W
o Mitbürger nur Speicher–
kram und Gerümpel sa–
hen, dachte ein Lehrer an
mehr. Immer wenn Ro–
bert Reiter, Kunsterzie,–
her am Gymnasium Alexandrinum, auf
dem morgendlichen Schulweg in Co–
burgs Altstadt-Straßen Sperrmüll sah,
fielen ihm dort ausgediente Möbel und
Maschinen, altes Gerät und Geschirr auf:
einst unentbehrlich für Großvaters
Weit - nun nutzlos für die Nachkom–
men. ·
Aus den verstaubten Stücken am Stra–
ßenrand sprachen Geschick und Ge–
schichte, sprachen Leben, Erfahrung und
Technik vergangener Generationen. War
diese Botschaft nicht wert, . bewahrt zu
werden?
Robert Reiter scheute sich nicht. Er
begann, das Unscheinbare aus dem
Schmutz der Straße und dem Staub der
Dachböden zu bergen, begann Dinge
aufzuheben, die in unserer modernen
Weit "unmöglich"
geworden sind:
Urgroßmutters
Kaffeemühle, Butter–
faß und Kartoffel–
presse, ganze Werk–
statteinrichtungen
von Schmieden,
Wagnermeistern
und Schäfflern.
Butterfaß, Ackerwalze und die
Kaffeemühle von anno 1800
zeigen Geschick und Technik
einer vergangeneo Generation.
Spinnen und Weben kennen wir nur
mehr aus dem Märchen. Wer weiß denn
noch, wie Flachs .fürs Spinnrad herge–
richtet wurde? Was Riffel, Breche und
Hechel sind? ln Coburg werden sie ge–
sammelt.
Reiters Idee zündete , seine Aktion
fand Anklang und Helfer. 1970 grün–
dete er den "Förderverein Gerätemu–
seum des Coburger Landes". Politiker
und Verbände begannen, sich für die
Sache zu interessieren; Lehrerkollegen
- vor allem auch aus der Volksschule -
unterstützten die Arbeit des Gymnasial–
professors. Aus de'r Bevölkerung kamen
Hinweise und Hilfe. So fand manches
alte Stück vom Dachboden eines Bau–
ernhofes oder Bürgerhauses seinen Weg
in die Gerätesammlung.
Dort l.agern mittlerweile über 2000
Gegenstände : geschichtliche und ·zu–
gleich technische Denkmäler aus der
land- und Forstwirtschaft, aus dem al–
ten Handwerk und der frühen Industrie.
Aber mit dem Sammeln und lagern
ist es nicht getan. jeder Gegenstand
wird in einer Kartei erfaßt und fach–
männisch gegen Verfall behandelt. Die
Schar, die am Feierabend den Rost be–
kämpft oder nach dem Holzwurm jagt,