Table of Contents Table of Contents
Previous Page  22 / 24 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 22 / 24 Next Page
Page Background

Z

u Hause reden

sie dauernd, aber

in der Schule brin–

Jugendliche

~~~~~~~~~~:~

meist ein

~

oder Spezialin-

gen sie den Mund

nicht auf!" So und ähnlich

antworten Eltern, wenn sie

vom Lehrer erfahren, daß sich

ihre Kinder kaum am Unter–

richtsgespräch

beteiligen.

Warum traut sich Monika

nicht heraus mit der Sprache?

Fürchtet sie, Falsches zu sa–

gen? Fehlen ihr die Worte?

Oder der Sachverstand?

Viele Eltern stehen vor

diesem Problem. Manche sor–

gen sich, denn Sprechenkön–

nen ist wichtig, nicht nur für

fliegende Händler und Re–

klameredner. Wer sprechen

kann, tut sich leichter im le–

ben - auch im Schülerleben.

Wortgewandte Buben und

Mädchen können gelassen

bleiben, wenn im Unterricht

ein Kurzvortrag von ihnen

verlangt wird. Ohne beson–

dere Mühe geben sie ihren

Gedanken Gestalt, während

den anderen die Zunge

schwer am Gaumen klebt.

Mangel im Wortschatz

bremst den Sprachfluß, Fülle

beschleunigt ihn. Vieles hängt

beim Sprechen auch vom

Temperament, vom Selbstbe–

wußtsein und von der Be–

weglichkeit des Denkens ab.

lassen sich diese Eigenschaf–

ten überhaupt pädagogisch

beeinflussen und üben?

Spracherzieher kennen vie–

le Ratschläge und Rezepte,

mit denen man schwere Zun–

gen lockern kann.

1. Eltern, sprechen Sie korrekt!

Reden Sie auch zu Hause

klar, deutlich und in ganzen

Sätzen. Kinder, die tagaus,

tagein nur Wortfetzen und

Stümmelsätze aus der Um–

gangssprache hören, lernen

nicht, sich korrekt auszudrük–

ken. Sie orientieren sich an

den Fehlern, die ihnen eine

mangelhafte "Muttersprache"

vorgibt.

2. Geduldig zuhören! Wenn

ein Kind erzählt, fallen Sie

ihm bitte nicht ins Wort und

wenden Sie sich auch nicht

ab, wenn die Geschichte ins

Stocken gerät oder etwas

länger dauert. Kinder brau–

chen die Erfahrung, daß sie

durch ihre Mitteilung die

Aufmerksamkeit eines Er–

wachsenen binden können.

22

teressen, ü

die sie gerne

reden. Wenn sich die Erwach–

senen die Zeit zum Zuhören

und Fragen nehmen, öffnet

sich auch ein sonst verschlos–

senes Kind, erklärt und be–

schreibt, was es bewegt. Auch

interessante Details aus dem

naturwissenschaftlichen Un–

terricht, Bilder und Tabellen

aus einem Sachbuch, techni–

sches Spielzeug, ein Fotoal–

bum mit Bildern vom letzten

Urlaub, selbstgeknipste Dias

oder eine Fernsehsendung

geben Anlaß zum zwanglo–

sen Sprachtraining.

3. Keine falsche Hilfe! Man–

che Eltern haben es sich an–

gewöhnt, den Kindern das

Reden abzunehmen. Sie er–

raten die Gedanken, führen

Sätze zu Ende, die die Kinder

begonnen haben, helfen mit

Wörtern aus, wenn der Kin–

dermund ins Stocken gerät.

Eine andere Fehlhaltung:

Wenn das Kind Sprachmängel

zeigt, fahren Eltern dazwi–

schen: "Sprich .nicht so un–

deutlich!" "Rede in ganzen

Sätzen!" "Das heißt nicht

Guige sondern Gurke!"

4. Geschichten erzählen! Als

die Omas noch in den Fami–

lien lebten, übernahmen sie

diese Aufgabe. Heute sollten

sich die Eltern täglich die

Zeit nehmen, Erlebtes, Ge–

hörtes, Gelesenes zu erzäh–

