Die Technik von heute ist viel–
leicht morgen schon überholt.
Die alten Tugenden aber bleiben
immer modern.
kein Schlendrian geduldet
werden.
Auch
Handwerksmeister
achten sehr auf diese Tugen–
den. Daneben fällt auf, daß sie
der Zielstrebigkeit besonderen
Wert beimessen : Die Arbeit soll
zügig von der Hand gehen.
"Zielstrebigkeit" haben auch
ie Bankleute auf den Fragebö–
•n hoch bewertet. Außerdem
wünscht man sich hier von den
Lehrlingen eine tüchtige Por–
tion Initiative. Sie sollen im
Umgang mit dem Kunden ra–
sche und selbständige Entschei–
dungen treffen können.
Lehrlinqe
schwer mOrdnung
So verschieden die Wirt–
schaftszweige auch sein mö–
gen, die Lehrlinge stimmen
überall mit den Ausbildern
weitgehend überein. Alles in
allem: Angesichts der vielen
Chaoten und Rabauken auf den
Bildschirmen ein überraschen–
des, ein erstaunlich positives
Ergebnis. Wer hätte gedacht,
daß die große Mehrheit der Ju–
gend auf die altbewährten Tu–
genden "abfährt"?
Das Institut der deutschen
Wirtschaft gab sich aber mit
den bloßen Aussagen der Ju–
gendlichen noch nicht zufrie–
den. Denn jeder weiß: Nicht
nur die Einstellung eines Lehr–
lings zu bestimmten Werten ist
entscheidend. Genauso wichtig
für eine reibungslose und er–
folgreiche Ausbildung ist die
Persönlichkeit eines jungen
Menschen.
Keine Eigenbrötler
und Duckmäuser
Im Betriebsalltag hängt näm–
lich viel davon ab, ob man ein
aufgeschlossener Arbeitskolle–
ge ist oder ein Eigenbrötler, ob
man beim Meister seine Mei–
nung frei heraussagt oder ein
Duckmäuser ist. Die Wissen–
schaftler in Köln wollten also
wissen: Welche Persönlichkei–
ten stecken hinter unseren jun–
gen Leuten? Deshalb arbeiteten
sie eine Reihe von speziellen
Testfragen aus. Diese wurden
wieder beiden Gruppen, das
heißt Ausbildern und Lehrlin–
gen, vorgelegt. Hier ein Bei–
spiel aus dem Fragebogen:
Auf die Behauptung "Soweit
es geht, helfe ich den anderen
Auszubildenden" standen fol–
gende vier Antworten zur
Wahl :
Ein guter Kontakt zu den Mitarbeitern ist bei der
Ausbildung wichtig.
- Ohne Hilfe geht es nicht.
- Wenn ich kann, dann helfe
ich auch.
- Wenn ich dadurch keinen
Nachteil habe, helfe ich
-schon mal.
- jeder ist sich selbst der
Nächste.
Die Lehrlinge sollten eine der
vier Antworten ankreuzen und
zwar die, die ihrer Einstellung
am nächsten kommt. Die Aus–
bilder mußten diejenige Ant–
wort auswählen, die ihrer Mei–
nung nach auf Platz 1 gesetzt
werden sollte. Das Schaubild
oben rechts zeigt die Ergeb–
nisse.
Gegenseitige Unterstützung
ist nach Meinung der Lehrlinge
das A und 0 im Arbeitsleben.
Auch der kollegiale Kontakt ist
ihnen wichtig. Darüber hinaus
sind die meisten bereit, die ei–
gene Meinung im Betrieb zu
vertreten.
Damit erfüllen die Lehrlinge
voll die Erwartungen ihrer Aus–
bilder. Denn auch diese wün–
schen sich junge Leute, die
hilfsbereit sind, kontaktfreudig
und selbstbewußt
ln einem Punkt klaffen die
Meinungen der beiden Test–
gruppen allerdings deutlich
auseinander. Wenn es nämlich
Die Wissenschaftler
in Köln fragten nicht
nur nach Arbeitstugen–
den. Sie wollten auch
wissen: Sind persön–
liche Merkmale wie
etwa Zivilcourage oder
Leistungswille wichtig
für die Ausbildung?
Ein hoher Prozentsatz
der Lehrlinge (rote Bal–
ken) und der Ausbilder
(blaue Balken) sagten
dazu ja. Nur in puncto
Freizeit gab es eine
Differenz.
darum geht, das Wochenende
oder den Feierabend für die
Ausbildung zu opfern, dann ge–
fällt dies - im Gegensatz zu 93
Prozent der Ausbilder - nur
knapp
60
Prozent der Lehr–
linge.
Fazit der Untersuchung:
Nicht nur Fachkenntnisse, das
sogenannte Know-how, zählen
in Ausbildung und Beruf. Es
kommt auch auf die innere Ein–
stellung, auf Haltung und Cha–
rakter, auf so "altmodische"
Dinge wie Moral und Tugend
an. Darüber sollten sich alle
Schulabgänger im klaren sein.
Dann läuft ihre Berufsausbil–
dung von Anfang an richtig.
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