amen Sie bereits in Ihrer Schulzeit mit dem Film in
Berührung?
Nein. An meinem Gymnasium gab es leider keine entsprechen–
de Arbeitsgruppe. Ich besuchte allerdings einen Fotokurs. Fil–
memachen war für mich damals noch kein Thema.
Seit einigen Jahren gibt es Filmfesttage im unterfränkischen
Marktheidenfeld, an denen Schüler ihre Arbeiten vorstellen
können.
Das finde ich toll. Ich hätte mir das auch gewünscht. Je eher
interessierte junge Leute mit dem Medium Film arbeiten lernen,
desto besser. Ich habe meinen ersten Streifen an der Filmhoch–
schule gedreht. Erst dort hatte ich die Möglichkeit, auf diesem
Gebiet etwas Kreatives zu machen.
Wie kommt man an die Filmhochschule?
Man braucht das Abitur. ln der Eignungsprüfung mußte ich 15
Fotoarbeiten zum Thema "Bilder aus dem Leben älterer Men–
schen" abliefern und selbst gefertigte Szenenentwürfe. Auch
Dialoge für eine Filmszene wurden verlangt.
Wie sieht die Ausbildung aus?
An der Filmhochschule spielt nicht nur die Theorie eine Rolle, es
wird vor allem praktisch gearbeitet. Die Hochschule hat einen
großen Gerätepark aus Schneidetischen, Kameras, Tonböndern
und Lichtausrüstung.
Wie lange dauert die Ausbildung und was macht man nach dem
Abschluß?
Die Ausbildung dauert sechs bis acht Semester. Die Absolventen
werden Regisseure, Drehbuchautoren, Kameraleute oder Auf–
nahmeleiter. Meist spezialisiert man sich schon während des
Studiums auf einen bestimmten Bereich.
Wie entstand
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Die Nacht des Marders"?
Die Anregung für die Hauptfigur fand ich in der Geschichte
einer Bäuerin. Dann habe ich die weiteren Figuren, ihre Eigen–
schaften, ihre Denk- und Handlungsweisen ausgedacht. Die Ar–
beit am Drehbuch ist übrigens die Hauptarbeit Das wird oft un–
terschätzt.
Erzählen Sie ein wenig von der Regiearbeit
Regie führen heißt, das Drehbuch in Bild und Ton umsetzen; da-
z. B. die Auswahl der Drehorte, der Bildmotive, die
mit den Schauspielern, die Festlegung der einzelnen Ka–
meraeinstellungen. Wenn der Film gedreht ist, folgt der Schnitt.
Ich war bei meinem Film selbst am Schneidetisch dabei. Dort
geht es darum, welchen Rhythmus der Film bekommt, wie man
z. B. die Musik einsetzt.
Einen wichtigen Punkt, nämlich die Finanzierung des Films, ha–
ben wir noch nicht angesprochen.
ln Deutschland werden Kinofilme häufig durch staatliche Mittel
gefördert und von den Fernsehanstalten mitfinanziert. Hinzu
kommt dann der Anteil des Produzenten. Bei meinem Film kam
der größte Teil des Geldes vom Westdeutschen Rundfunk und
dem Kuratorium Junger Deutscher Film, einem Gremium, das
Nachwuchstalente fördert.
Was bedeutet Ihnen der Bayerische Filmpreis?
Ich habe mich wahnsinnig darüber gefreut. Das ist eine große
Auszeichnung und motiviert mich, so weiterzumachen. Mit der
Prämie kann ich jetzt ohne großen Druck an einem neuen Dreh–
buch arbeiten.
Könnte man Ihren Film unter die Rubrik "Heimatfilm" einrei–
hen ...?
Nein. Die Filmgeschichte ist zwar in meiner niederboyarischen
Heimat angesiedelt, könnte aber auch ganz woanders spielen.
Es geht nämlich darin um die Suche nach einer "inneren" Hei–
mat, also um ein menschliches Problem, wie es überall auftreten
kann.
Manche haben vielleicht die Vorstellung, beim Film wird man
über Nacht berühmt und kommt schnell an das große Geld.
Dieses Vorurteil bezieht sich nur auf die Schauspielerei und ist
wie jedes Vorurteil falsch. Was meine "Filmlaufbahn" angeht,
so kann ich nur sagen: Filmen ist harte Arbeit. Schon allein die
Vorarbeiten haben mich ein gonzes Jahr beschäftigt. Dann weiß
man aber immer noch nicht, ob der Film überhaupt gedreht
wird. Findet man Geldgeber, bekommt man für das Drehbuch
und die Regie ein Honorar? Aber Supergagen sind das nicht.
Wer schnell Geld verdienen will, sollte besser nicht zum Film
gehen.
SCHULE
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