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Politische Bildung und Integration im digitalen Zeitalter
Einsichten und Perspektiven 2 | 16
Wie kann man sich die technische Umsetzung vorstellen?
Marcus Ventzke:
Wir nutzen für das gemeinsame und in-
klusive Lernen gezielt barrierefreie Zugänge. Für Schüler
mit Lese- oder Sehbeeinträchtigungen werden beispiels-
weise zentrale Texte als Audios eingesprochen. Wichtige
Zugänge und Texte werden in sogenannte „leichte Spra-
che“ übersetzt oder – didaktisch begründet – in die Spra-
chen der Herkunftsländer. Darüber hinaus verwenden wir
differenzierende grafische Darstellungen und Animatio-
nen sowie multiperspektivische Themenaufbereitungen
und Formen des personalisierten Erzählens.
Sehen Sie in diesem Konzept auch Ansätze zu einer dezi-
diert
politischen
Bildung?
Marcus Ventzke:
Durchaus, unser Anspruch ist, mit der
mBook-Erweiterung auch einen Beitrag zu leisten, dass
Schülerinnen und Schüler ein selbstbestimmtes Leben
in einer offenen und demokratischen Gesellschaft führen
können. Das Idealziel des inklusiven, gemeinsamen Ler-
nens ist eine Gesellschaft, in der keiner mehr ausgeschlos-
sen ist und in die sich jeder einbringen kann.
Ausblick
Wie eingangs bereits formuliert, ist die digitale Zukunft
längst Gegenwart. Zugleich mahnen Herausforderun-
gen wie die Kompetenzorientierung als durchgängiges
Bildungsprinzip und die Integration von Migranten als
gesellschaftspolitische Aufgabe zu raschem Handeln im
Bildungsbereich, insbesondere in Bezug auf Unterrichts-
material, Lern- und Lehrwerke. Gerade in der schuli-
schen und außerschulischen politischen Bildung sind
hierzu beträchtliche Anstrengungen notwendig. Mit dem
Potenzial geeigneter digitaler Medien, das sich durch eine
wissenschaftlich fundierte und didaktisch-methodische
Konzeption entfalten lässt, können solche Anforderun-
gen im politischen Unterricht zeitgemäß und wirksam
angegangen werden.
Der demokratiekompetente Bürger als normative Leit-
vorstellung der politischen Bildung
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muss unter diesen
Vorzeichen eine zweifache Bedeutung erfahren. Indem
Integration immer zwei Seiten hat, eine integrierende (die
aufnehmende Gesellschaft) und eine zu integrierende (die
57 Vgl. Joachim Detjen: „Der demokratiekompetente Bürger – Politikwissen-
schaftliche Anmerkungen zu einer normativen Leitvorstellung Politischer
Bildung, Wolnzach 1999.
aufgenommenen Migranten), muss politische Bildung
beide Seiten als Adressaten in den Blick nehmen.
Unsere freiheitliche Demokratie ist durch das Erstarken
populistischer und radikaler politischer Kräfte einer Belas-
tungsprobe ausgesetzt – Anlass und Gelegenheit genug,
verstärkt darüber nachzudenken, was Demokratie aus-
macht und welche Problemlösungen die Politik anbieten
könnte. Diese Prüfung erfolgreich zu bestehen ist Aufgabe
aller gesellschaftlichen und politischen Kräfte, die Ausbil-
dung bzw. Stärkung der Demokratiekompetenz die vor-
nehmliche und „klassische Aufgabe Politischer Bildung,
eine Aufgabe, die ihr niemand abnehmen kann.“
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Sie ist
aber auch eine Aufgabe, für die sie Raum und Mittel benö-
tigt.
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Und je dringlicher die Aufgabe ist, desto dringlicher
sind die nötigen Ressourcen zu ihrer erfolgreichen Bewäl-
tigung. Der Raum wird klein bleiben für die politische
Bildung. Wenn aber die Digitalisierung hierbei ihren zeit-
gemäßen Beitrag leisten kann, ist die Bildungspolitik gut
beraten, die nötigen Hebel in Bewegung setzen, um die
bestmöglichen Voraussetzungen dafür zu schaffen.
58 Ebd., S. 30.
59 Vgl. Walter Eisenhart: Politik unterrichten in Bayern – oder: „Geschichte
gehört einfach dazu“. Retrospektiven zum Stellenwert des Politikunter-
richts bei der bayerischen Bildungspolitik, in: Münch/Scherb/Eisenhart/
Schröder (wie Anm. 18), S. 132 f.