gungstherapeutin, die sich um die
Heimbewohner kümmert, mit ihnen
bastelt oder etwas unternimmt. Dann
finden bei uns auch regelmäßig Ver–
anstaltungen statt, bei denen alle
Heimbewohner zusammenkommen.
Und wenn die alten Menschen etwas
Schönes erlebt haben, z. B. eine Ad–
ventsfeier oder einen Liederabend,
merken wir pfleger, wie sehr sie sich
darüber freuen und wie sie aufleben.
Werden wir künftig mehr Altenheime
brauchen?
Ja, bestimmt! Die Leute werden ja im–
mer älter. Wer ist früher schon 90 ge–
worden? Das Durchschnittsalter in
unserer pflegestationliegt bei etwa 85
Jahren, und der Anteil der geistig ver–
wirrten Menschen steigt ständig. lr–
gendwann kommt bei den meisten
einmal der Zeitpunkt, wo sie nicht
mehr fähig sind, sich alleine zu ver–
sorgen. Wenn dann niemand
da ist, der sich um sie küm–
mern kann, brauchen sie
einen Platz im Altenheim.
Was kostet derzeit ein
Platz bei Ihnen?
Ein Einzelzimmer kostet
auf unserer pflegestation
gegenwärtig 2900 Mark
pro Monat, ein Platz im
Doppelzimmer
,,Vom Idealismus alleine
kann niemand leben:'
2600 Mark. Das ist natürlich sehr viel
Geld, denn wer hat schon eine Rente
oder Pension von 3000 Mark. Stellen
Sie sich ein Ehepaar vor, bei dem
beide auf der pflegestation sind -das
kostet im Monat ja fast 6000 Mark.
Alt werden kann also sehr teuer
sein, und nur die wenigsten treffen in
jungen Jahren eine entsprechende
Vorsorge.
Was passiert, wenn jemand nicht
mehr bezahlen kann?
Selbstverständlich setzen wir jeman–
den, der das nicht mehr bezahlen
kann, nicht vor die Tür, sondern be–
treuen ihn genauso wie die übrigen
Heimbewohner. Aber es kann sein,
daß er auf sein Vermögen- sei es ein
Sparguthaben oder ein Haus - zu–
rückgreifen muß. Auch die Kinder
können herangezogen werden. Erst
wenn diese nicht in der Lage sind,
die Kosten für den Aufenthalt
und die Pflege im Altenheim
aufzubringen, springt die
Sozialhilfe ein.
Woran liegt es Ihrer Mei–
nung nach, daß Altenhei–
me immer wieder über
Personalmangel klagen?
Eine Ursache ist sicher, daß
sich die Zahl der pflegebe-
dürftigen in den letzten 20 Jah–
ren deutlich erhöht hat. Deshalb
besteht ein enormer Perso–
nalbedarf in der Altenpfle–
ge. Darüber hinaus wäre
es aber sicher auch not–
wendig, den Beruf z. B.
dadurch attraktiver zu
machen, daß den pfle–
gekräften preisgünstige
Wohnungen zur Verfü–
gung gestellt werden
und die Bezahlung an–
gehoben wird. Denn vom
Idealismus alleine kann wirklich nie–
mand leben.
Welche Erfahrungen haben· Sie mit
Zivildienstleistenden gemacht?
Ganz positive! Wir haben derzeit vier
junge Männer. Also es tut mir schon
leid, wenn die wieder gehen. Ich hof–
fe, daß wir danach wieder Zivil–
dienstleistende bekommen; denn oh–
ne die geht es in unserem Heim
wahrscheinlich nicht.
Was raten Sie jungen Leuten, die sich
für Ihren Beruf interessieren?
Meiner Meinung nach sollten sie sich
genau darüber informieren, was auf
sie zukommt. Entscheidend ist, daß
sie dazu bereit sind, auf ältere Men–
schen einzugehen und ihnen bei allen
. Gebrechen behilflich zu sein. Wichtig
ist natürlich auch eine stabile Psyche.
Diese Voraussetzungen müssen stim–
men, alles Weitere kann man lernen.
Für junge Leute ist gerade der tägli–
che Umgang mit der Gebrechlichkeit
älterer Menschen nicht einfach, aber
davor sollte man keine Angst haben;
wir passen schon auf, daß ein Anfän–
ger nicht gleich mit den schwersten
Fällen betraut wird, sondern Zeit er–
hält, sich einzuarbeiten.
Gibt es Erlebnisse, die Sie die Schwe–
re Ihres Berufs vergessen lassen?
Besonders glücklich sind wir immer,
wenn Heimbewohner, die vom
Wohnbereich in die pflegestation ka–
men, wieder zurückziehen können.
Das ist ein sichtbares Zeichen für
den Erfolg unserer Arbeit. Zu den
schönen Seiten des Berufs zählt auch,
wenn ein pfleger spürt, daß sich ein
Heimbewohner gut versorgt fühlt,
oder wenn er von den Angehörigen
für die pflege gelobt wird. Solche
Momente bestätigen einen in der Be–
rufswahl und geben die notwendige
Kraft für die weitere Arbeit.
D
SCHULE
aktuell
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