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Viel Kummer mit der Filiale
D
as Schulzentrum der
Stadt birst aus den
Nähten. längst ist es
zu eng, um alle Grund-,
Haupt- und Sonderschüler
unter einem Dach zu ver–
einigen. Im Nachbarort
aber steht ein Schulhaus
leer. Darum beschließt
der Stadtrat: "Vier Sonder–
schulklassen ziehen um."
Die Eltern der betroffe–
nen lernbehinderten Kin–
der aber sind außer sich:
"Den ohnehin Benachtei–
ligten wird damit der läng–
ste Schulweg zugemutet!"
Auch der Rektor der
Sonderschule ist über die
Entscheidung nicht glück–
lich. Am neuen Ort gibt es
nämlich weder Fachräu–
me noch Sportanlagen.
Was ihn und die Eltern
aber am meisten belastet:
Die lernbehinderten Kin–
der sind am Nachbarort
nur noch unter sich, das
heißt isoliert.
Die Eltern bestürmen
den Elternbeirat der Son–
derschule, den Stadträten
diesen Plan wieder auszu–
reden. Es beginnt ein jah-
Eine saubere Sache
Häuschen
im
Grünen
E
in blitzsauberes, blu–
mengeschmücktes
Holzhäuschen, um–
geben von Heckenrosen,
Haselnußsträuchern, einer
Birke; davor eine Ruhe–
bank auf makellosem Ra–
sen- was ist das? Die Ant–
wort liegt nicht auf der
Hand. Es ist eine Schul–
bushaltesteilet
Genau gesagt, eine von
neun vorbildlich gepfleg–
ten Haltestellen rings um
die Stadt S. Den erfreuli–
chen Anblick verdanken
die Bürger den Mädchen
und Buben ihrer Volks–
schule; denn sie betreuen
die Anlagen, pflegen die
Pflanzen, sorgen für Sau–
berkeit.
Es war der Elternbeirat,
der sich vor Jahren fragte:
Wie schützt man Schur–
buswartehäuschen
vor
Verwahrlosung? Beispiele
Ab ins
Abseits
relanges, oft entmutigen–
des Ringen mit allen mög–
lichen Stellen.
Der Elternbeirat er–
scheint beim Schulamt,
"bearbeitet" die ihm per–
sönlich bekannten Mit-
gliederdes Stadtrats, wen–
det sich an die Ortsgeistli–
chen, eine Delegation
fährt zur Schulabteilung
der Bezirksregierung. Die
ersten Vorstöße verheißen
wenig Erfolg.
die Ehern und ihr
Beirat lassen nicht lok–
ker. Die lokale Presse
greift dasThema aufund
unterstützt das Anliegen
derEitern. Da zeigtsichder
erste Erfolg. Aufein Schrei–
ben des Elternbeirats be–
schließt der Stadtrat: die
Auslagerung der lernbe–
hinderten Kinder soll nur
befristet gelten.
Ein zweiter Beschluß
sieht vor: Es soll ein leer–
stehendes Realschulge–
bäude hergerichtet wer–
den; die ausgelagerten
Sonderschüler will man
damit wieder ins Schul–
zentrum heimführen.
Nach drei Jahren ist es
geschafft: Schüler und El–
tern feiern die Einweihung
des neu herausgeputzten
Schulhauses und die
Rückkehr der Kinder ins
pädagogische Zentrum.
Schuljahres ein Wettbe–
werb die am besten ge–
pflegten Schulbushalte–
stellen prämieren.
Schulleitung, Stadtver–
waltung und Elternschaft
versprachen, die Aktion
Kräften zu unter–
M~,-.'~t·iit;•pn
Erfreut spen–
dafür, wie Schulbuswarte–
häuschen nach kurzer
Zeit auszusehen pflegen,
gab es in der Gegend zur
Genüge.
Da kam dem Elternbei–
rat die Idee: Die Pflege
der neuen Wartehäuschen
und der Grünanlagen ge–
hört in die Hände der
Schulkinder, die sie täg–
lich benützen. Das wäre
ein praktischer Beitrag
zum Umweltschutz und
würde die Kinder gleich–
zeitig dazu anhalten, mit
öffentlichem
Eigentum
sorgsam umzugehen. Als
Anreiz sollte am Ende des
dete der Bund Natur–
schutz die ersten tausend
Mark für die Bepflanzung.
So kam es zu einem Wett–
bewerb, der bald Tradi–
tionwurde.
