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Die Gesundheitsberichte des Landgerichtsarztes Dr. Schleis von Löwenfeld (1772-1852)
Einsichten und Perspektiven 3 | 17
weist darin auf Ersuchen der benachbarten bambergischen
Hofkammer nachdrücklich auf die Gefahr von holzzerstö-
renden Insekten hin, die andernorts bereits große Schäden
verursacht hätten und die wirtschaftliche Nutzung von
Forsten undWäldern durchGewerbe, Hammerwerke, Fab-
riken und Bäckereien jetzt auch in der Oberpfalz bedroh-
ten. Detailliert beschreibt er Schädlinge wie Fichtenspin-
ner, Harzmotte, Borkenkäfer, oder Waldraupe, wobei er
auf Kenntnisse zurückgreifen konnte, die er in Ingolstadt
als Medizinstudent und Assistent der botanischen Anstalt
erworben hatte. Er erwähnt auch Magen- und Darment-
zündungen durch den Verzehr von Heidelbeeren, an denen
Haare der Raupe klebten, sowie Entzündungen und Beu-
len am Körper von Holzfällern. Kinder und Erwachsene
seien daran schon gestorben. Zur Bekämpfung empfiehlt er
unter anderem, Schweine zum Raupenfressen in die Wäl-
der zu treiben. Honoratioren wie Pfarrer und Beamte soll-
ten mit ihren Schweinen den Anfang machen. Wichtig war
ihm die Aufklärung der Bevölkerung, insbesondere in den
Schulen. Dort sollten die Kinder nicht anhand von Abbil-
dungen, sondern durch anschauliche Betrachtung von
gesammelten Insekten diese kennenlernen und mit kleinen
Geschenken für die beste Beschreibung belohnt werden:
„Diese anschauliche Betrachtung des natürlichen Kör-
perbaues wird meines Erachtens weit mehrern Eindruck
machen, als alle, für so viele Menschen allzukostspielige
Anschaffung noch so getreu illuminierter Abbildungen“.
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Stadtphysikus in Schwandorf: Medizinische Ortsbe-
schreibung der Stadt Schwandorf
Am 24. Februar 1798 wurde Schleis von Löwenfeld von
der kleinen pfalzneuburgischen Grenzstadt Schwandorf als
Stadtphysikus angestellt, wo er der erste ärztliche Amtsträ-
ger mit Medizinstudium war. Der junge Amtsarzt hatte
sich damit um alle medizinischen Belange in der Stadt zu
kümmern, die Behörden bei der Seuchenbekämpfung zu
beraten und mittellose Kranke in der Stadt sowie im Bür-
gerspital unentgeltlich zu behandeln.
Bereits nach einem Jahr als Physikus in Schwandorf legte
der Arzt im Mai 1799 eine knapp 50-seitige Publikation
mit dem Titel „Medizinische Ortsbeschreibung der Stadt
Schwandorf im Nordgau“ vor.
10
9 Ebd., S. 30.
10 Christoph Raphael Schleis von Löwenfeld: Medizinische Ortsbeschreibung
der Stadt Schwandorf im Nordgau, Sulzbach 1799, vgl. http://reader.
digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb11000389_00005.html[Stand: 21.09.2017], die Textstellen werden hier wie auch in der folgen-
den Topographie über Sulzbach ohne Seitenangaben referiert.
Er folgte damit einem Beispiel seines früheren Univer-
sitätsprofessors Heinrich Palmatius von Leveling (1742-
1798), der zwei Jahre zuvor eine „Medizinische Ortsbe-
schreibung von Ingolstadt“ veröffentlicht hatte.
11
Für den
bayerischen Raum handelte es sich um die dritte medizi-
nische Topographie nach Regensburg 1787
12
und Ingol-
11 Heinrich Palmatius von Leveling: Medizinische Ortsbeschreibung von
Ingolstadt in Baiern, Ingolstadt 1797, vgl.
https://books.google.de/books?id=W51ZAAAAcAAJ [Stand: 21.09.2017].
12 Jacob Christian Gottlieb von Schäffer: Versuch einer medicinischen Ort-
beschreibung der Stadt Regensburg nebst einer kurzen Uebersicht der
Krankheiten, welche in den Jahren 1784, 1785 und 1786 daselbst ge-
herrscht haben, Regensburg 1787, vgl.
http://reader.digitale-sammlun-
gen.de/resolve/display/bsb10086301.html[Stand: 21.09.2017].
Quelle: Bayerische Staatsbibliothek München, Bavar. 5177 h, Titelblatt,
urn:nbn:de:bvb:12-bsb11000389-4