Z
u Hause reden
sie dauernd, aber
in der Schule brin–
Jugendliche
~~~~~~~~~~:~
meist ein
~
oder Spezialin-
gen sie den Mund
nicht auf!" So und ähnlich
antworten Eltern, wenn sie
vom Lehrer erfahren, daß sich
ihre Kinder kaum am Unter–
richtsgespräch
beteiligen.
Warum traut sich Monika
nicht heraus mit der Sprache?
Fürchtet sie, Falsches zu sa–
gen? Fehlen ihr die Worte?
Oder der Sachverstand?
Viele Eltern stehen vor
diesem Problem. Manche sor–
gen sich, denn Sprechenkön–
nen ist wichtig, nicht nur für
fliegende Händler und Re–
klameredner. Wer sprechen
kann, tut sich leichter im le–
ben - auch im Schülerleben.
Wortgewandte Buben und
Mädchen können gelassen
bleiben, wenn im Unterricht
ein Kurzvortrag von ihnen
verlangt wird. Ohne beson–
dere Mühe geben sie ihren
Gedanken Gestalt, während
den anderen die Zunge
schwer am Gaumen klebt.
Mangel im Wortschatz
bremst den Sprachfluß, Fülle
beschleunigt ihn. Vieles hängt
beim Sprechen auch vom
Temperament, vom Selbstbe–
wußtsein und von der Be–
weglichkeit des Denkens ab.
lassen sich diese Eigenschaf–
ten überhaupt pädagogisch
beeinflussen und üben?
Spracherzieher kennen vie–
le Ratschläge und Rezepte,
mit denen man schwere Zun–
gen lockern kann.
1. Eltern, sprechen Sie korrekt!
Reden Sie auch zu Hause
klar, deutlich und in ganzen
Sätzen. Kinder, die tagaus,
tagein nur Wortfetzen und
Stümmelsätze aus der Um–
gangssprache hören, lernen
nicht, sich korrekt auszudrük–
ken. Sie orientieren sich an
den Fehlern, die ihnen eine
mangelhafte "Muttersprache"
vorgibt.
2. Geduldig zuhören! Wenn
ein Kind erzählt, fallen Sie
ihm bitte nicht ins Wort und
wenden Sie sich auch nicht
ab, wenn die Geschichte ins
Stocken gerät oder etwas
länger dauert. Kinder brau–
chen die Erfahrung, daß sie
durch ihre Mitteilung die
Aufmerksamkeit eines Er–
wachsenen binden können.
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teressen, ü
die sie gerne
reden. Wenn sich die Erwach–
senen die Zeit zum Zuhören
und Fragen nehmen, öffnet
sich auch ein sonst verschlos–
senes Kind, erklärt und be–
schreibt, was es bewegt. Auch
interessante Details aus dem
naturwissenschaftlichen Un–
terricht, Bilder und Tabellen
aus einem Sachbuch, techni–
sches Spielzeug, ein Fotoal–
bum mit Bildern vom letzten
Urlaub, selbstgeknipste Dias
oder eine Fernsehsendung
geben Anlaß zum zwanglo–
sen Sprachtraining.
3. Keine falsche Hilfe! Man–
che Eltern haben es sich an–
gewöhnt, den Kindern das
Reden abzunehmen. Sie er–
raten die Gedanken, führen
Sätze zu Ende, die die Kinder
begonnen haben, helfen mit
Wörtern aus, wenn der Kin–
dermund ins Stocken gerät.
Eine andere Fehlhaltung:
Wenn das Kind Sprachmängel
zeigt, fahren Eltern dazwi–
schen: "Sprich .nicht so un–
deutlich!" "Rede in ganzen
Sätzen!" "Das heißt nicht
Guige sondern Gurke!"
4. Geschichten erzählen! Als
die Omas noch in den Fami–
lien lebten, übernahmen sie
diese Aufgabe. Heute sollten
sich die Eltern täglich die
Zeit nehmen, Erlebtes, Ge–
hörtes, Gelesenes zu erzäh–
len und sich für die Erlebnis–
se des Kindes zu interessie–
ren. Anlässe dazu gibt es
genug. Und wenn wirklich
einmal der Stoff ausgeht,
dann macht es doppelten
Spaß, auch einmal Lügen–
geschichten zu erfinden und
die kleinen Zuhörer die Wi–
dersprüche finden zu lassen.
