bubenstück der Tropfen,

der das Faß zum Überlau–

fen bringt. Da Peter vor

wenigen Monaten die Ent–

lassung schon angedroht

wurde, soll jetzt Ernst ge–

macht werden.

Der

Disziplinaraus-

schuß ist laut Schulord–

nung ein Gremium, das

an Gymnasien immer

dann

zusammentritt,

wenn sich ein Schüler

eine schwere Verfehlung

zuschulden kommen läßt.

Dem

Disziplinaraus-

schuß gehören neben

dem Leiter der Schule und

dessen ständigem Vertre–

ter sieben weitere Mitglie–

der des lehrerkolleg,;·

an. Er prüft den Sacn _,–

halt, gibt dem Schüler

ausreichend Gelegenheit,

sich zu äußern und ver–

hängt dann über den De–

linquenten eine Ord–

nungsmaßnahme.

Die

schwerste ist die Entlas–

sung.

Mit eingeschriebenem

Brief teilt die Schule Pe–

ters Eltern mit, daß ihr

Sohn entlassen werden

soll. Herrn und Frau K.

trifft diese Hiobsbotschaft

hart. Hilfesuchend wen–

den sie sich an den Eltern–

beirat.

Damit ist dieses Gre–

mium nach Artikel 64 Ab–

satz 1 des Bayerischen Er–

ziehungs- und Unter–

richtsgesetzes (EUG) offi–

ziell eingeschaltet. Als er–

stes läßt sich der Eltern–

beirat von der Schule das

Ergebnis der Untersu-