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1156

1981

1888

Die Kleinfamilie - groß im Kommen

I mer weniger Ehepure haben viele Kinder (rote Linie). Die

Klnd-FamWe

wird

zur Regel (IChwarze Linie). Von 1000 Im

1956 gesc:hlouenen Ehen waren 352 kinderreich. 15 Jahre

iplter

hat

die Familie

Mit

3

und

mehr Kindem Seltenheitswert.

Frank–

reich

~

1"/o

Nor–

wegen

Schwe–

den

Italien

Nieder–

lande

Groß·

britan–

nien

Deutsches

Wiegen-Leid

Bundes–

republik

Mit wachsendem Wohlstand

schwindet in allen Industrie–

ländern die Bereitschaft der

Familien, Kinder aufzuziehen.

Aber Deutschland hält den

Weltrekord in leeren Wiegen.

1973 kamen hier 40 Prozent

weniger Kinder zur Welt als

noch im Jahr 1965.

nnt au

ier

die Talfahrt. Im Durchschnitt

der achtziger Jahre ist mit ei–

nem Schülerschwund von

jährlich 6000 Buben und

Mädchen zu rechnen . Anfang

der neunziger Jahre wird es

nur noch 90 000 Realschüler

in Bayern geben. Das sind

75 000 weniger als heute auf

dem Scheitelpunkt der Schü–

lerwoge.

Zwar garantieren diese

Zahlen auch weiterhin den

Bestand der meisten Real–

schulen . Aber

vor

den Folgen

der bevorstehenden Auszeh–

rung kann heute niemand

mehr die Augen verschließen.

Es droht die Gefahr, daß das

jetzt bestehende Angebot an

Ausbildungsrichtungen nicht

voll

aufrechterhalten wer–

den kann. Die Realschule ist

nämlich von der 8. Klasse an

entweder technisch oder

kaufmännisch oder musisch

und sozial ausgerichtet. Die

meisten Realschulen bieten

mindestens

zwei

dieser

" Wahlpflichtfächergruppen"

nebeneinander an . Noch er–

füllen die starken Schül-er–

jahrgänge jeden dieser Zwei–

ge mit Leben . Die heranna–

hende Flaute könnte aber

manchen

davon

austrocknen.

Gewiß : Von der Grund–

schule bi s zum Gymnasium

bringt es Vorteile, wenn die

üppigen Klassen allmählich

schlanker werden . Das Ge–

sundschrumpfen

tut der

Schule gut. Es gibt Luft in

den Klassen . Weniger Schü–

ler pro Lehrer - das bedeu–

tet bessere Lernbedingungen.

Aber die Wohltat wird

um Alptraum für alle, die

tzt noch Lehrer werden

möchten. Der Lehrerbedarf

schmilzt zusammen wie der

nee im Föhnsturm, auch

n, wenn die Klassenstär-

Nur wenige Gymnasien

werden wegen des nun be–

ginnenden Aderlasses um ih–

re Existenz bangen müssen.

Aber eine andere Gefahr

zeichnet sich ab : Di e Vielfalt

ihres Bildungsangebots ist be–

droht. Viele Schulen führen

nämlich jetzt zwei oder gar

drei Ausbildungsrichtungen

nebeneinander. So vereint oft

ein Gymnasium unter seinem

Dach einen mathematisch-na–

turwissenschaftlichen Zweig

und einen neusprachlichen.

An vielen Orten werden auch

neusprachliche und humani–

stis"che Zweige zusammen an–

geboten. Wenn nun aber die

Schülerzahlen

schrumpfen,

besteht an fast jedem vierten

staatli chen Gymnasium in

Bayern die Gefahr, daß es ei–

nen seiner Ausbildungswege

nicht mehr fortführen kann.

Von

der Mammut- zur Miniklasse

1975

ularten ra

kal gesenkt werden, auch

dann , wenn Mitte der acht–

ziger Jahre an Volksschulen,

Realschulen und Gymnasien

auf einen Lehrer im Durch–

schnitt nicht einmal mehr

20 Schüler kommen werden.

Schon ab ,1978 besteht nur

noch Bedarf für jährlieh rund

700 junge Volksschullehrer -

bei zweitausend bis dreitau–

send Bewerbern!

Besonders di.tster si•hd die

Berufsaussichten für Lehr–

amtskandidaten an Realschu–

len und Gymnasien : Nach

1979 wird dort der Bedarf so

gering sein, daß es fraglich

ist, ob alle durch Pensionie–

rung frei werdenden Stellen

mit Nachwuchskräften weiter

besetzt werden können-

von

neuen Stellen

schweigen . Man

Zur Zeit unterrichten an

den bayerischen Gymnasien

14 000 Lehrer. Aber an den

bayerischen Universitäten be–

reiten sich derzeit schon

16 000 Studenten auf das

gymnasial e Lehramt vor!

Vor falschen. Hoffnungen

kann also nicht nachdrück–

lich genug gewarnt werden.

Dem dient auch eine eigene

Informationsschrift des

baye~

rischen Kultusministeriums,

die erst kürzlich das neueste

Datenmaterial zum Lehrer–

bedarf bekanntmachte und

bei der Redaktion SCHULE &

WIR bezogen werden kann.

Wellenberg und Wellental,

Schülerflut und Schülerflaute

- wer bisher der Meinung

war, die Schwierigkeiten wür–

den sich gegenseitig aufhe–

ben , der muß gründlich um–

denken . Nicht kleinere, son–

dern eher noch größere Pro–

bleme stehen uns bevor. Und

das nicht nur, im S!=hulischen

Bereich . Hier werden sie le–

diglich zuerst sichtbar. Zehn

Jahre Geburtendefizit sind

geeignet, schon in naher Zu–

kunft unser gesamtes wirt–

schaftliches und soziales Ge–

füge zu erschüttern .

e