Table of Contents Table of Contents
Previous Page  12 / 20 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 12 / 20 Next Page
Page Background

150000 Besucher, obwohl wir keine

Werbung betreiben.

..

Sie haben das Thema "Okologie"

als einen zentralen Gedanken her–

ausgestellt? Liegt Ihnen dieser Be–

reich besonders am Herzen?

Ja, in mehrfacher Hinsicht! Ich bin,

wenn ich.. es so formulieren darf, ge–

lernter Okologe, der mit entspre–

chenden Arbeiten promoviert und

sich habilitiert bat; lange Zeit vertrat

ich das Fach Okologie an den bei–

den Münchner Universitäten. Zum

zweiten bin ich seit über 20 Jahren

Präsident des Deutschen . Natur–

schutzrings, also des Dachverbands

der bundesdeutschen Naturschutzor–

ganisationen.

Die täglichen Schreckensmeldungen

über die Zerstörung

un~~rer

Umwelt

beunruhigen heute die Offentliehkeif

in hohem Maße. Wo sehen Sie die

größtEm Probleme?

Wenn man konkrete Bereiche benen–

nen will, so würde ich auf die Zerstö–

rung des Ozonschildes verweisen ,

dann auf die immer stärkere Ausbrei–

tung der Wüsten . Als drittes könnte

man die tei lweise katastrophale Ver–

schmutzung der Randmeere anfüh–

ren, und schließlich das wohl zur Zeit

brennendste Problem - die rasant

fortschreitende Vernichtung der tro–

pischen Wälder. Ich stelle dieses Pro–

blem sogar über die oft zitierte Kli–

makatastrophe.

Was versteht man eigentlich unter

"tropischer Regenwald"?

Zunächst sollten wir nicht vom Re–

genwald sprechen, sondern generell

von den tropischen Wäldern; denn es

gibt auch Trockenwälder in den Tro–

pen, die ebenfalls sehr wichtig sind,

die aber ganz andere ökologische

Systeme darstellen. Die tropischen

Wälder sind nun eines der ältesten

Ökosysteme der Erde, man spricht

von ca . 130 Millionen Jahren. ln die–

sem langen Zeitraum haben sie sich

12 SCHULE

aktuell

im Prinzip kaum verändert, es gab ja

z. B. keine Eiszeiten in diesen Gebie–

ten. Die dort existierenden Tiere und

Pflanzen - nach heutigen Erkenntnis–

sen sind es mindestens die Hälfte al-

. ler auf der Erde vorkommenden Tier–

und Pflanzenarten - haben sich un–

gemein an ihre Umgebung ange–

paßt, so daß sie sich bei der Zerstö–

rung dieser. Wälder nicht umstellen

können, sondern zugrunde gehen

und aussterben. Dies gilt auch für die

Eingeborenenstämme, die dort ihren

Lebensraum haben.

••

,,DIE IIALFTE

DER

TROPISCHEN

WÄLDER

IST BEREITS

VERNICHTET!'

Wieviel wurde von diesen Wäldern

inzwischen schon vernichtet?

Ursprünglich haben diese Wälder

den gesamten Tr9pengürte l nördlich

und südlich des Äquators bedeckt–

insgesamt 10 Prozent der Landfläche

der Erde. Heute ist bereits die Hälfte

vernichtet. Allein in den Jahren 1987

und 1988 wurde jährlich die Fläche

der damaligen Bundesrepublik ab–

geholzt. Derzeit rechnen wir mit einer

Zerstörung von 30 Hektar in jeder

einzelnen Minute, das entspricht in

etwa der Fläche von 40 Fußballfel–

dern. Und wenn man dieser Vernich–

tungsorgie nicht sehr schnell Einhalt

gebietet, dann werden spätestens bis

zum Jahr 2030 die tropischen Wälder

bis auf wenige Reste ganz ver-

schwunden sein .

·

Wodurch ist in den einzelnen Län–

dern der Bestand der tropischen

Wälder gefährdet?

ln den westafrikanischen Staaten

spielt z. B. der starke Bevölkerungs–

zuwachs eine ganz entscheidende

Rolle. Die hohe Bevölkerungszahl ist

in einem totalen Ungleichgewicht mit

den Lebensräumen und den Ernöh–

rungsmöglichkeiten, die in den be–

treffenden Ländern vorhanden sind.

Durch Rodung der Wälder will man

Land für den Ackerbau gewinnen.

Man gewinnt letztlich aber nicht Ak–

kerland, sondern schafft Wüsten . Ein

zweites Moment ist der massive Ex-

. port von tropischen Hölzern. Wie

kurzsichtig dies jedoch ist, zeigt das

Beispiel Nigeria. Noch vor Jahren

ein Hauptexportland für tropische

Hölzer, muß es heute Holz aus Nor–

wegen einführen.

Welche tropischen Hölzer werden

denn vorwiegend exportiert?

Die bekanntesten sind sicher Maha–

goni, Teak, Bongossi. Bei uns wurden

- und werden zum Teil noch immer –

diese kostbaren Hölzer nicht nu r zu

Möbeln, sondern auch zu Tür- und

Fensterstöcken, früher sogar zu Ei–

senbahnschwellen verarbeitet. ln Ja–

pan stellt man aus Tropenholz Eß–

stäbchen her, die nach einmaligem

Gebrauch weggeworfen werden -

ganze Wälder wandern so auf die

Müllkippe.

Gibt es noch weitere Ursachen für

die Zerstörung der tropischen Wäl–

der?

Ja, z. B. eine falsche Landwirtschafts–

oder Wirtschaftspolitik. ln Brasilien

gab es früher riesige Anbaugebiete

für Weizen. Diese wandelte man in

Monokulturen fü r Sojabohnen um.

Die Folge war, daß die kleinen Wei–

zenbauern um Land und Hof kamen

und dann zum Teil eben in das Ama–

zonasgebiet gingen, um für sich neu–

es Land zu roden - wie es ihnen die

Regierung ja anbot. Nach längstens

,,OHNE GROSSE

PROTESTE

VOLLZIEHT SICH

HIER EIN

BRUTALER

••

VOLKERMORD!'