len und sich für die Erlebnis–

se des Kindes zu interessie–

ren. Anlässe dazu gibt es

genug. Und wenn wirklich

einmal der Stoff ausgeht,

dann macht es doppelten

Spaß, auch einmal Lügen–

geschichten zu erfinden und

die kleinen Zuhörer die Wi–

dersprüche finden zu lassen.

5. Zur Sache reden! Es ist ein

gutes Anfangstraining, ge–

hemmten Sprechern Gegen–

stände in die Hand zu geben

und die Beschaffenheit be–

schreiben zu lassen. Auch

kleine Verrichtungen wie das

Kämmen der Haare oder das

Schuheputzen können in ih–

rem Ablauf sprachlrch wie–

dergegeben werden.

6. Vorlesen und vorlesen

lassen! Wenn sich Eltern

selbst nicht sicher fühlen im

Sprechen, helfen Kinder- und

Jugendbücher. Regelmäßige

Vorlese-Viertelstunden

am

Abend, bei denen sich Mut–

ter und Kind abwechseln, ge–

ben Sicherheit, sind ein vor–

zügliches Sprechtraining.

7. Viel singen! Solange man

Kinder nicht verlegen macht,

singen sie ganz unbefangen,

auch wenn die Töne nicht

immer rein klingen. Dabei

erleben sie ihre Stimme,

stärken ihr Gefühl für Klang,

Tonhöhe, Tonstärke und

Rhythmus. Für sie ist Singen

und Tanzen nur eine von vie–

len Formen, dem Spiel- und

Bewegungsdrang zu folgen.

Eltern sollten das für die

Sprecherziehung nützen und

mit ihren Kindern möglichst

viel singen.

8. Kinderreime sprechen! Die

barbarische "Päng"-Sprache

der Comics und das Schablo–

nen-Deutsch der Schurken

aus dem Wilden Westen

bringen wenig. Nützlicher für

die Sprecherziehung der Kin–

der sind Zungenbrecher,

Schüttelreime, Abzählverse,

Rätselfragen

und Gesell–

schaftsspiele - vorausgesetzt

die Texte sind kindertümlich

und sprachlich anregend.

Abc-Schützen sind begeistert,

wenn man mit ihnen .,Ring–

lein, Ringlein, du mußt wan–

dern" spielt, oder "Machet

auf das Tor" und ähnliche

Sprech- und Sing-Spiele. Be–

sonderen Spaß haben sie

auch an lustigen Texten wie:

Was

macht ein kleines

Mückentier

doch für verfluchte

Tücken mir!

Ich spüre Mück- um

Mückenstich,

sie stechen noch zu

Stücken mich.

Bekannt ist auch dieses

Zungenbrecher-Beispiel:

Hör Bub, sag deinem Buben,

daß dein Bub meinen Buben

keinen Buben mehr heißt,

denn mein Bub leidet's nicht

mehr von deinem Buben, daß

dein Bub meinen Buben ei–

nen Buben heißt.

Kindergedichte fristen heut–

zutage leider ein Kümmer–

dasein. Dabei brächten sie

- durch Vor- und Nachspre–

chen gelernt und mit der pas–

senden Gestik und Mimik ge–

spielt - viel für die Sprech–

erziehung. Hier ein Beispiel

von

josef Guggenmos:

Sprechen

lernt man durch

Sprechen tts

Theaters iel

in Küche und

Kinderzimmer

ist einer von

vielen Wegen

zum Üben der

kindlichen

Sprechfertigkeit.

Die Bären brummen,

Die Bienen summen,

Die Katzen miauen,

Es krächzen die ?fauen.

Die Mäuse pfeifen,

Die Affen keifen,

Die Löwen brüllen,

Es wiehern die Füllen.

Die Tauben gurren,

Die Hunde knurren,

Die Störche klappern,

Die Kinder plappern.

Und ginge das nicht in einem

fort,

Kämen die Fische auch zu

Wort.

9. Das Telefon-Spiel ist eine

Übung, die sich nicht an vor–

gegeb~ne

Texte hält, sondern

das freie Sprechen übt. Es

läuft nach folgenden Regeln:

Im Kreis der Kinder steht ein