gefällt mir nicht, wie dominant hier
häufig Kriegsszenen und Waffen
sind. Zum anderen geht von diesen
Spielen eine so große Faszination
aus, daß Kinder sich stundenlang mit
ihnen beschäftigen. Für Bücher und
Lesen bleibt da natürlich wenig
Raum. Und im Unterschied zum Fern–
sehen werden Sie durch Computer–
spiele niemand zum Lesen bringen.
Eltern wissen oft nicht so recht, wel–
che Bücher sie ihren Kindern schen–
ken sollen. Können Sie da ein paar
Tips geben?
Für den Laien ist es oft nicht leicht,
sich in dem reichhaltigen Angebot
zurechtzufinden und für die eigenen
Kinder die passenden Bücher auszu–
suchen. Als erstes nenne ich bei die–
ser Frage immer die Empfehlungsli–
sten der verschiedenen Gremien, die
sich der Förderung des Kinder- und
Jugendbuchs verschrieben haben.
Mir fällt da z. B. die Stiftung Lesen
oder der Arbeitskreis für Jugendlite–
ratur ein. Auch w ir, d. h. die Deutsche
Akademie für Kinder- und Jugend–
literatur, stellen zu einzelnen Sparten
wie ,Geschichte', ,Abenteuer' oder
,Sachbuch' Kataloge zusammen, die
interessierte Eitern beziehen .können.
(Anm. d. Red.: Deutsche Akademie
18 SCHULE
aktuell
für Kinder- und Jugendliteratur,
Hauptstraße 42, 97332 Valkach)
Und daneben?
Sehr hilfreich können auch Tips in Ta–
geszeitungen und Magazinen sein.
Häufig findet man hier ja bereits Ru–
briken wie z. B. ,Das Jugendbuch des
Monats'. Was ich darüber hinaus al–
len Eitern noch raten kann, ist der
Gang in die öffentliche Bücherei. Die
Bibliothekare wissen in aller Rege.l
sehr gut über die Neuerscheinungen
Bescheid, und zudem kann man dort
viele Titel einfach aus dem Regal zie-
"LIEBER
KOMMT
EIN SCHÜLER
ÜBER
,ASTERIX'
ZU ,CÄSAR',
BEVOR ER
NIE
ZU
,CÄSAR'
KOMMT."
hen und selbst einmal darin blättern.
Viele Kinder lesen zwar, zum Leidwe–
sen ihrer Eltern jedoch auch mit Vor–
liebe Comics.
Ich kann nichts Schlechtes daran fin–
den, wenn Kinder und Jugendliche
gelegentlicH auch danach greifen. Es
gibt ja heute exzellent gemachte, ni–
veauvolle Comics. Ich erzähle in die–
sem Zusammenhang immer eine Ge–
schichte, die ich als Lehrer selbst er-
·lebte: Als ich in einer 7. Klasse ein–
mal wissen wollte, was jeder im Au–
genblick zu Hause liest, meldete sich
ein Schüler und sagte: " Cäsar, Galli–
scher Krieg. " Allgemeine Verwunde–
rung in der Klasse. Auf meine Frage,
wie er denn auf diesen Titel gekom-
men sei, erhielt ich die Antwort: " Sie
kennen doch ,Asterix'? Ich habe bei
meinem Vater im Bücherschrank ge–
sucht, ob es da noch etwas Ähnliches
gibt, und dabei den ,Cäsar' gefun–
den." " Und w ie hat er dir gefallen? "
hakte ich nach. " Eigentlich ganz
gut", lautete das Urteil. Zugegeben,
das dürfte eine große Ausnahme
sein, aber mir ist es lieber, ein Schü–
ler kommt über ,Asterix' zu ,Cäsar',
bevor er nie zu ,Cäsar' kommt.
Ist dies nicht fast genauso wie früher
mit der Lektüre von Karl May?
Genau! Da hieß es ja auch sehr oft,
lies nicht diesen Schund, lies lieber
ein anständ iges Buch! Ich habe den–
noch alle Romane von Karl May, die
ich in die Finger bekam, verschlun–
gen und dadurch weder geistig noch
seelisch Schaden genommen.
An welche Bücher aus Ihrer Jugend–
zeit erinnern Sie sich noch?
Eindeutige Favoriten kann ich Ihnen
hier auf Anhieb nicht nennen. Klassi –
ker wie ,Robinson Crusoe' oder ,Die
Schatzinsel' wären neben Karl May
sicher darunter. Aber ebensogut alle
meine Afrika- und Orientbücher.
Apropos Klassiker - stehen diese bei
Kindern und Jugendlichen auch heu-
.
te noch hoch in der Gunst?
Ja, Gott sei Dank! ,Wolfsblut', ,Der
letzte Moh ikaner' oder ,Tom Saw–
yer', um nur drei Beispiele zu nennen,
gehören immer noch zum festen Ka–
non der Jugendliteratur. Dieser Um–
stand ist zugleich ein Beleg dafür, daß
sich Qualität immer durchsetzt. Das
gilt natürlich genauso für die moder–
ne Kinder- und Jugendliteratur.
Wenn man soviellesen ,muß' wie Sie,
hat man da noch Lust auf Lesen?
Aber selbstverständlich! Jeder, der
dem Buch mit ganzem Herzen ver–
haftet ist, wird sich wieder und wie–
der aufs Lesen freuen . Was glauben
Sie, mit welcher Begeisterung ich je–
desmal die Pakete mit Büchern auf-
- mache, die mir zum Rezensieren ge–
schickt werden! in solchen Momenten
fühle ich mich wie ein kleiner Junge
unter dem Christbaum.
Da liegt die Frage nahe: Was würde
Dr. Pleticha mac_hen, wenn es ihn auf
eine einsame Insel verschlägt, auf
der es kein einziges Buch gibt?
Im Kopf ein neues entwerfen.
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