Table of Contents Table of Contents
Previous Page  8 / 24 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 8 / 24 Next Page
Page Background

8

Fortsetzung von

Seite

7

sammlungen solch beschei–

dener Art nimmt sich die für

die Kollegstufe der Gymna–

sien bereitgestellte wissen–

schaftliche Literatur zwar

stattlicher aus. Aber oft nistet

auch sie mangels Platz in viel

zu engen Räumen. Anderswo

!eidet die Benutzertätigkeit an

der spärlichen Öffnungszeit.

Weil trotzdem wertvolle Bü–

cher gelegentlich auf Nim–

merwiedersehen verschwin–

den, möchte sie die Schullei–

tung am liebsten ganz unter

Verschluß nehmen .

Wo es an laufender fach-

männischer Betreuung fehlt,

dort stehen die Bücher meist

wie Kraut und Rüben durch–

einander. Auch das soll es

schon gegeben haben: Schü–

ler funktionierten das Biblio–

thekszimmer einfach zum

Rauchsalon um, mit Schach–

und Schafkopfrunden inklusi–

ve. Geistige Arbeit, wie sie in

eine Bibliothek gehört, wird

dann zur Farce.

Leidgeprüft ist mancherorts

auch die Bibliothek für die

Hand der Lehrer. Steht sie im

Lehrerzimmer,

sind

ihre

Schätze zum Nachschlagen

zwar schnell zur Hand, oft

Eine Bibliothek lebt nicht nur von der Ausleihe. Ge–

nauso wichtig sind einladende Sitzecken, wohin

man sich zu stillen Studien zurückziehen kann.

Die Lust am Lesen packt auch schon die Kleinen,

wenn sie eigenhändig aus reich gefüllten Regalen

das Lesefutter auswählen dürfen.

aber auch im Weg. Gibt es

ein eigenes Zimmer für sie,

drohen der Dornröschen–

schlaf oder die Zweckent–

fremdung: Schüler schreiben

hier ihre versäumten Schul–

aufgaben nach, Fachsitzun–

gen ziehen sich dorthin zu–

rück, auch mündliche Prüfun–

gen blockieren den Raum. An

eine planvolle Nutzung dieser

Teilbibliothek in der Schule

ist dann kaum zu denken .

Groß sind auch die Ausleih–

probleme. Niemand weiß,

wer gerade welches Buch an

sich genommen hat und wann

er es wiederbringt. Keiner

fühlt sich so recht zuständig,

wichtige Neuerscheinungen

anzuschaffen. Soll man alles

beim alten lassen? Bleibt nur

mehr die Resignation?

Natürlich nicht! Längst

weiß man, wie es anders, wie

es besser zu machen ist. Man

weiß es nicht nur theoretisch .

An vielen bayerischen Schu–

len hat man es in der Praxis

schon erprobt, und zwar mit

bestem Erfolg. Der Kernge–

danke heißt: Konzentration

aller Buchbestände, Zusam–

menfassung -des Zerstreuten

~und

an vielen Orten Verzet–

telten in einer Zentralbüche–

rei. Dadurch entsteht eine

einzige Bibliothek für alle am

Schulleben Beteiligten. Schü–

ler oder Lehrer: jeder findet

hier die seinem Alter und

Wissensdurst angemessene

Literatur, von Karl May bis

Karl Marx.

Besonders leicht fällt der

Schritt zur Zentralbibliothek

selbstverständlich an einer

neugegründeten Schule. Da

es hier noch keine alten Bü–

cherbestände gibt, die ihr Ei–

genleben führen, ist es ein–

fach, alles zusammenzutun

und aus einem Topf zu wirt–

schaften - vorausgesetzt, ein

geeigneter Raum steht zur

Verfügung. Diesen großen,

zentralen Bibliotheksraum für

alle kann man bei Schulneu–

gründungen von Anfang an

mit einplanen. Die wichtig–

sten baulichen Voraussetzun–

gen wie bequemer Zugang,

ausreichendes Licht und gute

Belüftung sind dann leicht zu

berücksichtigen.

Aber auch eine zweckmä–

ßige technische Ausstattung

gehört dazu. Darunter ver–

steht man genügend Stellflä–

chen in übersichtlich ange–

ordneten Regalreihen. Unver–

zichtbar ist zweitens ein Ver–

zeichnis des Bestandes, al–

phabetisch geordnet nach

Verfassern und Sachgruppen.

Auch der Dreikäsehoch sollte

sich darin schon zurechtfin–

den . Zum modernen Biblio–

theksbetrieb gehören heute

auch Sammlungen von Ton–

Kassetten und Schallplatten.

Sie bedingen den Einbau von

Abspielgeräten mit Kopfhö–

rern. Dazu kommen Zeit–

schriftenstände, Arbeitstische

und Sitzecken, wo man sich

ungestört der Lektüre hinge–

ben kann .

Wie aber verhindert man,

daß in der großzügigen Zen–

tralbibliothek die Mißlichkei–

ten der kleinen Splitterbiblio–

theken verstärkt auftreten und

zum totalen Bücherchaos füh–

ren? Wer verwaltet und garan–

tiert die Funktionstüchtigkeit

der vielleicht 5000, 10000

oder sogar 20000 Bände?

Wer numeriert, signiert und

katalogisiert sie? Wer sorgt

dafür, daß sie sauber einge–

bunden sind, daß sie dort ste–

hen, wo man sie sucht, daß

sie ordnungsgemäß ausgelie–

hen und ebenso wieder abge–

liefert werden?

Der idealistische Deutsch–

lehrer, als Bücherfee in Zwi–

schenstunden eingesetzt, wä–

re damit hoffnungslos überfor–

dert. Die Aufgabe, aus einem

großen Buchbestand eine be–

nutzbare Bibliothek zu ma–

chen, erfordert nicht nur viel

Zeit, sondern vor allem Fach–

wissen und eine Spezialaus–

bildung. Weder ältere Schüler

noch Referendare, weder

Lehrer noch Schulsekretärin–

nen sind diesen Anforderun–

gen gewachsen. Nur ausge–

bildete Bibliothekskräfte kön–

nen ihnen eigentlich gerecht

werden.

Diese guten Geister sind

der Dreh- und Angelpunkt je–

der Zentralbibliothek. Aber

welche einzelne Schule kann

sich schon so etwas leisten?

Schauen wir uns im Land Bay–

ern um, entdecken wir eine

beachtliche Anzahl. Wie ka–

men sie zur eigenen, wenig–

stens halbtags tätigen Biblio–

thekskraft? Antwort: Durch

den Zusammenschluß der

zentralen Schulbibliothek mit

einer Stadt-, Kreis- oder Ge–

meindebücherei. Im Regie–

rungsbezirk

Niederbayern

zum Beispiel gelang dies

schon an vielen Schulen.

Grund- und Hauptschulen

ebenso wie Realschulen und

Gymnasien (s. Karte auf der

gegenüberliegenden Seite).

~

Schlagartig war man dort

Weiter auf Seite 11