Nimmt man nun die Schulbusunfäl–
le einmal genauer unter die Lupe, so
ergibt sich folgendes Bild: Gut 40
Prozent ereignen sich im Fahrzeug,
jeweils knapp ein Viertel beim War–
ten an der Haltestelle sowie beim
Ein- und Aussteigen und etwa 13 Pro–
zent beim Überqueren der Fahrbahn,
wobei hier die Folgen am schwerwie–
gendsten sind.
Was läßt sich nun gegen diese Un–
fälle unternehmen? Der erste Ansatz–
punkt ist ohne Zweifel, daß der Weg
zur Bushaltestelle und diese selbst
möglichst verkehrssicher gestaltet
werden. Fußgängerampeln, eine ge–
eignete Lage der Haltestelle, so daß
ein Überqueren der Fahrbahn even–
tuell gar nicht nötig ist, und das An–
bringen von Schutzgittern an der Hol-
testeile sind dazu sicher ein wesent–
licher Beitrag. Gar nicht hoch genug
einschätzen kann man in diesem Zu–
sammenhang die Tätigkeit der Schul–
weghelfer, die dafür Sorge tragen,
daß die Schüler nicht unüberlegt die
Straße überqueren, an der Bushalte–
stelle kein Chaos herrscht und das
Ein- und Aussteigen einigermaßen
reibungslos vonstatten geht. Das
gleiche gilt für die Schulbusbegleiter,
die mithelfen, die Sicherheit der Kin–
der während der Fahrt zu gewährlei–
sten. Zugegeben, leicht fällt eine sol–
che Aufgabe nicht immer, wenn man
aber bedenkt, daß dadurch Kinder
vor Unfällen bewahrt und Menschen–
leben gerettet werden, so lohnt sich
die Mühe auf jeden Fall.
Grundvoraussetzung während der
Fahrt bleibt jedoch, daß auch der
Busfahrer sich korrekt verhält und im
Umgang mit seinen jungen Fahrgä–
sten den richtigen Ton trifft. Seit eini–
gen Jahren gibt es deshalb spezielle
NEUE BESTIMMUNG
Seminare für Schulbusfahrer, die in
der Regel vom jeweils zuständigen
Landratsamt in Zusammenarbeit mit
dem ADAC und der Verkehrswacht
durchgeführt werden. Bedenkt man
beispielsweise, daß heute bereits
große Firmen für die Fahrer ihrer
Werkbusse die Teilnahme an speziel–
len Trainingsprogrammen verlangen,
so sollte es nur recht und billig sein,
daß Schulbusfahrer, denen ja unsere
Kinder anvertraut sind, ein solches
Angebot nützen.
Wenn es um die Sicherheit der
Schüler geht, so sind natürlich die
Schulen ganz besonders in die Pflicht
genommen. Sie werden daher in der
Regel bei der Gestaltung der Fahr–
pläne oder der Streckenfestlegung
hinzugezogen, halten Kontakt zu den
Busfahrern und organisieren den
Schülerlotsendienst. Zudem stehen
sie in enger Verbindung mit dem
Schulaufwands- bzw. Aufgabenträ–
ger, der ja den Beförderungsvertrag
mit dem Busunternehmer abschließt
und daher weit größere Einflußmög–
lichkeiten besitzt als die Schule
selbst. Damit hier von vornherein die
Weichen richtig gestellt werden, er–
arbeitete das Kultusministerium einen
Mustervertrag, der die entscheiden–
den Problembereiche und die not–
wendigen Sicherheitsbestimmungen
berücksichtigt und als Orientierungs–
hilfe für die Kommunen gedacht ist.
Wichtige Ansprechpartner für al–
les, was mit dem Thema ,Sicherer
Schulweg' zu tun hat, sind die Örtli–
chen Verkehrssicherheitsbeauftrag–
ten, die ihren Sitz bei den Landrats–
ämtern, den kreisfreien Städten, den
Großen Kreisstädten und den Poli–
zeidirektionen haben. Sie stellen die
eigentliche Anlaufstelle für Eltern
oder Schüler dar, die Beschwerden,
Wünsche oder Anregungen in Sa–
chen Schulbus vorbringen
wolleni
denn es gehört speziell zu ihren Auf–
gaben, zusammen mit der Schule, der
Gemeinde und Verkehrsexperten
Gefahrenstellen zu entschärfen oder
zu beseitigen.
Es versteht sich von selbst, daß
auch die Eltern ihren Beitrag hierzu
leisten können und müssen - etwa
schon dadurch, daß in der Familie
immer wieder über das richtige Ver–
halten auf dem Schulweg und im
Schulbus gesprochen wird. Wer zu–
dem dafür sorgt, daß der Sohn oder
die Tochter sich am Morgen rechtzei–
tig auf den Schulweg macht, verhin–
dert, daß zum Beispiel aus Zeitnot ei–
ne gefährliche Abkürzung einge–
schlagen oder einfach die notwendi–
ge Vorsicht .außer acht gelassen
wird. Unerläßlich ist, daß die Eltern
mit Schulanfängern den Weg von der
Wohnung zur Haltestelle und zurück
einüben, denn nur durch praktisches
Training an Ort und Stelle lernen die
Kinder das richtige Verhalten im
Straßenverkehr.
Freilich sollten sich die Erwachse–
nen immer bewußt sein, daß Kinder
trotz aller Vorbeugemaßnahmen
manchmal Situationen falsch ein–
schätzen, unerwartet reagieren oder
unvorsichtig sind. Daher müssen die
anderen Verkehrsteilnehmer ein be–
sonderes Augenmerk auf sie richten.
Die ,Verordnung zur Verbesserung
der Sicherheit an Schulbushaltestel–
len', die vom bayerischen Innenmini–
sterium angeregt wurde, will dem
Rechnung trageni sie sieht vor, daß
künftig an haltenden Schulbussen au–
ßerhalb geschlossener Ortschaften
der Verkehr in beiden Richtungen an–
halten muß. ln Kraft tritt diese neue
Bestimmung, die nur das Bundesver–
kehrsministerium in Bonn erlassen
kann, voraussichtlich zum nächsten
Schuljahr. Schon heute muß aber für
jeden Autofahrer an den Schulbus–
haltestellen gelten: "Vorsicht, Kinder!
Gasweg!".
0
Kinder verhahen
sich
nicht immer
verkehrsgerecht.