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2020
GYMNASIUM
Prozesse und Gremien
33 vgl. Pullig, Karl-Klaus (2004): Konferenzleitung in Schule. Reihe Schulleitungsfortbildung NRW. Hrsg. vomLandesinstitut für
Schule, Soest. S.33; ebenso Pullig, K.-K. (2006): Konferenzen. In: Buchen H., Rolff, H.-G (2006): Professionswissen Schulleitung.
Weinheim, Basel. S. 1088-1116
Zwei Möglichkeiten der Gestaltung der Sitzungsleitung
Die inhaltslenkende Sitzungsleitung
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Traditionell führt am Gymnasium die Schulleiterin bzw. der Schulleiter allein durch die Lehrerkonferenz.
Gerade mit Rücksicht auf das Kollegium ist es bereits vielerorts gängig geworden, das Protokoll grob vor-
zuschreiben und - mancherorts auch auf Druck des Personalrats - die Konferenzlänge auf ein absolutes
Minimum zu kürzen. Dies mag ressourcensparend erscheinen, jedoch werden kaum eine echte Diskussion
oder Schulentwicklungsimpulse im Kollegium entstehen können, wenn der Schwerpunkt auf reiner Infor-
mationsweitergabe bei konsequenter Leitung liegt.
Bei einer inhaltslenkenden Sitzungsleitung ist für die Schulleiterin bzw. den Schulleiter das Ergebnis ent-
scheidend, entsprechend wird er im Vorfeld mit Lehrkräften Einzel- oder Gruppengespräche zum Thema
führen, in der Konferenz selbst in der Einleitung zum Thema für eine Richtung plädieren, einen eigenen
Lösungsvorschlag unterbreiten, durch eine entsprechend visuell aufbereitete Präsentation des Themas um
Mehrheiten im Kollegium werben.
Hilfreich für die Konferenzleitung könnte folgender möglicher Konferenzleitfaden sein:
1. Einführung (Problem definieren), Aufmerksamkeit bündeln, Sachinteresse wecken, Schlüsselinfor-
mation geben, Ziele klarstellen)
2. Strukturierung und Verdeutlichung (Fall erläutern, wegweisende Stellungnahme geben, Fragen
stellen, mögliche Antworten vorwegnehmen, Diskussionsstand sichern, Zusatzinformationen ge-
ben)
3. Notwendigkeit, Verlauf und Methodik der Bearbeitung
4. Bearbeitung von Lösungsalternativen und wichtigen Aspekten (auf Konsens hinlenken, anregen-
den und unterstützende Fragen stellen, Zusatzinfo geben)
5. Prüfung der Realisierungsfähigkeit
6. Bewertung und Beurteilung der Lösungsalternativen
7. Voraussichtliche Antragsstellung
8. Voraussichtliche Abstimmung
9. Voraussichtliche Diskussionsschwierigkeiten
10. Zusammenfassung: Ziele klarstellen, diskutierte Aspekte nennen, Ergebnis darstellen, Ausführun-
gen ankündigen
Fühlen sich Lehrkräfte in ihrer freien Meinungsbildung eingeschränkt, z. B. dadurch, dass die Schulleite-
rin bzw. der Schulleiter als Sitzungsleiter widersprechende Lehrkräfte nicht aufruft oder Aussagen von
Lehrkräften, die in ihrem bzw. seinem Sinne sprechen, positiv-lobend wertet, kann diese Form der Konfe-
renzleitung zu nur wenig erfolgreichen Entscheidungen führen, insbesondere bei Entscheidungen, die das
Kollegium in der Folge zu tragen und umzusetzen hat. Trickserei und vorgehaltene Diplomatie, wenig Ehr-
lichkeit und Transparenz machen die Konferenzleitung unglaubwürdig und werden kaum zur erwünsch-
ten Umsetzung von Beschlüssen führen.
Schulleiterinnen bzw. Schulleiter neigen zu einer klaren, eher inhaltsgelenkten Leitung von Konferenzen.
Alternativ jedoch bietet sich gerade bei anstehenden Entscheidungen in Schulentwicklungsprozessen die
Form der reinen Moderation einer Sitzung an.
Der Unterschied zwischen Leitung und Moderation einer Konferenz ist nicht unerheblich für ihren Aus-
gang und die Beschlussfassung.