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Der Name der Zeitung verrät das Programm: mit

kleinen Schritten weit kommen.

der ersten Nummer war also

ein ganz großer Erfolg. Aber

nicht nur in finanzieller Hin–

sicht. Die lebendige Schüler–

zeitung hatte auf Anhieb das

alte, wenig beachtete Schul–

haus wieder ins Bewußtsein

gerückt, seine Sorgen zum

allgemeinen Gesprächsstoff

1. nacht.

Dieses erfreuliche Echo gab

Auftrieb, die Zeitung wurde

zur ständigen Einrichtung.

An freiwilligen Helfern fehlte

es nie. Eher mußte Rektor

Gschwilm dafür sorgen, daß

die Redaktion überschaubar

und arbeitsfähig blieb.

Die

Ameise,

wie die Zei–

tung bald getauft wurde, be–

schränkte sich jedoch nicht

nur auf das Sammeln von

Spenden. Schule und Dorf–

leben lieferten den Jung–

Journalisten Stoff in Fülle.

Als Sprachrohr des Schüler–

forums regte die Ameise die

Gründung einer Jugendgrup–

pe an, die bald mit Ausflü–

gen, Diskussionsrunden, Film–

abenden und Theaterstücken

wie "Der Brandner Kaspar"

von sich reden machte.

Auch die Gründung der

Wellheimer Wasserwacht, die

im örtlichen Schwimmbad für

Sicherheit und Ordnung sorgt

und inzwischen zum mit–

gliederstärksten Verein im

Dorf heranwuchs, geht auf

eine Initiative der

Ameise

zu–

rück. Ebenso setzte sich die

Zeitung für eine bessere Ver–

kehrsregelung vor der Schule

ein, machte mit, als Lehrer

und Schüler selbst Hand an

das alte Schulhaus legten und

die Fußböden ausbesserten,

Zimmer frisch weißelten und

eine neue Anschlagtafel auf–

stellten.

Nachrichtenbörse

auch für Bürger

überall , wo sich in den

Dörfern des Schulverbandes

etwas tut, ist die

Ameise

da–

bei. So etwa auch damals, als

die Kinder aus der Biesen–

harder Siedlung Probleme

mit dem Schulbus hatten.

Außer informativen Beiträgen

über das Preisschießen des

Schützenvereins, die Ehrung

von Schwimmern der Wasser–

wacht oder einen Brief von

Kultusminister Prof. Maier,

der sich über den Einsatz der

Kinder für ihre Schule gefreut

hatte, bringt die

Ameise

auch

bildende Artikel über die

Kultur und Geschichte der

Landschaft. Dann wieder er–

zählen Schüler von ihrer

Theaterfahrt nach lngolstadt,

von einem Aufenthalt im

Schullandheim oder einer

B~triebserkundung.

Daß die Ameise Biß hat,

zeigt sie in einer Glosse über

Berater, Mitarbeiter und geistiger Vater der

Schülerzeitung: Rektor Erich Gschwilm.

Modetorheiten und in der

Kritik an einem auflagenstar–

ken

Jugendmagazin.

Sie

nimmt sich auch kein Blatt

vor den Mund, wenn es ein–

mal ein Lehrer mit der Schul–

ordnung nicht so genau

nimmt.

Inzwischen hat sich die

Ameise

von ihrem bescheide–

nen Anfang mit

17

Seiten

und einer Auflage von

150

Exemplaren zu einem Volu–

men von

44

Seiten und

450

Heften pro Ausgabe gemau–

sert. Unter den Fittichen von

Rektor Gschwilm wuchs das

Blatt über eine Schülerzei–

tung hinaus, wurde eine Art

lokalblatt, Schulanzeiger und

Veranstaltungskalender

für

den ganzen Schulverband.

Zunehmend erhält die

Amei–

se

darum auch Anzeigen ört–

licher und überörtlicher Art,

die aber interessanterweise

genauso von Schülerhand ge–

staltet werden wie die übri–

gen Beiträge.

Damit es nicht langweilig

wird, blödeln die Schüler–

Redakteure zur Abwechslung

auch einmal kräftig drauflos,

wie etwa bei dieser profun–

den Wettervorhersage: "Mor–

gens meistens Aufhellung.

Gegen abend wird's zuneh–

mend dunkler. Nachts finster

bis schwarz, bei Regen

feucht."

An anderer Stelle laden die

Schüler zu einem Vortrags–

abend des Volksbildungs–

werks ein, machen auf einen

Gymnastikkurs oder einen

Fotowettbewerb aufmerksam

und rühren die Werbetrom–

mel für eine lokale Kunstaus–

stellung. Dann wieder grü–

ßen sie eine kranke Mitschü–

lerin, warnen vor den Gefah–

ren des Skateboard-Fahrens

oder bringen gar einen Bei–

trag für türkische Kinder und

ihre Eltern, den sonst nie–

mand versteht.

Nicht zuletzt durch die

rege Aktivität der Ameise

wurden die Wellheimer Schul–

probleme so sehr in den Blick–

punkt der Öffentlichkeit ge–

rückt, daß der ersehnte Neu–

bau nun Wirklichkeit gewor–

den ist. Rektor Gschwilm ist

nicht mehr mitgezogen in die

neuen Klassenzimmer. Zum

fünften Mal in seinem leh–

rerleben hat er den Dienst–

ort gewechselt. Seine Gedan–

ken schweifen in, die Zu–

kunft: "Ich wünsche der

Ameise,

daß sie auch im

neuen Schulhaus und ohne

mich noch lange lebt. Hof–

fentlich stellen die Schüler an

meiner jetzigen Schule in

Kipfenberg mit dem gleichen

Schwung und Fleiß eine

zweite

Ameise

auf die Bei–

ne."

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