5. Zur Sache reden! Es ist ein
gutes Anfangstraining, ge–
hemmten Sprechern Gegen–
stände in die Hand zu geben
und die Beschaffenheit be–
schreiben zu lassen. Auch
kleine Verrichtungen wie das
Kämmen der Haare oder das
Schuheputzen können in ih–
rem Ablauf sprachlrch wie–
dergegeben werden.
6. Vorlesen und vorlesen
lassen! Wenn sich Eltern
selbst nicht sicher fühlen im
Sprechen, helfen Kinder- und
Jugendbücher. Regelmäßige
Vorlese-Viertelstunden
am
Abend, bei denen sich Mut–
ter und Kind abwechseln, ge–
ben Sicherheit, sind ein vor–
zügliches Sprechtraining.
7. Viel singen! Solange man
Kinder nicht verlegen macht,
singen sie ganz unbefangen,
auch wenn die Töne nicht
immer rein klingen. Dabei
erleben sie ihre Stimme,
stärken ihr Gefühl für Klang,
Tonhöhe, Tonstärke und
Rhythmus. Für sie ist Singen
und Tanzen nur eine von vie–
len Formen, dem Spiel- und
Bewegungsdrang zu folgen.
Eltern sollten das für die
Sprecherziehung nützen und
mit ihren Kindern möglichst
viel singen.
8. Kinderreime sprechen! Die
barbarische "Päng"-Sprache
der Comics und das Schablo–
nen-Deutsch der Schurken
aus dem Wilden Westen
bringen wenig. Nützlicher für
die Sprecherziehung der Kin–
der sind Zungenbrecher,
Schüttelreime, Abzählverse,
Rätselfragen
und Gesell–
schaftsspiele - vorausgesetzt
die Texte sind kindertümlich
und sprachlich anregend.
Abc-Schützen sind begeistert,
wenn man mit ihnen .,Ring–
lein, Ringlein, du mußt wan–
dern" spielt, oder "Machet
auf das Tor" und ähnliche
Sprech- und Sing-Spiele. Be–
sonderen Spaß haben sie
auch an lustigen Texten wie:
Was
macht ein kleines
Mückentier
doch für verfluchte
Tücken mir!
Ich spüre Mück- um
Mückenstich,
sie stechen noch zu
Stücken mich.
Bekannt ist auch dieses
Zungenbrecher-Beispiel:
Hör Bub, sag deinem Buben,
daß dein Bub meinen Buben
keinen Buben mehr heißt,
denn mein Bub leidet's nicht
mehr von deinem Buben, daß
dein Bub meinen Buben ei–
nen Buben heißt.
Kindergedichte fristen heut–
zutage leider ein Kümmer–
dasein. Dabei brächten sie
- durch Vor- und Nachspre–
chen gelernt und mit der pas–
senden Gestik und Mimik ge–
spielt - viel für die Sprech–
erziehung. Hier ein Beispiel
von
josef Guggenmos:
Sprechen
lernt man durch
Sprechen tts
Theaters iel
in Küche und
Kinderzimmer
ist einer von
vielen Wegen
zum Üben der
kindlichen
Sprechfertigkeit.
Die Bären brummen,
Die Bienen summen,
Die Katzen miauen,
Es krächzen die ?fauen.
Die Mäuse pfeifen,
Die Affen keifen,
Die Löwen brüllen,
Es wiehern die Füllen.
Die Tauben gurren,
Die Hunde knurren,
Die Störche klappern,
Die Kinder plappern.
Und ginge das nicht in einem
fort,
Kämen die Fische auch zu
Wort.
9. Das Telefon-Spiel ist eine
Übung, die sich nicht an vor–
gegeb~ne
Texte hält, sondern
das freie Sprechen übt. Es
läuft nach folgenden Regeln:
Im Kreis der Kinder steht ein