Alljährlich prüfte eine
Jury, was es an den Häus–
chen und Grünanlagen zu
beanstanden gab. Die
Wochen nach dieser Vor–
besichtigung standen im
Zeichen von Reparaturar–
beiten und Verschöne–
rungsprozeduren. Für die
Ausbesserung von Schä–
den ist die Stadt zustän–
dig, alles andere überneh–
men die Kinder.
Da heißt es, den Rasen
sprengen und mähen, Un–
kraut jäten und Wege säu–
bern. Dann dreht die Jury
einezweiteRundeundver–
teilt die Siegerplätze. Die
Preise, etwa Bratwurst–
Gutscheine oder Eintritts–
karten in das Hallenbad,
stiftet die Stadtverwaltung.
Verdrußthema
Schulbus
Gefahren
beim
Fahren
A
ufgekratzt kommt die
14jährige Birgit von
der Schule nach
Hause. "Schon so früh?"
wundert sich die Mutter.
Birgit strahlt: "Geli und
ich sind per Anhalter ge–
fahren !"
Frau Weber findet die
Geschichte gar nicht toll.
"Das machen aber viele",
meint Birgit. "Warum sol–
len wir ewig auf den
Schulbus warten?" Frau
Weber ist Mitglied im
Elternbeirat und kennt
das Verdrußthema "Schul–
bus".
Der Bus holt die Kinder
zwar pünktlich nach der
6. Stunde von der Schule
ab. Endet der Unterricht
aber bereits nach der 5.
Stunde- dann müssen die
Schüler warten.
Seit langem bemüht
sich der Schulleiter beim
Landkreis um einen zwei–
ten Bus. leider vergebens.
Ein knappes Stündchen
Wartezeit sei zumutbar.
Die Schüler hätten ja
einen Warteraum.
Frau Weber, entsetzt
über Birgits Autostop–
Abenteuer, bringt bei der
nächsten ElternbeiTatssit–
zung das Schulbuspro–
blem zur Sprache. Alle
anwesenden Mütter und
Väter unterstützen die
Forderung nach einer
zweiten Busverbindung.
Nun informiert der El–
ternbeirat das Landratsamt
über die gefährlichen An–
haltefahrten der Mädchen
während der Wartezeiten.
Gleichzeitig bittet er, eine
zweite
Busverbindung
einzurichten. Der Landrat
folgt der Anregung und
veranlaßt, daß der vor–
handene Schulbus bei Be–
darf zweimal fährt.
Einer soll von der
Schule fliegen
Vetoohne
Wirkung
S
olche Affären erleben
Elternbeiräte
zum
Glück nur selten.
)
Wenn es aber doch ein-
~
mal passiert, daß ein
Schüler von der Schule
fliegen soll, dann müssen
sie wissen, worauf's an–
kommt.
Der
siebzehnjährige
Gymnasiast Peter K. hat in
einer bösen Schmähschrift
Lehrer M. beleidigt, be–
schimpft und sogar be–
droht. Eine einmalig
gleisung? leider neir.
ters Sündenregister liest
sich wie ein Fortsetzungs–
krimi.
Für den Disziplinaraus–
schuß der Schule ist das
Bubenstück der Tropfen,
der das Faß zum Überlau–
fen bringt. Da Peter vor
wenigen Monaten die Ent–
lassung schon angedroht
wurde, soll jetzt Ernst ge–
macht werden.
Der
Disziplinaraus-
schuß ist laut Schulord–
nung ein Gremium, das
an Gymnasien immer
dann
zusammentritt,
wenn sich ein Schüler
eine schwere Verfehlung
zuschulden kommen läßt.
Dem
Disziplinaraus-
schuß gehören neben
dem Leiter der Schule und
dessen ständigem Vertre–
ter sieben weitere Mitglie–
der des lehrerkolleg,;·
an. Er prüft den Sacn _,–
halt, gibt dem Schüler
ausreichend Gelegenheit,
sich zu äußern und ver–
hängt dann über den De–
linquenten eine Ord–
nungsmaßnahme.
Die
schwerste ist die Entlas–
sung.
Mit eingeschriebenem
Brief teilt die Schule Pe–
ters Eltern mit, daß ihr
Sohn entlassen werden
soll. Herrn und Frau K.
trifft diese Hiobsbotschaft
hart. Hilfesuchend wen–
den sie sich an den Eltern–
beirat.
Damit ist dieses Gre–
mium nach Artikel 64 Ab–
satz 1 des Bayerischen Er–
ziehungs- und Unter–
richtsgesetzes (EUG) offi–
ziell eingeschaltet. Als er–
stes läßt sich der Eltern–
beirat von der Schule das
Ergebnis der Untersu-