U
m Punkt 19 Uhr trifft der Bus aus
Budopest am 19. März 1991 in
Bad Neustadt an der Saale ein.
Zwanzig Jugendliche aus Ungarn -
alle glücklich, endlich am Ziel zu
sein - steigen aus und werden von
den wartenden Schülern und Lehrern
der Werner-von-Siemens-Realschule
und der örtlichen Fachoberschule mit
großem Hallo und Blumen begrüßt.
Ein neues Kapitel im Schüleraustausch
zwischen der Hunfalvy-Schule in Bu–
dapest und den beiden Bad Neustäd–
ter Schulen hat begonnen.
Die ungarischen Schüler blieben
12 Tage in der Saale-Stadt. Sie be–
suchten den Unterricht, erweiterten in
den zwei Wochen ihre Deutschkennt–
nisse, unternahmen Ausflüge in die
Rhön, nach Würzburg und Frankfurt
und vertieften bei diesem Gegenbe–
such die Kontakte mit den Schülern
aus Bad Neustadt, die im Spätsom–
mer des letzten Jahres in der ungari–
schen Hauptstadt zu Gast waren.
Rund 33 500 bayerische und aus–
ländische Schüler nutzten im Schul-
jahr 1989/90 die
Gelegenh~it,
im
Klassenverband oder in einer Grup–
pe an einem internationalen Schüler–
austausch teilzunehmen. Die meisten
Kontakte gab es dabei zwischen
bayerischen und französischen Schu–
len; denn von den 936 Partnerschaf–
ten im Schuljahr 1989/90 bestanden
425 mit Frankreich, 179 mit Großbri–
tannien und 123 mit den USA. Beson–
ders hervorzuheben ist in diesem Zu–
sammenhang, daß die Kontakte mit
dem östlichen Europa stark zuge–
nommen haben. ln den letzten Jahren
sind hier, begünstigt durch die politi–
sche Entwicklung, viele neue Partner–
schaften zustande gekommen; die
meisten mit Ungarn. Anfang Juni die–
ses Jahres waren es nach Aussage
des Bayerischen Jugendrings, der die
entsprechenden Kontakte vermittelt,
schon 45 Partnerschaften.
Die Bemühungen um den interna–
tionalen Schüleraustausch können
aus vielen Gründen nicht hoch genug
eingeschätzt werden. Denn zum ei–
nen stellt die persönliche Begegnung
deutscher Schüler mit Jugendlichen
anderer Nationalität einen wichtigen
Beitrag zur Völkerverständigung dar.
Zum anderen bekommen die Schüler
einen Einblick in die Kultur des jewei–
ligen Landes und haben während des
Aufenthalts auch die Möglichkeit, et–
waige Klischeevorstellungen oder
Vorurteile über das Gastland und
seine Bewohner zu korrigieren. Zu–
gleich kann der Schüleraustausch ei–
ne wertvolle Ergänzung des Unter–
richts sein, insbesondere in den mo–
dernen Fremdsprachen.
Wie erleben nun Schüler selbst ei–
nen Austausch? Welche Erfahrungen
machen sie bei einem Aufenthalt im
Gastland? SCHULE
aktuell
hat dazu
bayerische und ausländische Schüler
befragt, die an einem Austausch teil–
nahmen. Auf dieser Doppelseite kom–
men zunächst ausländische Schüler,
die in Bayern zu Gast waren, mit ih–
ren Eindrücken zu Wort. Ein Artikel
über die Erfahrungen bayerischer
Schüler im Ausland folgt dann in der
Ausgabe 5/91 von SCHULE
aktuell.
Luca Farkas, 17,
aus Budopest
in Ungarn