Bei der Anmeldung zu den Kursen der Münchner Volkshochschule gibt es lange Schlangen.
6,7
S,5 6,0 Mio.
Mio. Mio• •
4.3.
1
M
1977 1979 1981 1983
ln der staat–
lich geförder–
+~n
Erwach-
.
nenbil–
dunggabes
1977 über
vier Millionen
Teilnehmer.
1983waren
es schon
fast sieben
Millionen.
wichtiger Lebensbereich , kein
Fachgebiet. Aus dieser bunten
Vielfalt wählen die Teilnehmer
Schwerpunkte.
Eindeutiger Favorit der bil–
dungshungrigen . Erwachsenen
war im Jahr 1983 der Themen–
bereich Kunst, Kultur und musi–
sche Betätigung. Mehr als 1,9
Millionen Teilnehmer besuch–
I:Pn
hier die Veranstaltungen
r staatlich anerkannten Trä–
ger. Dahinter folgte der Bereich
Philosophie, Religion, Weltan–
schauung und . Theologie mit
einer Million Teilnehmern .
Den dritten Rang behaupteten
die Themen Gesellschaft, Poli–
tik und Wirtschaft. Über
850000 Erwachsene besuchten
diese Veranstaltungen .
Auf den nächsten Plätzen fol-
. gen Länder- und Völkerkunde,
Gesundheitsbildung und Haus–
wirtschaft,
Erziehungsfragen
und Sprachen. Daraus kann
man folgern : Nichts steht bei
den wissensdurstigen Erwach–
senen so hoch im Kurs wie die
klassische Allgemeinbildung.
Für dieses vielfältige Angebot
brauchen die Träger der Er–
wachsenenbildung Lehrkräfte,
Unterrichtsräume, Lehrmittel
und VerwaltungspersonaL Das
alles kostet Geld, viel Geld .
Wer stellt es bereit?
Zunächst einmal die Teilneh–
mer selbst. Die Kursgebühren,
die sie zahlten, machten 1983
mit 82 Millionen Mark fast die
Hälfte des Gesamtetats aus. Die
andere Hälfte wird durch Zu–
schüsse finanziert. Über 58
Millionen kamen im Jahre 1983
von den Kirchen und Kom–
munen, von Gewerkschaften
und Verbänden. 26 Millionen
schoß die Staatskasse zu.
Grundlage für die Zahlung
aus dem Steuersäckel ist das
"Gesetz zur Förderung der Er–
wachsenenbildung" vom 24.
Juli 1974. Es verlangt von den
Veranstaltern in _erster Linie
eine planmäßige pädagogische
Arbeit. Was die Erwachsenen
aus Schule und Studienzeit an
Bildungsgut mitbringen, soll
durch die Kurse, Vorträge und
Seminare nun vertieft, erneuert
und erweitert werden.
Ausgeschlossen von der
staatlichen Förderung sind da–
her Kaffeefahrten, Konzertbesu–
che und Kegelabende ebenso
wie
Betriebsbesichtigungen,
Chorproben oder Schwimm–
kurse für Babys.
Auch die reine berufliche
Fortbildung oder Umschulung
sowie Kurse, in denen man nur
einem Hobby frönt, es aber
nicht neu erlernt, bleiben ohne
Zuschuß aus dem SteuersäckeL
Weitere Voraussetzungen :
Die Veranstaltungen müssen
für jedermann offenstehen . Ein–
zelunterricht ist ausgeschlos–
sen. Der Staat will in die Finan–
zen und Leistungen der Träger
Einblick gewährt haben .
Vater Staat
schießt zu
Aber die staatliche Förderung
beschränkt sich nicht nur auf
Geld. Nach dem Willen des
Gesetzgebers soll die Erwach–
senenbildung auch mit Lehr–
und Arbeitsmitteln unterstützt
werden und für den Unterricht
kostenlos Logis nehmen dürfen
in öffentlichen Gebäuden wie
Klassenzimmern und Hörsälen.
Im übrigen hält sich der Staat
zurück. Selbständig und in ei–
gener Verantwortung bestim–
men die einzelnen Träger der
Erwachsenenbildung, welche
Themen sie anbieten, wen sie
zum Kursleiter auswählen, wo
sie Schwerpunkte ihrer Arbeit
setzen.
Der Staat unterhält auch kei–
ne eigenen Einrichtungen. Die
Aufgaben der Erwachsenenbi
1-
dung sind nämlich anders als
• die von Schule und Universität.
Sie will Fähigkeiten und Kennt–
nisse, die man aus der Jugend–
zeit mitbringt oder im Beruf er–
worben hat, erweitern und ver–
tiefen, künstlerische Talente
anregen und fördern.
Daher soll auch jeder frei
entscheiden, ob, wie und wo–
rin er sich weiterbildet- ohne
staatlichen Lehrplan, ohne
Schulpflicht und Reglement
von "oben".
Das lebhafte Interesse an der
Erwachsenenbildung
zeigt:
Menschliches Lernen ist nicht
auf Kindheit und Jugendjahre
beschränkt. Es umfaßt alle Al–
tersstufen, auch die gereiften
Jahrgänge; denn Stillstand ist
Rückschritt.
Ihn zu verhindern, haben
sich die Träger der Erwachse–
nenbildung zur Aufgabe ge–
macht. Mit ihrem Bildungsan–
gebot helfen sie, den Bürger
mündig und entscheidungsfä–
hig zu machen .
Das ist nicht nur ein Dienst
am einzelnen, sondern an der
gesamten Gesellschaft; denn
mündige und entscheidungsfä–
hige Bürger sind das Rückgrat
jeder Demokratie.
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