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Franc;ois (zweiter)

von \lnks

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s \e\t beim

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wichtige Ro\\e.

Fortsetzung von Seite 15

fremder fühlt sich das Aus–

tauschkind.

Da meinte beispielsweise

eine französische Familie, ihrer

deutschen Austausch-Tachter

den unaufschiebbaren Umzug

nicht zumuten zu können und

mietete für sie ein Hotelzim–

mer. ln Wahrheit wäre das

Mädchen liebend gern beim

Möbelrücken und Kistenpak–

ken dabeigewesen. Der beson–

dere Reiz am Schüleraustausch

liegt darin, daß der unmittelba–

re menschliche Kontakt, die

Teilnahme am normalen Alltag,

Einblicke in die fremde Lebens-

Andere Länder,

andere Sitten

und Denkweise, in andere Sit–

ten und Gebräuche verschaf–

fen, die dem Touristen .ver–

schlossen bleiben.

Unseren bayerischen Schü–

lern fällt immer wieder auf, daß

in französischen Klassenzim–

mern ein schärferer Wind weht

als zu Hause. Schülerstimme

aus Burglengenfeld: "Disziplin

wird groß geschrieben,und das

Lernpensum ist gewaltig." Um–

gekehrt finden die jungen Fran–

zosen den Ton an unseren

Schulen erstaunlich unge–

zwungen .

Manche Eltern schreckt die

Idee, einen fremden jugendli–

chen zu beaufsichtigen. Sie fra–

gen sich, wie weit ihre Verant–

wortung reicht. Hier gilt die

Faustregel: Wie beim eigenen

Kind . Man erlaubt und verbie–

tet nicht mehr und nicht weni–

ger als dem Sohn oder der

Tochter. ln Problemfällen ste–

hen die Eltern nicht allein da.

Immer sind die betreuenden

Lehrer in Reichweite. Sie helfen

16

Konflikte lösen und dolmet–

schen, wenn die Verständigung

nicht klappt.

ln einem gut organisierten

Schüleraustausch kommt der

Gast ausreichend versichert

nach Bayern. Bayerische Eltern

müssen aber auch ihrerseits da–

für sorgen, daß die Krankenver–

sicherung ihres Kindes in

Frankreich gültig ist. Darüber

hinaus empfiehlt es sich, eine

Haftpflicht- und Unfallversi–

cherung abzuschließen . Das

kostet bei der Bayer. Versiche–

rungskammer nur 25 Pfennig

pro Schüler und Tag. Auf die

beiden letzteren Versicherun–

gen kann verzichtet werden,

wenn der Schüleraustausch als

Schulveranstaltung läuft. Das

ist jedoch u. a. nur dann der

Fall, wenn mindestens 10

Schüler aus einer Klasse daran

teilnehmen .

Der Austausch von Schule zu

Schule steht und fällt nicht nur

mit dem guten Willen der EI-

tern, sondern auch mit dem En–

gagement der Lehrer. An den

meisten Schulen hängt das gan–

ze Unternehmen an einem Leh–

rer, der die Sache fest in die

Hand nimmt. Ohne ihn würde

der Austausch einschlafen. Der

Aufwand an Zeit und Arbeit für

die Organisation ist nämlich

gewaltig. Der Lehrer legt mit

dem Partner im Ausland die

Termine fest, informiert die El–

tern, stellt die Teilnehmerliste

auf, teilt die Partner zu . Er be–

reitet das Programm vor, bean–

tragt die Zuschüsse und rechnet

sie ab. Er bestellt den Bus oder

die Plätze im Zug. Er ist immer

dabei, sowohl zu Hause als

auch im Gastland .

Freiwillig übernimmt er ein

großes Maß an Verantwortung.

Daneben opfert er einen Teil

seiner Ferien und zahlt nicht

selten seine Reisekosten aus ei–

gener Tasche, weil die Haus–

haltsmittel oft nicht reichen ,

ihm seine Auslagen zu erstat-

Die Austauschfahrt ist keine reine Ferienreise. Auch im

Gastland bleibt man Schüler. Das Bild zeigt eine fran–

zösisch-bayerische Hausaufgabenrunde in der fernen

Charente.

ten. Obendrein riskiert er Ärger

mit Kollegen aus anderen Fä–

chern; denn jeder Schüleraus–

tausch belastet den normalen

Schulbetrieb, wie auch immer

die Termine liegen . Es ist er–

freulich, daß trotzdem so viele

bayerische Lehrer das zeitrau–

bende Ehrenamt auf sich

nehmen .

Eine ganze Reihe von Schu–

len würde gern einen Aus–

tausch mit Frankreich in die

Wege leiten, findet aber keine

Partnerschule. Wie

1

entstehen

überhaupt solche Partnerschaf–

ten? jedenfalls nicht immer auf

menschlich so rührende Weise

wie im Fall des Gymnasiums

Füssen . Dort legte ein Ge–

schäftsmann, der als Kriegsge–

fangener in Frankreich war,

den Grundstein zu einer

Schulpartnerschaft mit Dijon .

ln der Regel wendet man sich

an den Bayerischen Jugendring.

Er bemüht sich um die Vermitt–

lung von Schulpartnerschaften,

ist aber auf Angebot und Nach–

frage von beiden Seiten ange–

wiesen. Das Nymphenburger

Gymnasium

in

München

machte sich darum selber auf

die Suche und hatte Erfolg.

Weltsprache

Französisch

Fachlehrer sind sich emtg:

Der Schüleraustausch ist eine

gute Sache. Weil er der Völker–

verständigung dient und weil er

die Freude an der Fremdspra–

che weckt. Französisch lernen

ist nicht ganz leicht, aber loh–

nend . Immerhin ist Französisch

neben Englisch die wichtigste

Weltsprache. Rund 200 Millio–

nen Menschen in 31 Staater

der Erde sprechen sie als Um–

gangs-, Amts- oder Diskus–

sionssprache.

Daß die 22jährige Petra heu–

te im 7. Semester Französisch

studiert, verdankt sie nach eige–

nen Worten dem Schüleraus–

tausch . Da fing die erst passive

Schülerin plötzlich Feuer für

das Fach. Fünfmal hintereinan–

der fuhr sie mit und ist nach wie

vor mit ihrer Austauschfamilie

eng befreundet.

Wie dauerhaft solche Bezie–

hungen· sein können, zeigt

auch ein Beispiel aus Bayreuth :

Eine der ersten französischen

Austauschschülerinnen, die vor

20 Jahren aus Amiens in die Ri–

chard-Wagner-Stadt

kamen ,

besucht noch heute ihre alten

Freunde. Begleitet von ihrem

Mann und 6 Kindern. Das jüng-

. steheißt lsolde.

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