Schulversuch Flexible Grundschule - Dokumentation, Ergebnisse, Emfpehlungen für die Praxis - page 88

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3.2.2 Lerntagebuch
Anhand eines Lerntagebuchs lernen Schülerin-
nen und Schüler, über das eigene Lernen nach-
zudenken und dieses besser zu steuern. Über
einen längeren Zeitraum hinweg bearbeiten die
Lernenden immer wieder in ihrem Lerntagebuch
vor allem offene Aufgabenstellungen und geben so
einen Einblick in ihren Lernstand und in ihre Art,
Probleme wahrzunehmen und zu lösen. Diese Ein-
tragungen ergeben sich direkt aus dem Unterricht
und stellen keine Wiederholung oder „Reinschrift“
von Ergebnissen dar. Alltägliche Übungen werden
– im Gegensatz zu einem normalen Rechen- oder
Schreibheft – im Lerntagebuch nicht festgehalten.
Lerntagebücher können für ein bestimmtes
Fach angelegt werden (
z.B. Mein Mathetagebuch,
Mein Forschertagebuch in HSU, Mein Lesetage-
buch
) oder aber Eintragungen zu mehreren Fä-
chern beinhalten. Diese Eintragungen zeigen auf,
welche Aufgaben ein Kind zu lösen in der Lage ist,
z.B. welchen Zahlenraum und welche Rechen-
operationen es bereits bewältigt, wie sprachge-
wandt es Texte erstellt, wie flüssig und geläufig es
schreibt. So kann die Lehrkraft mit geringem Auf-
wand ganz individuelle Einblicke in den aktuellen
Lern- und Leistungsstand jedes Kindes erhalten
und auf dieser Basis die Lernwege der Schülerin-
nen und Schüler flexibel begleiten. Ebenso ist es
auf diese Weise möglich, den Unterricht geziel-
ter nach dem Vorwissen und den Interessen der
Schülerinnen und Schüler zu organisieren. Der
Lehrkraft dienen solche Dokumente schließlich
auch als Unterlagen für Lerngespräche mit dem
Kind selbst und den Eltern. Berichtigungen und
Hinweise für die Schülerinnen und Schüler wer-
den in geeigneter Weise in das Schülerdokument
eingefügt.
Die folgenden Praxisbeispiele belegen, dass
Lerntagebücher in allen Fächern und zu verschie-
denen Themen eingesetzt werden können. Deut-
lich werden zudem die Vielfalt an individuellen
Lösungswegen, aber auch die unterschiedlichen
Leistungniveaus von Schülerinnen und Schülern
innerhalb einer Klasse: Nicht immer bearbeiten
Kinder die Aufgabenstellung so, wie man sie ei-
gentlich in den Kompetenzerwartungen im Lehr-
planPLUS Grundschule vorfindet.
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