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Ihr Vorbild spielt durchaus eine wich–

tige Rolle. Lesen die Eitern wenig

oder gar nicht/ färbt das in den aller–

meisten Fällen auf die Kinder ab.

Wurde Ihnen die Freude an Büchern

im Elternhaus vermittelt?

Auf jeden Fall! Mein Vater war ur–

sprünglich ein gelernter Buchhändler

und blieb sein Leben lang - auch

"DURCH

COMPUTER–

SPIELE

BRINGTMAN

KINDER UND

JUGENDLICHE

SICHER NICHT

ZUM LESEN."

wenn er später beruflich umsatteln

mußte- dem Buch verhaftet. Und das

hat sich auf uns Kinder übertragen.

Ich kann mich noch genau an die

Abende erinnern, an denen die Fami–

lie um den Tisch saß und mein Vater

vorlas. Das waren glückliche Stun–

den. Genauso freute ich mich, wenn

er sich einmal einen meiner Schmö–

ker auslieh und nach der Lektüre mit

mir darüber redete.

Und neben dem Elternhaus ...

.. . förderten vor allem ein ausge–

zeichneter Deutschlehrer und der Lei–

ter der Stadtbücherei in Warnsdorf,

meinem Geburtsort, bei mir das In–

teresse für Literatur und Geschichte.

Ich habe beispielsweise von Jugend

an eine Leidenschaft für alles, was

mit Afrika und dem Orient zusam–

menhängt - für die Geschichte, Völ–

ker und Entdeckungsreisen. Ohne

den schon erwähnten Bibliothekar im

böhmischen Wamsdorf wäre ich an

manche seltene Werke überhaupt

nicht herangekommen. Wie wichtig

so eine Unterstützung ist, kann man

daran erkennen, daß meine erste

Veröffentlichung - ein sogenannter

Lux-Lesebegen- sich dann auch mit

den Pygmäen im afrikanischen Ur–

wald befaßte.

Sie waren über 30 Jahre im Schul–

dienst tätig, zuletzt als Direktor eines

Würzburger Gymnasiums. Wie kann

die Schule das Interesse am Lesen

wecken?

Indem im Unterricht regelmäßig über

Bücher geredet wird, und zwar nicht

nur, wenn die Analyse eines literari–

schen Werkes auf dem Programm

steht. Es gibt hier ja so viele Möglich–

keiten. Nur drei gängige Beispiele:

Ein Lehrer liest in der Stunde vor den

Ferien aus einem Buch vor. Oder er

hängt zu einem aktuellen Unter–

richtsthema eine Liste mit entspre–

chenden Titeln aus. Sehr empfehlens–

wert ist es auch, Schüler in einem kur–

zen Referat ein Buch ihrer Wahl vor–

stellen zu lassen. Ich denke, die Schu–

le wird immer dann das Interesse am

Lesen fördern, wenn sie gezielte An–

regungen gibt und sich beim Schüler

der Eindruck festsetzt, daß Lesen

Spaß macht, daß es Unterhaltung

und Bereicherung für das eigene Le–

ben bedeutet.

Hat sich durch die Konkurrenz ande–

rer Medien das Leseverhalten der Ju–

gend in den vergangeneo Jahrzehn–

ten grundlegend verändert?

Meiner Meinung nach hat das Fern–

sehen hier keineswegs einen so

· schädlichen Einfluß, wie immer be–

hauptet wird. Ich war von Anfang an

dagegen, einen Keil zwischen Fern–

sehen und Lesen zu treiben. Viel ver–

nünftiger und auf lange Sicht erfolg–

reicher ist es doch, die Möglichkeiten

dieses neuen Mediums für das Buch

zu nutzen. Von vielen Sendungen las–

sen sich ohne Probleme Anregungen

zum Lesen gewinnen. Die Devise lau–

tet daher nicht Fernsehen oder Lesen,

sondern Fernsehen und Lesen.

Obwohl Autor und ausgesprochener

Büchermensch also keine Verteufe–

lung dieses Mediums?

Nein, warum auch? Ich schaue als Er–

wachsener ja selbst ab und zu ,in die

Röhre' und entspanne mich bei einem

Krimi oder informiere mich durch die

sehenswerten Beiträge zum Thema

Geschichte. Bedenken habe ich da

schon eher bei den Video- oder

Computerspielen. Zum

einen

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SCHULE

aktuell

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