Fortsetzung
von
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zu unterstützen. Es ist nicht
gleichgü lti g, was in Ge–
schichtsbüchern steht. Darum
ist es nur zu begrüßen, wenn
sich Polen und Deutsche an
einen Tisch setzen und ver–
suchen, über ihre gemeinsa–
me Vergangenheit ins Reine
zu kommen. Dennoch hat
Bayern das in 26 Empfehlun–
gen zusammengefaßte Ergeb–
nis dieser Schulbuchkommis–
sion abgelehnt. Warum? Ist
der Freistaat gegen eine Ver–
besserung der deutsch-polni–
schen Beziehungen? Im Ge–
genteil. Auch Bayern ist der
Meinung, daß alles getan
werden muß, was der Völker–
verständigung dient. Und
was könnte dienlicher sein,
als das Offenlegen der
gesch ichtli chen Tatsachen
~
seien es die nationalsoziali–
stischen Greuel oder die an
Deutschen begangenen Grau–
samkeiten nach dem Kri eg.
Aber was bei den Konfe–
renzen der Schulbuchkom–
mission herauskam, ist leider
in entscheidenden Punkten
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Die .,vierte Teilung Polens•• und ihre Folgen
193 9 .
Der deutsch-russische Freundschaftspakt zer-
•
schlägt
das
aHe Polen (blaue Fläche). Die Ost–
hälfte samt den Staaten Estland, LeUland und Litauen besetzt
die Sowjetunion (schwarze Pfeile). Den WesHell holt
sJc:h
Nazi-Deutschland.
1945 •
Die UdSSR behältihr BeutestOck und erweHert
•
es um den nördlichen Teil OslpreuBens. Polen
wird mit den deutschen Ostgebieten abgefunden (blaue
Pfeile).
Die deutsche
mu8 das Land verlassen.
an der historischen Wahrheit
vorbeigeschrieben. Das reicht
von sprach lichen Verschöne–
rungsprozeduren über Tal–
sachenunterdrückung bis hin
zur Umpolung von staats–
und völkerrechtlichen Grund–
sätzen.
Wortkosmetik
Da ist etwa die Empfeh–
lung Nr. 22. Unter dem Titel
" Bevölkerungsverschiebun–
gen " befaßt sie sich mit der
Vertreibung der Deutschen
aus den Gebieten östlich von
Oder und Neiße. Darin heißt
eswörtlich: " Der größte Teil
der in den Oder-Neiße-Ge–
bieten verbliebenen deut–
schen Bevölkerung wurde in
den Jahren 1945 bis · 1947
ausgewiesen bzw. im Rah–
men des interalliierten Trans–
ferabkommens zwangsumge–
siedelt . .. "
Das dem historischen Vor–
gang angemessene Wort
" Vertreibung" wird in die–
sem Text peinlich vermieden.
An prominenter Stelle, näm-
lieh in der Überschrift, spricht
man verharmlosend von
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Be–
völkerungsverschiebungen".
Alle, die die grausamen Vor–
gänge erlebten, müssen dies
als kosmetische Operation an
der Wirklichkeit empfinden.
Auch die Feststellung, die
Vertreibung sei " im Rahmen
des interalliierten Transferab–
kommens" abgewickelt wor–
den, ist insofern irreführend,
als dieses Abkommen der
Siegermächte keineswegs die
grausame Art der Durchfüh–
rung einschließt - bis hin
zum gewaltsamen Tod unge–
zählter unschuldiger Deut–
scher.
Auch das Wort " zwangs–
umgesiedelt", das die Schul–
buchkommission empfiehlt,
fü hrt in eine falsche Richtung.
Westdeutsche Schüler verbin–
den damit nämlich rechts–
staatliche Vorstellungen. Sie
denken, die damals Betroffe–
nen hätten ein ordentliches
Verfahren bekommen, hätten
die Möglichkeit zur Be–
schwerde und zum Wider–
spruch bei oberen Instanzen
gehabt, hätten anders ,
vollwertigen Ersatz erhalt
seien mit ihrer ganzen per–
sönlichen Habe aus dem alt–
besiedelten Gebiet gezogen–
so wie etwa ein westdeut–
scher Landwirt, dessen Grund
und Boden einem ,Flughafen,
Stausee oder Autobahnbau
zum Opfer fällt. Wer aber
wie die Deutschen aus den
Gebieten östlich von Oder
und Neiße innerhalb weniger
Stunden und unter Gefahr für
Leib und Leben verjagt wur–
de und nur einen Rucksack
persönlicher Habe mitneh–
men durfte, der wurde nicht
in diesem rechtsstaatliehen
Sinne "zwangsumgesiedelt",
sondern schlicht und wahr
aus seine( angestammten Hei–
mat vertrieben . Jede sprach–
liche Beschönigung dieser
Vorgänge beleidigt die Op–
fer, führt die Nachwelt irre,
verhindert, daß sie aus Feh–
lern lernt und schadet darum
letztlich der Verständigung.
Nicht minder bedenklich
als die Sprachkosmetik in
punkto Vertreibung stimmen