Hier wird die Versuchsanlage offiziellihrer Bestimmung übergeben.
Rechts hinten: Dlpl.-hig. Alols Storck, der Initiator und Förderer des
Solar-Experiments am Wlllibald-Giuck-Gymnaslum in Neumarkt
Fortsetzung von Seite 8
des Willibald-Gluck-Gymna–
siums: Dipl.-lng. Alois Storck.
Er war es auch, der den Grund–
stock legte zur jetzt voll funk–
tionierenden solaren Simula–
tionsanlage des Gymnasiums.
Vier Quadratmeter Solarzellen–
fläche organisierte er zu einem
sehr günstigen Preis für seine
alte Schule und gab dadurch
den jungen Solarforschern den
entscheidenden Anstoß. Sein
Expertenwissen half ihnen auch
über die ersten Hürden.
Solartechnik und Gymnasia–
sten - wie
paf~t
das zusam–
men? Der Neumarkter Experi–
mentierklub zeigt: Theoreti–
sches Wissen allein reizt die
Schüler nicht. Sie wollen die
Sache in die Hand nehmen,
wollen gestalten, tüfteln, die
Probleme der Sonnenenergie
selbst erfahren.
"Die anfänglichen Schwie–
rigkeiten waren groß", erzählt
Studienrat Kury.
11
Wir mußten
die ganze Anlage selber auf–
und ausbauen, wobei uns aller–
dings freundliche Handwerker
der Stadt mit Rat und Tat zur
Seite standen ." ln dieser Pio–
nier-Phase der Arbeitsgemein–
schaft konnten sich die Schüler
eine Reihe von handwerklichen
Kenntnissen und Fertigkeiten
aneignen . Sie lernten, wie man
Rohre verlegt, übten sich im
Einglasen und Lackieren, im
Schrauben und Spenglern.
Ein verständnisvoller Kreis–
baurat stellte dem Solarkurs
Materialien wie Rohre, Drähte,
Schrauben, Metallplatten usw.
im Wert von fast 3000 Mark zur
Verfügung. Die Spendenaktion,
die der Oberbürgermeister von
Neumarkt für den gleichen
Zweck mit einer großzügigen
10
Finanz-Spritze in Gang setzte,
erbrachte das notwendige Geld
für Ventile und Thermostate,
für Umwälzpumpe und Meßge–
räte.
"Das Prinzip der Solartech–
nik ist einfach", erklärt Studien–
rat Kury, der Leiter der Arbeits–
gruppe, dem S&W-Reporter.
"Sonnenkollektoren
verwan–
deln Sonnenenergie in Wärme.
Die Sonnenstrahlen werden
von schwarzen Absorbern auf–
genommen, die von einer Flüs–
sigkeit, meist Wasser, durch–
strömt werden. Dieses Wasser
kann sich durch die Sonnenein–
strahlung bis auf Temperaturen
um 90 Grad erhitzen . Ein Sy–
stem von Röhren und Schläu–
chen leitet es in einen Wärme–
tauscher. Dort wird Solarener–
gie an das Brauchwasser wei–
tergegeben . So können die
Schüler die Versorgung eines
kleinen Haushalts mit Wärme
simulieren ."
Im Herbst 1978 war der Aus–
bau der Anlage am Willibald–
Giuck-Gymnasium abgeschlos–
sen. Seither haben sich die Auf–
gaben des Neumarkter Solar–
Kurses erheblich gewandelt.
Die Teilnehmer gehen nun im–
mer mehr zu selbständigen Ex–
perimenten über. Dabei steht
die wissenschaftliche Auswer–
tung der Versuche im Vorder–
grund. Die Schüler messen die
Sonnenintensität, prüfen die
unterschiedliche Erwärmung
des Speicherwassers bei verän–
dertem Sonnenstand. Sie be–
rechnen die Energieverluste,
die während des Wärmetrans–
ports innerhalb der Anlage auf–
treten und versuchen, die Ener–
gieausbeute dadurch zu stei–
gern, daß sie den Kollektor dem
günstigsten Sonnenstand an–
passen, d. h. die Anlage "nach–
führen". Deshalb ist die Solar–
zellenfläche um eine Achse
schwenkbar und darum steht·
die ganze Anlage auch auf
Rollen.
