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ildung kostet Geld, viel Geld so–
gar. Dieser Aussage wird sicher
jeder zustimmen, und niemand
dürfte wohl daran zweifeln, dass die
Ausgaben des Staates für die Bildung
eine sinnvolle, ja notwendige Investiti–
on in die Zukunft des eigenen Landes
darstellen. Wie viel ober im Falle von
UNTERRICHT UND ERZIEHUNG
BRAUCHEN GANZ BESTIMMTE
RAHMENBEDINGUNGEN.
EINE DAVON IST DIE GRÖSSE
weg mit schlechteren äußeren Bedin–
gungen konfrontiert war als ihre Kin–
der heute. So unterrichten in diesem
Schuljahr über 80.000 Lehrkräfte
rund 1,4 Millionen Schüler, während
vor 25 Jahren ungefähr 26.000 Leh–
rer weniger zur Verfügung standen,
obwohl die Anzahl der Schüler um
350.000 höher war
als heute!
Schule und Erziehung
genug ist, ist oftmals ei–
ne Frage des Stand–
punktes. Nicht wenige
Eltern neigen heute zu
der Annahme, dass der
Staat zu wenig Geld
für diesen Bereich aus–
gibt. Manche behaup–
ten sogar, die Situation
an Bayerns Schulen sei
„katastrophal". Es gebe
zu viele Schüler, die
mit zu wenig Lehrern
zu viel Stoff in zu we–
nig Unterrichtsstunden
pauken müssten. Kur–
zum, die Bildung wür–
de „kaputtgespart". Ge–
gen diese vermeintlich
falsche Bildungspolitik
hat sich nun Wider–
stand formiert, der
ZAHLENSPIEL
Die Bildungsmisere,
die von den Kritikern
inzwischen landauf,
landab an die Wand
gemalt wird, hat einen
konkreten Namen: über–
füllte Klassenzimmer.
Um jedoch die gegen–
wärtige Situation beur–
teilen zu können, ist ein
Blick auf die Entwick–
lung der letzten Jahr–
zehnte erhellend. Die
heutigen Eltern wissen,
wie bereits erwähnt,
sehr wohl aus eigener
Erfahrung, dass die
Klassen in früheren Zei–
ten schon wesentlich
größer waren. Und
man muss nicht sehr
lautstark auf sich aufmerksam macht.
Es wird gefordert, dass künftig keine
Klasse mehr als 25 Schüler haben
dürfe. Bei 26 Kindern müsse man also
teilen und unter Umständen zwei Klas–
sen mit je 13 Schülern bilden .
Nicht nur der Ton in manchen Le–
serbriefen oder in Schreiben an das
Kultusministerium, sondern auch ver–
schiedene Protestaktionen belegen
nachdrücklich, dass die Eltern ihr An–
liegen sehr ernst nehmen. Nicht selten
gewinnt man jedoch auch den Ein–
druck, dass die persönlichen Erfahrun–
gen, die man an der Schule des eige–
nen Kindes gemacht hat und die in
manchen Fällen sicher auch kritikwür–
dig sind, allzu schnell verallgemeinert
und auf ganz Bayern übertragen wer–
den. Ein Blick auf die Statistik kann
vielleicht dazu beitragen, die tatsäch–
lichen Verhältnisse klarzustellen und
die Diskussion zu versachlichen .
Zunächst zum Haushalt: Die Ge–
samtausgaben für den Bereich Bildung
nehmen in Bayern seit jeher den ers–
ten Platz ein, und es gibt hier kontinu-
DER KLASSEN. TROTZ
GROSSER ANSTRENGUNGEN
DES STAATES IST DAS
WÜNSCHENSWERTE NICHT
IMMER MACHBAR.
ierliche Steigerungen, die unterstrei–
chen, welch große Bedeutung der Aus–
bildung unserer Kinder von staatlicher
Seite zugemessen wird. Von gut einer
Milliarde im Jahr 1965 wurden die
Ausgaben auf heute fast 10 Milliar–
den hochgeschraubt. Auch wenn man
berücksichtigt, dass im gleichen Zeit–
raum eine inflationsbedingte Geldent–
wertung stattgefunden hat, kann man
angesichts dieser Steigerung die The–
se vom „Kaputtsparen" kaum aufrecht–
erhalten.
Die positiven Auswirkungen des fi–
nanziellen Engagements auf dem Bil–
dungssektor lassen sich anhand von
Zahlen augenfällig nachweisen. Sie
belegen, dass die jetzige Elterngene–
ration in ihrer eigenen Schulzeit durch-
weit zurückgehen, um dies zu bele–
gen. Im Jahre 1980 gab es bayern–
weit im Volksschulbereich gut 35.000
Klassen; in knapp 14.000 davon
saßen bis zu 25 Schüler, in über
14.000 maximal 30 und in über
7.000 Klassenzimmern drängelten
sich damals teilweise bis zu 40 Kin–
der. Darüber hinaus gab es einzelne
Klassen, in denen sogar noch mehr
Kinder saßen. Gott sei Dank ist eine
derartig extreme Zahl heute undenk–
bar. Aber nicht nur das - auch die
Zahl der Klassen über 30 Schüler hat
inzwischen erheblich abgenommen.
So gab es, bei einer ungefähr glei–
chen Gesamtzahl an Klassen, im ver–
gangenen Schuljahr nur noch gut
2.000 Volksschulklassen in Bayern, in
denen über 30 Kinder unterrichtet
wurden - keine sechs Prozent. Im Ge–
gensatz dazu ist die Zahl der Klassen
mit maximal 25 Schüler erheblich ge–
stiegen - im Schuljahr 1996/97 auf
sage und schreibe über 20.000.
Aber, werden die Kritiker hier ein–
wenden, die Situation hat vor weni-
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SCHULE
aktuell
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