ten der Eitern als Ursache haben und
die vermeintliche Lese-Rechtschreib–
schwäche bisweilen auf das zu hohe
Tempo im Deutschunterricht zurück–
zuführen ist. Die Gegenmaßnahmen
dürfen daher meist nicht nur beim
Kind selbst ansetzen, sondern müs–
sen Eitern, Geschwister oder auch
Lehrer miteinbeziehen.
Die vordringlichste Aufgabe beim
ersten Beratungstermin besteht darin,
die eigentlichen Ursachen eines Pro–
blems herauszufinden; wichtigstes
Hilfsmittel dafür ist das Gespräch; Ei–
ne große Rolle spielen bei Kindern
psychologische Tests; aber auch aus
Zeichnung~n,
welche die Mädchen
und Buben in der Beratungsstelle an–
fertigen, läßt sich viel über vorhande–
ne Familienstrukturen und damit ver–
bundene Spannungen ablesen.
Nicht immer sind es jedoch gestör–
te Beziehungen, die zu einem auffäl–
ligen Verhalten eines Kindes führen.
Gar nicht so selten liegt der Gr.und
hierfür in einer Erkrankung, einer Be–
hinderung oder einem körperlichen
Mangel. Gerade in solchen Fällen ist
dann die Zusammenarbeit mit weite–
ren Spezialisten, etwa Ärzten, Logo–
päden oder Kinder- und Jugend–
psychiatern, unabdingbar.
"Bei einem hyperkinetischen Kind,
landläufig Zappelphilipp genannt,
kommt es z. B. manchmal darauf an,
daß zusätzlich zu unseren Maßnah–
men das richtige Medikament ver–
schrieben wird. Natürlich brauchen
Durch
Testsläßt
sichauch
herausfin·
den, ob
familiäre
Spannun-
genvor–
handen
sind.
Oft
ist
es
notwendig,
daßJu–
gendliche
zusammen
mitden EI·
temz:um
Beratungs·
gespräch
kommen.
daneben die Eitern Hilfe", so Harald
Salzwedel, "denn sie müssen ja das
Anderssein ihres Kindes annehmen,
akzeptieren und die richtige Erzie–
hungsweise erlernen." Um dies den
Betroffenen zu erleichtern, gibt es in
Bayreuth spezielle Elterngruppen, in
denen Erfahrungen ausgetauscht so-
FREIE ENTSCHEIDUNG
wie richtige Verhaltensstrategien be–
sprochen und eingeübt werden.
Auf welche Formen der Beratung
bzw. Behandlung man zurückgreift,
hängt vom Einzelfall ab. Grundsätz–
lich ist das Spektrum hier sehr breit,
es reicht vom Eitern- und Familienge–
spräch über die Einzel- oder Grup–
pentherapie für Jugendliche bis hin
zur heilpädagogischen Betreuung für
Buben und Mädchen. Soweit erfor–
derlich, können die Gespräche auch
außerhalb der Beratungsstelle statt–
finden, und falls nötig, so verweisen
die Berater auf andere Fachleute,
etwa niedergelassene Psychothera–
peuten oder Logopäden, damit diese
die Behandlung fortführen.
Allein die vielfältigen Ansätze zei–
gen, was auch die Statistik belegt,
daß die meisten Erziehungsprobleme
mit einem einmaligen Besuch in einer
Beratungsstelle nicht abgetan sind.
Sichergestellt ist jedoch, daß die
Ratsuchenden zu jedem Zeitpunkt
mitbestimmen, wie die weitere Ver–
gehensweise aussehen soll. Niemand
wird also zum Besuch eines Ge–
sprächskreises oder zu einer Thera–
pie gedrängt, denn im Vordergrund
steht die freie Entscheidung und das
Erziehungsrecht des einzelnen.
Ein grundsätzliches Problem liegt
allerdings darin, daß noch immer
viele Eitern, aber ebenso Jugendliche
Hemmungen haben, sich an eine Be–
ratungsstelle zu wenden. Sei es, weil
sie diesen Schritt als Eingeständnis
eigenen Versagens betrachten oder
weil sie unsicher sind, ob sie dort für
ihre Sorgen die richtigen Ansprech–
partner finden. Um diesem Problem
zu begegnen, wurden vom Kultusmi–
nisterium gemeinsam mit dem Sozial–
ministerium bereits vor einigen Jah–
ren Empfehlungen zur Zusammenar–
beit zwischen Schulen und Erzie–
hungsberatungsstellen herausgege–
ben, welche nicht nur auf die wertvol–
le Ergänzung zum schulischen Bera–
tungssystem hinweisen, sondern vor
allem auch die Vermittlerfunktion der
Lehrer hervorheben.
Danach haben die Schulen z. B.
durchaus die Möglichkeit, Mitarbei–
ter der Erziehungsberatungsstellen
zu Lehrerkonferenzen oder allgemei–
nen Informationsveranstaltungen ein–
zuladen; ebenso spricht nichts dage–
gen, daß solche Fachleute zu be–
stimmten Zeiten ihren Dienst an der
Schule anbieten, etwa an den Eltern–
sprechtagen. Eine wichtige Anlauf–
stelle für Schüler oder Eitern, die Hil–
fe brauchen, ist in jedem Fall der Be–
ratungslehrer der Schule. Von ihm er–
fährt · man auch die Adresse der
nächstgelegenen
Erziehungsbera–
tungsstelle. Ein Verzeichnis aller An–
schriften kann von der Redaktion
SCHULE
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