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rau Ecker-Rosendahl, vor 20 Jah–
ren wurden Sie bei den Olympi–
schen Spielen in München als
er–
folgreichste bundesdeutsche Leicht–
athletin gefeiert. Was ist geblieben?
Ne ganze Menge! Vor allem sind es
Erfahrungen, die mein Leben ent–
scheidend geprägt haben . Allerdings
kann man oll das nicht auf einen
Punkt, einen einzigen Sieg fixieren,
sondern dies gilt allgemein für die
Tatsache, daß ich Leistungssport be–
trieben habe. Ich wehre mich auch
ein bißchen dagegen, daß man eine
solche Endabrechnung auf Heller
und Pfennig vornimmt.
Haben die Medaillen von München
Ihr Leben verändert?
Eigentlich nicht! Sehen Sie, ich war
damals 25, habe beständig auf diese
Olympischen Spiele hingearbeitet,
·hart trainiert - auch was meine Per–
sönlichkeit anbelangt -, und dann
stellte sich eben der Erfolg ein. Die
wirklich große Überraschung, die ei–
nen hätte aus der Bahn werfen kön–
nen, war das für mich nicht; bei ganz
jungen Sportlerinnen mag das viel–
leicht anders sein.
Inwiefern?
Es ist ein verdammt schönes Gefühl,
auf dem Siegertreppchen ganz oben
zu stehen, und es besteht sicher die
Gefahr, daß man den Boden unter
den Füßen verliert und das Ganze
einfach nicht mehr realistisch ein–
schätzt, also wirklich glaubt, man sei
jetzt der König auf Erden . Nicht zu
vergessen die völlig neue Populari-
12 SCHULE
aktuell
SPORT IST
IN MEINEN
AUGEN
KÖRPERPFLEGE.
tätsstufe, die einem zuwächst und die
manche Tür öffnet, aber durchaus
auch sehr belastend sein kann. Wis–
sen Sie, in dem Moment, wo Sie be–
kannt sind, will jeder eine Tasse Kaf–
fee mit Ihnen trinken. Man muß da
schon sehr aufpassen, daß man nicht
herumgereicht wird .
Wie kamen Sie zum Leistungssport?
Ich bin in einem Elternhaus groß ge–
worden, das dem Sport sehr zugetan
war. Bereits mein Vater hat Lei–
stungssport betrieben und als Leicht–
athlet Deutsche Meisterschaften ge-
wonnen. Ich bin also, wie man so sagt,
von klein auf hineingewachsen; aktiv
wurde ich dann mit 15, 16 Jahren.
Sind Sie heute noch eng mit dem
Sport verbunden?
Selbstverständlich . Bis vor zwei Jah–
ren habe ich bei Bayer Leverkusen
den Leichtathletiknachwuchs trai–
niert. Aus beruflichen Gründen muß–
te ich das allerdings aufgeben, so
daß ich derzeit nur noch allgemein in
der Abteilung mitarbeite.
Was hat sich Ihrer Meinung nach in
den letzten 20 Jahren im Leistungs–
sport verändert?
Vieles! Einmal schon, daß der Sport
heute eine andere Rolle im Leben des
einzelnen Athleten spielt. Manche
Spitzensportler reden zum Beispiel
davon, daß Leichtathletik ihr Job, ihr
Beruf sei, für den sie eben arbeiten,
trainieren, ja ganz da sein müßten.
Früher war das anders, ich habe in
meiner aktiven Zeit mein Studium
durchgezogen und dann als Dozentin
an der Sporthochschule, später als
Trainerin gearbeitet. Natürlich mußte
ich daneben mein Trainingspensum
absolvieren - das versteht sich von
selbst; aber irgendwo wäre es mir
doch zu einseitig gewesen, mich nur
auf meine sportlichen Disziplinen zu
konzentrieren.
Und die finanzielle Seite?
Ja, es besteht heute - ebenfalls eine
Neuerung- die Möglichkeit, mit dem
Sport seinen Unterhalt zu bestreiten.
Ich meine, es ist durchaus in Ord–
nung, daß man für seine Leistung
Geld bekommt; problematisch wird
es dort, wo es nur noch darum geht.
Aber seien wir doch mal ehrlich : Im
Bereich der Leichtathletik gibt es viel–
leicht 20 Leute auf der Weit, die mit
ihrem Sport so viel Geld verdienen,
daß sie auch später davon ihr Aus–
kommen haben . Die meisten leben
doch von der Hand in den Mund, und
wenn sie dann ihre aktive Laufbahn
beenden, stehen sie ohne Beruf da.