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Handvoll

Blumen, Obst und dazu ein

frisches weißes Taschentuch

mitbringen. Obst und Geld

mußte ich abliefern, dann

die Schuhe ausziehen . Der .

Lehrer führte mich in das ab–

gedunkelte Meditationszim–

mer. Darin stand ein Altar

mit dem Bild von Guru Dev,

mit Kerzen, Blumen, Räu–

cherstäbchen, Salz, Wasser.

Ich wurde eindringlich er–

t über die Zeremonie

schweigen. Dann bekam

eine Blume in die Hand

und stellte mich neben den

Lehrer. Er l;>egann mit fremd–

ländischem Singsang, legte

Obst, Taschentuch und Blu–

me auf eine flache Schale vor

dem Bild des Guru , be–

sprengte die Gegenstände mit

Wasser und verbrannte in ei–

nem Schälchen Salz. Dann

sprach er das geheimnisvolle

,Mantra'. Ich mußte das

Mantra wiederholen, es im–

mer leiser sprechen und

schließlich nur noch denken.

Dann folgten 10 Minuten

Meditation mit dem Lehrer

und weitere 10 Minuten al–

lein . Zum Schluß bekam ich

Verhaltensmaßregeln für die

täglichen Übungen zu Hau–

se. "

Als Garantie dafür, daß die

TM-Übungen auch tatsäch–

lich ins Glücksziel führen, be–

müht die TM-Werbung pau–

senlos die Wissenschaft. Der

Laie aber kann die Qualität

der Tabellen und Statistiken

meist amerikanischer Her–

kunft nur schwer nachprüfen.

Einige Stichproben, dieS

&

W

machte, geben durchaus An–

laß zu größter Skepsis. Da

wurden z. B. auf einem TM–

Plakat 15 deutsche Universi–

täten und Institute genannt,

die angeblich " laufend " For–

schungen über TM durchfüh–

ren . Aber als sich S & W dort

erkundigte, kamen z. B. Ant–

worten wie diese: Jorschun–

gen über Transzendentale

Meditation werden und wur–

den nicht betrieben." Oder :

" Um die Verwendung des

Universitätsnamens untersa–

gen zu können, wäre ich Lh–

nen dankbar, wenn Sie uns

eine Kopie des Plakats zu–

kommen lassen könnten. "

Ein Professor kommentiert

das " Privatgutachten", das

ein Angestellter auf Universi–

tätspapier über TM erstellt

hat : "Ein solcher Unsinn

würde

niemals

offizielle

Lehrmeinung sein können."

Nach solcher Ernüchterung

sprach S

&

W auch mit Prof.

Dr. johann Kugler, Abtei–

lungsleiter der Psychiatri–

schen Klinik der Universität

München, Spezialist für Hirn–

wellenforschung und führen"

der Meditationsfachmann. Er

betonte: Meditation ist zu–

nächst nichts grundsätzlich

Schlechtes. Selbstversenkung

kann heilsam sein. Seit Jahr–

tausenden kennt und benützt

die Medizin Entspannungs–

übungen. Doch der TM-Theo–

rie und der TM-Praxis steht

Prof. Kugler mißtrauisch ge–

genüber. Als ihm S & W

" wissenschaftliche" Tabellen

aus

TM-Werbeprospekten

vorlegte, sagte er : "Diese

Meßergebnisse

bekommt

man auch von Leuten, die

sich nur ruhig hinlegen und

entspannen."

Dazu paßt eine persönliche

Mitteilung von Prof. Dr. K.

Offenloch: ,,Untersuchungen

an der j .-W.-Goethe-Univer–

sität Frankfurt ergaben, daß

die elektrische Hirnaktivität

während der sogenannten

Transzendentalen Meditation

sich von der Hirnaktivität

während des Übergangsstadi–

ums zwischen Wachen und

Schlafen nicht unterscheidet."

Ist also das, was die TM–

Bewegung als großen Heile–

Heile-Segen aus dem Hima–

laya importiert, lediglich das

eigene Einschlafen?

Damit könnte dieser Be–

richt enden, wäre da nicht

noch das erschütternde Ge–

spräch, das S & W mit einer

Mutter führte. Ihre minder–

jährige Tochter kommt nach

der Schule jetzt nicht mehr

heim. ln einem Weltplancen–

ter der TM-Bewegung absol–

viert sie Kurse, führt die

Kundenkartei, hilft bei Pla–

kat-Aktionen. Statt des ver–

sprochenen Höhenflugs ins

Glück erleben Mutter und

Geschwister, wie ihnen das

Mädchen auf bedrückende

Weise entfremdet wird, sich

in Kleidung, Umgang völlig

ändert, vegetarisch zu leben

beginnt und fast nicht mehr

ansprechbar ist. " Geistiges

Kidnapping" nennt das di·e

Mutter und sagt wörtlich zu

S

&

W: " Ich kann nur ganz

eindringlich vor TM warnen."

Ähnlich sind auch die Berich–

te der Angehörigen von jun–

gen Leuten, die ihr Studium

aufgeben, um ganz mit oder

für TM zu leben .

Nachdrücklich warnen Wis–

senschaftler wie Prof. Kug ler

vor einem leichtfertigen Um–

gang mit der Meditation.

P~of.

Dr. Langen, Direktor

der Klinik für Psychotherapie

an der Universität Mainz,

empfindet die Betreuung der

TM-Schüler durch fachkundi–

ge Meditationsfüh rer als viel

zu dürftig. Er sieht in der

TM-Metbode Gefahren vor

allem für jugendliche und

kennt aus seiner Praxis viele

Beispiele: schwere vegetative

Regulationsstörungen,

Ab–

weichungen von der norma–

len

Persönlichkeitsentwick–

lung, wahnhafte Krankheits–

bilder, · die schließlich in

psychiatrische Heilbedürftig–

keit einmünden.

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