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kannt werden? Ein wich-

tiges Ergebnis einer ame-

rikanischen Studie war,

dass sich zwar kein schlüs-

siges Täterprofil erkennen

lässt, die Täter jedoch im

Vorfeld vielfach auffielen.

So zeigten die meisten

von ihnen Verhaltenswei-

sen, die auf das Bedürfnis

nach Hilfe hindeuteten.

Dazu zählten z.B. Zeich-

nungen oder Gedichte mit

Andeutungen von Mord

oder Selbstmord. Viele

Täter hatten Zugang zu

Waffen und die Gewalttat

schon länger geplant.

Schließlich hatten in den

allermeisten Fällen Mit-

schüler vom geplanten

Attentat gewusst, aber

nicht darüber gesprochen.

Wenn Warnzeichen früh-

zeitig erkannt und ernst

genommen werden, las-

sen sich unheilvolle Ent-

wicklungen stoppen.

Was können Lehrer,

Schüler und Eltern tun,

um Gewalttaten vorzu-

beugen?

Gewalt mit Worten,

Rücksichtslosigkeit und

Ausgrenzungen sollten

von Lehrern und Eltern

von vornherein ernst ge-

nommen werden. Eltern

dürfen nicht zögern, so-

fort Kontakt mit der

Schule aufzunehmen,

wenn sie erfahren, dass

ihre Kinder Gewaltopfer

oder -täter sind. Jede

Form von Gewalt muss

unmittelbar geahndet

werden.

Schüler brauchen an

der Schule Erwachsene

und Mitschüler, an die

sie sich vertrauensvoll

wenden können, wenn

sie von Mobbing oder

3. Lehrer als Hassobjekte

Attentate wie in Freising

und Erfurt galten in erster

Linie Lehrern. Die Täter

machten Lehrkräfte für ihr

Versagen in der Schule

verantwortlich, nahmen

Rache für vermeintliche

oder tatsächliche Krän-

kungen.

Die zielgerichtete Ge-

walt hat Auswirkungen

auf Lehrkräfte und Schü-

ler. Bei Konflikten wird

der Umgangston gereizter,

es kommt zu Überreaktio-

nen, Schüler fühlen sich

ungerecht behandelt, da

und dort gibt es Todes-

drohungen. Seit den An-

schlägen ist die Schule

kein sicherer Ort mehr.

Es stellt sich daher die

Frage: Können potenzielle

Gewalttäter im Vorfeld er-

riminalpolizeili-

che Statistiken

und empirische

Forschungsergeb-

nisse der letzten Jahre

bestätigen den Trend: Die

Zahl der Gewaltdelikte bei

Kindern und Jugendlichen

nimmt stetig zu. Innerhalb

der letzen 10 Jahre hat sie

sich etwa vervierfacht.

Eine weitere Entwicklung:

Die Täter sind brutaler ge-

worden und die Hemm-

schwelle für körperliche

und seelische Verletzun-

gen ist gesunken. Diese

Entwicklung hat auch vor

den Schulen nicht Halt

gemacht. Besonders Be-

sorgnis erregend ist die

Zunahme in folgenden

Bereichen:

1. Mobbing

Untersuchungen zufolge

war jeder fünfte Schüler

schon einmal Mobbing-

opfer in Form von Schlä-

gen, Treten, Erpres-

sungen oder verbalem

Mobbing.

2. Zielgerichtete Gewalt

Darunter versteht man,

dass ein Schüler eine Per-

son an der Schule mit ei-

ner Waffe angreift und die

Schule vorsätzlich als Tat-

ort auswählt. Dies ist in

den letzten Jahren mehr-

fach Realität geworden.

Schulpsychologe

einer geplanten Gewalt-

tat erfahren.

Schüler, Lehrer und El-

tern sollten miteinander

höflich und respektvoll

umgehen. Das fördert

das Zusammengehörig-

keitsgefühl.

Empfehlenswert sind ge-

meinsame Projekte, die

ein friedliches Zusammen-

leben und konstruktive

Konfliktlösungen an der

Schule einüben.

Eltern und Lehrer sind

aufgefordert, den Schü-

lern in der schwierigen

Phase der Pubertät Halt

zu bieten. Sie sollten ge-

meinsam Wertevorstel-

lungen formulieren und

den Schülern Lebensper-

spektiven aufzeigen.

Eine wichtige Aufgabe

der Schule ist es, über ihre

Beratungsangebote zu in-

formieren und auf externe

Anlaufstellen wie Jugend-

ämter, Erziehungsbera-

tungsstellen, Sportvereine

usw. hinzuweisen.

Schule und Eltern soll-

ten besonders auf die

Schüler achten, die vorü-

bergehend vom Unter-

richt ausgeschlossen wur-

den oder die Schule

frühzeitig verlassen muss-

ten. Gerade den geschei-

terten Schülern gilt es,

Hilfe anzubieten und Le-

bensmut zu geben.

Hans-Joachim Röthlein,

Schulpsychologe,

Beratungsrektor

Thema heute:

K

Gewalttaten

vorbeugen

foto: privat

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