Bildungsoffensive Bayern
Mehr denn je sitzen
heute in den
Eingangsklassen der
Grundschu1e
Kinder mit unter-
'
diesem Modellversuch? ,,Im
Wesentlichen", so Karin
Olesch, zuständige Referen–
tin am ISB,
11
wollen
wir da–
mit untersuchen, wie man
das Lernangebot besser auf
die unterschiedlichen Bega–
bungen und Entwicklungen
der Kinder zuschneiden
kann . Denn es ist unüber–
sehbar, dass heute viele Ein–
gangsklassen - durch vor–
zeitige Einschulung und Zu–
rückstellungen - keine ho–
mogene Schülerschaft mehr
aufweisen." Darauf hat auch
der Bayerische Landtag re-
agiert, der durch einen Be–
schluss vom März 1998
diesen Modellversuch an–
geregt hat.
In der Praxis sieht
das Modell so aus,
dass
Erst-
und
Zweitklässler zu–
sammen in einem
Raum sitzen und
gemeinsam un–
terrichtet wer–
den. In Met–
ten b ach
sind das
derzeit 9
teile ein jahrgangskombi–
nierter Unterricht bietet und
unter welchen Voraussetzun–
gen er in den Grundschulen
angewandt werden kann.
Im Unterricht . selbst ist
Abwechslung Trumpf: Heute
erarbeitet Frau Laske mit
den Abc-Schützen einen
neuen Buchstaben, während
Disziplinierte Kinder
die Zweitklässler sich still
mit Rechenaufgaben be–
schäftigen . Danach wird
aus aktuellem Anlass das
Thema 'Erntedank
1
wieder
aufgegriffen. Jetzt arbeiten
Erst- und Zweitklässler zu–
sammen, indem sie die von
der Lehrerin mitgebrachten
Früchte nach einheimischen
und fremdländischen sortie–
ren . Die
11
Großen" helfen
hier den
11
Kleinen" und sind
stolz darauf, dass sie schon
etwas mehr wissen und den
Erstklässlern manches erklä–
ren können . So lernen die
Kinder mit- und voneinan–
der. Im Anschluss daran dür–
fen die Erstklässler und ein
e
Klassen
-
-
Teil der Zweitklässler ge–
meinsam mit den einhei-
e
1
n
mischen Früchten einen
Erntedanktisch
schmü–
cken, während eine klei–
Mode 11 uersuch
ne Gruppe mit Kindern
aus der zweiten Klasse
mit Frau Laske an der
Tafel Übungssätze im
schiedlichen Uor–
aussetzungen.
Deshalb erprobt das
Kultusministerium
neue Konzepte, wie
man dem Rechnung
tragen kann.
Abc-Schützen und 16 Kin–
der in der zweiten Klasse.
Für Frau Laske ist das Mo–
dell nicht ganz so neu, un–
terrichtet sie doch schon
seit 23 Jahren in gemisch–
ten Eingangsklassen . Not–
wendig war dies deswe–
gen, weil die Anzahl der
Kinder an der Außenstelle
Mettenbach von jeher so
gering war, dass keine ei–
genen Klassen gebildet wer–
den konnten . Nun soll je–
doch gezielt erprobt wer–
den, welche Vor- und Nach-
Fach Deutsch formuliert.
Damit dies alles auch ef–
fektiv ist, damit sowohl die
Kleinen als auch die Gro–
ßen etwas lernen, müssen
die Kinder sehr diszipliniert
sein . Darüber hinaus ist vor
allem die Lehrkraft gefor–
dert. Denn sie muss die ein–
zelnen Aufgaben, Übungen
und Arbeitsschritte sehr gut
vorbereiten und bei der
Umsetzung im Unterricht mit
großer Konzentration bei
der Sache sein . „Ich versu–
che", so Frau Laske,
11
durch
frontalen und offenen, fach–
orientierten und fächerüber–
greifenden, jahrgangsbezo–
genen und jahrgangsüber–
greifenden Unterricht die
vorgegebenen Lernziele zu
erreichen . Dies stellt nicht
nur an mich, sondern an al–
le Lehrkräfte in einer jahr–
gangskombinierten Klasse
hohe Anforderungen ."
Doch die Mühe lohnt sich.
Denn ohne Zweifel gewöh–
nen sich die Kinder in einer
kombinierten Klasse viel
schneller daran, genau hin–
zuhören,
Arbeitsaufträge
auszuführen und sich selbst
mit einer Aufgabe zu be–
schäftigen . Darüber hinaus
lernen die Kleinen von den
Großen sehr rasch, wie sie
sich im Unterricht zu verhal–
ten haben, wie man seinen
Tisch aufräumt oder die Ar–
beitsmaterialien herrichtet.
Rücksicht nehmen
„Das ist ein großes Plus der
gemischten Klassen . Denn
die Erstklässler gewinnen
durch das Vorbild der Gro–
ßen viel schneller die not–
wendige Arbeitshaltung",
zieht Frau Laske ein erstes
Fazit. Und auch die Zweit–
klässler profitieren von einer
kombinierten Klasse, vor al–
lem im sozialen Bereich.
Denn vom ersten Tag an
werden sie angehalten, auf
die noch unerfahrenen Abc–
Schützen Rücksicht zu neh–
men, sie zu betreuen und
Toleranz zu üben, wenn bei
einer gemeinsamen Aufga–
be im Unterricht etwas nicht
auf Anhieb klappt.
Ob der Modellversuch
auch in einer Reihe anderer
Punkte Vorteile für die
Schüler bringt, wird man
nach · drei Jahren sehen,
wenn das ISB den Versuch
ausgewertet und in einem
Bericht an das Kultusminis–
terium dokumentiert hat.
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4/99 SCHULE
aktuell
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