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Einsichten und Perspektiven 3 | 17

ihren Ideen in einem direkten Gespräch mit dem Wahl-

kreiskandidaten überzeugen können. Zum anderen nutzen

die Parteien soziale Netzwerke, um ihre eigenen Anhän-

ger zu mobilisieren und die einzelnen Wahlkampfveran-

staltungen von der höchsten bis zur niedrigsten Partei-

ebene abzustimmen und zu organisieren. Ein Beispiel, in

dem diese beiden Aspekte verbunden wurden, ist die App

„Connect17“, mit der die CDU Wahlhelfer im „Haustür-

wahlkampf“ gezielt in erfolgversprechende Straßenzüge

schickt und die angemeldeten Helfer dann Punkte für

ihre Aktivitäten bekommen.

35

Gerade das Microtarge-

ting und der Social-Media-Wahlkampf zeigen, dass sich

das Beziehungsgeflecht zwischen Wählern, Parteien und

Massenmedien verschoben hat und die direkte Kommu-

nikation über soziale Netzwerke den Parteien neue Mög-

lichkeiten der Einflussnahme bietet.

36

Diese Entwicklung

berücksichtigen die Kampagnen-Macher der Parteien auch

beim TV-Duell. In der Echtzeitkommunikation über das

Duell auf dem Second-Screen sind deshalb besonders viele

Unterstützer der Kandidaten aktiv, um deren Auftritt zu

unterstützen und so zu helfen, die Deutungshoheit über

den Ausgang des Duells zu erlangen.

35 Matthias Kolb: Mit dieser App steuert die CDU ihre Wahlhelfer, Sueddeut-

sche.de

v. 16.05.2017, online abrufbar unter:

http://www.sueddeutsche.

de/politik/landtagswahl-mit-dieser-app-steuert-die-cdu-ihre-wahlhel-

fer-1.3506830 [Stand: 18.09.2017].

36 Vgl. Brettschneider (wie Anm. 33), S. 150 f.

Ein weiterer Trend, der sich bei vielen europäischen Wahlen

sowie der amerikanischen Präsidentschaftswahl abgezeichnet

hat, ist die Polarisierung von Parteiensystemen und der Wäh-

lerschaft sowie die Zunahme populistischer Stilmittel. Dass

durch populistische Parteien immer extremere Positionen

in politische Debatten einfließen, lässt sich beispielsweise in

Frankreich, den Niederlanden und Österreich beobachten.

37

Auch für die Bundestagswahl 2017 gilt, dass die AfD zu einer

stärkeren Polarisierung des lange als konfliktarm beschriebe-

nen Wahlkampfs geführt hat. Ein populistisches Stilmittel,

das vor der Bundestagswahl von vielen Parteien und Journa-

listen befürchtet wurde, waren reichweitenstarke und gezielt

verbreitete Falschmeldungen, die die Forderungen von Par-

teien unterstützen. Diese sogenannten Fake News wurden

das erste Mal im Zuge der Trump-Kampagne bei der ameri-

kanischen Präsidentschaftswahl diskutiert. Generell zeichnet

sich Populismus durch eine ausgeprägte Kritik an den beste-

henden Eliten und einer antipluralistischen Ausrichtung aus.

Populistische Parteien erheben den Anspruch, den „wahren

Willen des Volkes“ zu vertreten.

38

Es lassen sich viele Bei-

spiele dafür finden, dass Polarisierung und Populismus in

vielen Ländern auch Eingang in TV-Debatten fanden. Bei

der Bundespräsidentenwahl in Österreich traten beispiels-

weise der Grüne Alexander van der Bellen und der populis-

37 Vgl. zum Wahlkampf von Rechtspopulisten ebd., S. 151 f.

38 Vgl. Cas Mudde: Populist radical right parties in Europe, Cambridge 2007.

Das TV-Duell im Bundestagswahlkampf 2017

Harter Schlagabtausch: Die Präsidentschaftskandidaten Emanuel Macron („En marche“) und Marine le Pen (Front National) im TV-Duell am 3. Mai 2017

Foto: picture alliance/Fotograf: Alexandere Marchi/MAXPPP/dpa