FERNSEHEN GEHÖRT ZU DEN LIEBLINGSBESCHÄFTIGUNGEN
VIELER KINDER; MANCHE SITZEN TÄGLICH SOGAR MEHRERE
STUNDEN VOR DEM BILDSCHIRM. ENTSCHEIDEND IST DA–
BEl JEDOCH NICHT NUR, WIE LANGE KINDER FERNSEHEN,
SONDERN AUCH, WELCHE SENDUNGEN SIE SICH ANSEHEN.
Z
ählte bei uns das Fernsehgerät
Anfang der 60er Jahre unbe–
streitbar zu den Luxusgütern, so
hat es diesen Status inzwischen
längst verloren. Nahezu in jedem
Wohnzimmer steht heute ein Fernse–
her; in vielen Wohnungen sind zwei
oder mehr Geräte vorhanden. An At–
traktivität hat das Medium Fernsehen
offensichtlich nach wie vor nichts ein–
gebüßt, denn nach einer vom Bayeri–
schen Rundfunk vorgenommenen
Auswertung von GfK-Daten, also von
Erhebungen der Gesellschaft für
Konsum-, Markt- und Absatzfor–
schung in Nürnberg, wird es in jedem
Haushalt pro Tag durchschnittlich
über vier Stunden genutzt. Gerade
auch bei den jungen Zuschauern er–
freut es sich großen Zuspruchs; so se–
hen bereits Grundschüler im Schnitt
täglich rund eineinviertel Stunden
lang fern, die 9- bis 13jährigen mehr
als eineinhalb Stunden.
Und eine repräsentative Umfrage*,
die im Herbst 1990 vom Bayerischen
Rundfunk durchgeführt wurde, be–
legt, daß Fernsehen bei den Kindern
immer noch zu den Lieblingsbeschäf–
tigungen gehört; im Vergleich zu al–
len anderen Freizeitangeboten steht
es an dritter Stelle, nur Sport treiben
und mit Freunden zusammensein
wird höher bewertet. So scheint es
auch erklärbar, wie der Hamburger
Pädagogikprofessor Opaschowski
bei seinen Nachforschungen zu dem
wirklich erstaunlichen Ergebnis kam,
daß ein 18jähriger heute im Durch–
schnitt mehr Zeit vor dem Bildschirm
verbracht hat als in der Schule.
• Internationales Zentralinstitut für das Jugend- und
Bildungsfernsehen/Medienreferat des BR: Was
wünschen sich Kinder und Eitern vom Fernsehen?
Sicher kann man daher zu Recht be–
haupten, daß das Fernsehen im Le–
ben vieler Kinder eine wichtige Rolle
spielt und daß es ohne Zweifel gro–
ßen Einfluß auf sie ausübt. ln welcher
Hinsicht dies aber geschieht, darüber
gehen die Meinungen weit auseinan–
der. Während die einen zum Beispiel
beklagen, daß eine Reizüberflutung
-bedingt durch häufiges Fernsehen–
die gesunde Entwicklung junger
Menschen gefährde, die Aggressivi–
tät gefördert werde und ein zuneh–
mender Realitätsverlust eintrete, be–
tonen andere, daß durch das Fernse–
hen neue Erlebnis- und Erfahrungs–
bereiche erschlossen, erweiterte ln–
formationsmöglichkeiten angeboten
und die Auseinandersetzung mit neu–
en Themen erst angeregt werde.
Welche Auswirkungen das "AII–
tagsmedium Fernsehen" nun aber
tatsächlich hat, hängt nicht nur davon
ab, wie lange Kinder vor dem Bi ld–
schirm sitzen, sondern vor allem auch
davon, welche Sendungen sie sich
ansehen. Was aber ist eine für Kinder
geeignete "gute" Sendung? Eine Fra–
ge, die sich bestimmt nicht einfach
beantworten läßt, vor allem dann
nicht, wenn mon berücksichtigt, daß
es
die
Kinder nicht gibt, sondern daß
hinter diesem Begriff Einzelpersonen
mit ihren jeweiligen Erwartungen und
Erfahrungen stehen. Von Bedeutung
sind hierbei zum Beispiel das Alter
der Kinder, ihr soziales Umfeld oder
ihr Bildungsstand, um nur einige Fak–
toren zu ·nennen. Hinzu kommt, daß
sich -wie vieles in der Gesellschaft –
auch der Geschmack des jungen
Fernsehpublikums im Laufe der Jahre
durchaus verändert. Wie also könnte
man beschreiben, was gutes Kinder–
fernsehen heute ausmacht.
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