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ist eine kleine, aktive Gemeinschaft mit

viel Begeisterung fürs Gestern. Der Be–

ruf spielt dabei keine Rolle. Die Haus–

frau zählt ebenso dazu wie der Versi–

cherungskaufmann, der Maurer wie der

Jurist.

Natürlich sind auch Studenten dabei–

und von der ersten Stunde an Cobur–

ger Schüler. Denn der Sammler Reiter

und der .Kunsterzieher Reiter arbeiten

Hand in Hand. Gerade die alten Geräte

und Gefäße geben lehrreiche Beispiele

für die ewige Wech'selwirkung zwischen

Form und Funktion. Gymnasialprofessor

Reiter zeigt das im Unterricht.

Inzwischen ist Reiter mit seinen Hel–

fern dabei, aus der Gerätesammlung ein

Museum zu machen. Aber nicht eine

Stätte stummen Staunens vor verschlos–

senen Vitrinen schwebt ihm vor, son–

dern eine Ausstellung nach dem Motto

"Berühren erwünscht!", ein Aktiv-Mu–

seum. "Nur wer einen schweren Pflug

schon selbst einmal angepackt hat, ,be–

greift' die Leistung der Bauern von

einst" sagt Reiter.

Das Gebäude für dieses Museum, das

lern- und Tatort zugleich sein soll, steht

seit Jahrhunderten. Denn die Coburger

Gerätesammler wählten zu ihrer Alter–

tums-Arche-Noah eine verlassene Schä–

ferei mit Stall, Wohnhaus und Scheune

(Bild links oben) . Sie steht draußen auf

dem land, in Ahorn. Dieses selten

schöne Denkmaf alter Bauernkultur war

am Verfallen, hatte keine Chance fürs

Überleben, weil es keinem Zweck mehr

diente.

Jetzt wollen Robert Reiter und seine

Freunde in den alten Fachwerkbau fri –

sches leben bringen. Die stillen, lange

ungenutzten Räume sollen das neue Zu–

hause der Coburger Gerätesammlung

sein. "Wir werden Handwerker einla–

den, die zeigen sollen, wie früher mit

diesen Geräten gearbeitet w ll rde. Noch

gibt es in unserer Heimat ein paar Mei–

ster, die das gelernt haben: :schmiede,

Wagner, Sattler, Seilec, Büttper, Korb–

flechter, Drechsler und Töpfer. "

Auch die Besucher dürfen aktiv wer–

den, zum Beispiel in Schmiede- oder

Töpferkursen . Do it yourself - einmal

ganz anders.

Robert Reiter führt noch mehr im

Schild : " Da könnte der Reit- und Fahr–

verein Pferdefuhrwerke und alte Land–

maschinen vorführen. Oder die Fach–

leute aus dem Oldtimer-Club erklären

vorsintflutliche Motoren und Vehikel."

Ein Museumsstüberl ist geplant. Es

lädt Besucher und Wanderer zur gemüt–

lichen Einkehr.

Die Neubelebung der einstigen Schä–

ferei zum Aktiv-Museum wird eine halbe

Million Mark kosten. Der Förderverein

müht sich, dieses Geld mit Hilfe von

Kreis, Bezirk, land, Bund und einigen

Sti ftungen aufzubringen .

Sobald die Schäferei einbruchsicher

ist, soll für die 2000 Geräte der große

Umzug dorthin beginnen . Dann steht

die alte Schä ferei in Ahorn unter dem

besten Denkmalschutz, den es gibt: Sie

wird wieder gebraucht.

Mit der Hand gemacht

-

für Handarbeit gedacht:

Kartoffelpresse (links) und

Flachsbreche aus dem

mühsamen Alltag von einst.