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Schüler hatten sich denn zuvor mit

den Putzfrauen der Reinigungsfirma

unterhalten, die täglich die Schmutz–

spuren von über 2.000 Personen be–

seitigen, und sich ein Bild von den

verwendeten Putzmitteln und deren

Menge gemacht? Wer hatte eine Ah–

nung davon, welche Firma für den

Abtransport des Mülls zuständig ist?

Wer wusste überhaupt, wo sich die

Heizungsanlage der Schule befindet,

und hatte sich ihre Funktionsweise

\

erklären lassen?

Die notwendigen Daten besorgten

sich die jungen Umweltschützer aber

Ventile zudrehen

nicht nur durch Befragung der zuständi–

gen Fachleute, sondern sie nahmen

auch selbst Licht- und Wassermessun–

gen vor. Mit einem Luxmeter, einem

Lichtmessgerät, wurde in den verschie–

densten Räumen die Effizienz der

künstlichen Beleuchtung überprüft.

„An den Fenstern waren die Hellig–

keitswerte oft dreimal höher als nötig",

erläutert Simon, „vorne an der Tafel

blieb es dagegen in manchen Räumen

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SCHULE

aktuell

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viel zu dunkel." Und sein Klassenkame–

rad Christoph berichtet von ähnlichen

Falscheinstellungen bei Wasserhäh–

nen: „ 100 Milliliter Wasserdurchfluss

pro Sekunde wären bei einem Wasch–

becken ausreichend, aber oft war es

viel mehr. Dabei lässt sich das ganz

einfach richten, wenn man die Ventile

etwas zudreht."

Nachdem die Befunde für Abfall,

Materialbedarf, Wasser, Strom, Heiz–

energie, Reinigungsmittel und Verkehrs–

. aufkommen vorlagen, ging es

dörum, sich für jeden Bereich

realistische Ziele und Maßnah–

men zu überlegen. Diese Auf–

gabe verlangte von den Schü–

lerteams intensives gemeinsa–

mes Nachdenken und Kreati–

vität, machte darum aber, wie

Steffi aus der 11 . Klasse Gym–

nasium berichtet, auch viel

Spaß. Und während sich bei

der Datenerhebung vor al–

lem Schüler mit physikalisch–

technischen Interessen ins

Zeug legten, waren beim Ab–

fassen des Umweltberichts

Layout- und Formulierkünste

gefragt - die große Stunde

der Computerspezialisten

und der Nachwuchsredak–

teure.

Mit sachkundiger Bera–

tung durch das IMU kris–

tallisierte sich allmählich

zum einen eine Wunsch–

liste von Investitionsmaß–

nahmen heraus, die das

Landratsamt bei den lau-

fenden Um- und Ausbauarbeiten im

Schulzentrum nach Möglichkeit be–

rücksichtigte. So ist nun beispielsweise

in wenig genutzten Räumen die Be–

leuchtung an Bewegungsmelder ge–

koppelt, in den Klassenzimmern wur–

de ein ausgeklügeltes Beleuchtungssys–

tem installiert, das sich in Abhängig–

keit vom Tageslicht selbst reguliert,

und das Vorhandensein eines separa–

ten Tafellichts ist jetzt eine Selbstver–

ständlichkeit.

Zum anderen formulierten die Schü–

ler in ihrem Umweltbericht auch, wel–

che Strategien sie selbst in den kom–

menden Jahren verfolgen würden und

wo Verhaltensänderungen bei der ge–

samten Schülerschaft gefragt waren.

Das galt insbesondere für 9en Um–

gang mit der Beleuchtung und für die

Vermeidung und Trennung von Müll.

Wie aber sollte man eine so große

Zahl von Schülern wirkungsvoll moti–

vieren? Die Großaktion 'Stromspartag'

war bestens dafür geeignet, allen

überzeugend das Einsparpotenzial zu

demonstrieren.

Zur Zeit versucht man, bei der Müll–

trennung Fortschritte zu machen. Julia

und ihre Klassenkameraden aus der

9a der Realschule haben es übernom–

men, das bunt bemalte, in der Aula

aufgestellte „Wertstoffauto" zu war–

ten, in dem Container für die verschie-

An einem Strang

denen Abfallarten enthalten sind .

„Am Anfang", erzählt Julia, und ihre

Erfahrung ist wohl kein Einzelfall, „ha–

ben sich nur wenige freiwillig zur Ver–

fügung gestellt, die mithelfen wollten .

Aber am Ende haben wir dann doch

einen großen Teil unserer Klasse be–

geistern können."

Und dass es immer mehr Schüler -

und auch Lehrer - werden, denen um–

weltbewusstes Verhalten in Fleisch und

Blut übergeht, dafür sind nach Ansicht

von Dr. Wolfgang Gebier, der die

Projektschulen von Seiten des Staatsin–

stituts für Schulpädagogik und Bil–

dungsforschung betreute, die Metho–

den des Umweltaudits gut geeignet:

„Da das Audit eine organisierte Struk–

tur vorgibt, versandet das Engage–

ment nicht so leicht, die Schulfamilie

wird permanent angehalten, etwas für

die Umwelt zu tun ." Auch dass Schüler

und Lehrer an einem Strang ziehen,

ist für die Beteiligten eine schöne Er–

fahrung. Und nicht zuletzt kommt der

Ansatz des Umweltaudits einigen zen–

tralen Anliegen der inneren Schulent–

wicklung entgegen : Die Schüler wer–

den zu Selbsttätigkeit und Eigenver–

antwortung angeregt, und sie erle–

ben, wie die Schule in ihr lokales Um–

feld eingebunden ist.

Hinweis: Interessenten können den Leitfaden

Umweltaudit

an

Schulen,

der gemeinsam von

Kultusministerium, Umweltministerium und IMU

herausgegeben worden ist, gegen eine Schutz–

gebühr von 25 Mark beziehen bei:

Druckhaus Kastner, Schlosshof 2-4, 85283

Wolnzach, Tel. 0 84 42/ 9 25 30.

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