Ein Schüler bastelt gerade an
einem Solarimeter zum exakten
Messen der Sonnenenergie.
Außerdem gilt es, den Kollektor
und die anderen Gerätschaften
stets dem modernsten Stand der
Technik anzupassen. Heftig be–
gehrt ist zur Zeit ein elektri–
scher Anschluß für die Um–
wälzpumpe der Solaranlage im
Schulgarten. Dann könnte man
mit Sonnenenergie den Pflan–
zen "von unten" einheizen und
aufregende Versuche im Rah–
men des Biologieunterrichts
Der Dreh
mit
derSonne
Nur wenn die Strahlen
senkrecht auf den Kollek–
tor fallen, Ist die Ausbeute
an Sonnenenergie optimal.
Dieser Schaltplan, entwik–
kelt von einem Neumarkter
Gymnasiasten, löst das
Problem, wie man Sonnen–
strahlen und Kollektorflä–
che automatisch Im gün–
stigsten Winkel zueinander
hält. Der 12-Volt-Gielch–
strommotor M1 Im roten
Feld sorgt mit Hilfe von
Photozellen (F1, F2), Wi–
derständen (R1, R2) und
Transistoren (T1, T2) für
die senkrechte Verstel–
lung. Die entsprechenden
Schaltelemente Im blauen
Feld bewirken die horizon–
tale Drehung.
starten: Ein riesiges neues Expe–
ri mentierfeld!
Die Versuchsmöglichkeiten
der mobilen Energieanlage sind
so vielfältig, daß mittlerweile
auch schon Facharbeiten für
den Kollegstufen-Leistungskurs
Physik aus der Experimentier–
gruppe hervorgegangen sind .
Ein Kollegiat arbeitete z. B.
über die "Entwicklung einer
Steuerelektronik zur Nachfüh–
rung von Sonnenkollektoren" .
Den von ihm ausgetüftelten
Schaltplan für die beiden Be–
wegung~motoren
(je einen für
die vertikale und die horizonta–
le Drehung) finden Bastler auf
dieser Seite. Eine andere Fach–
arbeit trägt den Titel "Messun–
gen und Berechnungen im Be–
reich der Heliotechnik".
Daneben konzentriert sie
die Arbeitsgruppe auf die Spe
cherung der Sonnenwärme. Je
länger man die aus dem Weltall
gewonnene Wärme "lagern"
kann, um so unabhängiger wird
der Solarbetrieb vom Wetter.
Obwohl auch an klaren Win–
tertagen reichIich Energie zu
gewinnen ist, arbeiten die Neu–
markter Gymnasiasten bis jetzt
nur während der warmen Jah–
reszeit. Die Frostgefahr ist näm–
lich im Winter gerade an schö–
nen Strahlungstagen besonders
groß, und diesem Risiko möch–
te man die Anlage nicht ausset–
zen . Schließlich hat man mit
ihr noch viel im Sinn .
Herr Kury und sein Schüler–
kreis steuern nämlich ein
schwer zu realisierendes Fern–
ziel an. Sie möchten ihre Erfah–
rungen und ihr experimentelles
Wissen für den Energiehaush
der eigenen Schule nutzen .
Dem steht freilich viel im We–
ge.
Die Simulationsanlage
benötigt derzeit leider noch
einen vollen Tag, um die Tem–
peratur von · 80 Liter Brauch–
wasser auf 60 Grad Celsius zu
bringen . Damit läßt sich nicht
allzuviel anfangen. Deshalb
liebäugelt man seit längerem
mit der Idee, die Kollektorflä–
chen zu vergrößern, sie fest in
der Schule einzubauen, um
dann die Duschen der Turnhal–
le mit warmem
11
Solarwasser"
zu versorgen. Auch die ver–
suchsweise Beheizung eines
Klassentraktes der Schule mit
von der Sonne kostenlos tem–
perierter Warmluft steht zur
Diskussion. Aber bis dahin sind
noch viele bautechnische und
auch baubehördliche Hürde11
zu nehmen. Dennoch ist rr
in Neumarkt zuversich•"
Schließlich weiß man si
der Seite des Fortschritts