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Herr Professor Engelhardt, ver–

lieren die Museen heute nicht

erheblich an Zugkraft ange–

sichts der Fülle an Informationen,

die uns die Medien täglich liefern?

Das haben wir auch befürchtet. Tat–

sächlich aber war das Gegenteil der

Fall- wir erlebten in den letzten Jah–

ren einen nach nie dagewesenen

Aufschwung. Die Museen in der Bun–

desrepublik ziehen zur Zeit jährlich

mehr Besucher an als die Spiele der

Fußballbundesliga.

Wie erklären Sie sich das?

Eine Ursache liegt zweifellas darin,

daß die Leute mehr Freizeit haben.

Das zweite ist, daß gerade das Fern–

sehen uns unterstützt; und zwar da–

durch, daß es jeden Tag Sendungen

bringt, die Wissen vermitteln, aber zu–

gleich auch Interessen wecken. Als

dritten Faktor muß man anführen, daß

viele heutewirklich den Willen haben,

sich fortzubilden. Und ein Museum zu

besuchen ist da wohl angenehmer, als

ein dickes Buch zu lesen.

Seit Juni letzten Jahres gibt es in

München das Museum "Mensch und

Natur", an dessen Aufbau Sie maß–

geblich beteiligt waren. Welche Kon–

zeption liegt diesem Museum zu–

grunde?

Zuallererst wollten wir die Systematik

aufbrechen, welche die meisten Na–

turkundemuseen kennzeichnet. Das

heißt, wir wollten weg von der her–

kömmlichen Einteilung in Schubladen

wie Geologie, Mineralogie, Botanik,

Zoologie und Menschenkunde mit

den jeweiligen Unterabteilungen. Ich

halte diese Art der Aufgliederung

heute für falsch, denn eine grundle–

g_ende Gesetzmäßigkeit, welche die

Okologie uns lehrt, ist doch die, daß

in unserer Umwelt eines vom ande–

ren abhängt. Das muß allen Leuten

deutlich gemacht werden. Weil wir

im Gegensatz dazu aber noch immer

sektoral denken - leider häufig auch

noch in der Politik -, kommt es zu

. Umweltstörungen oder sogar zu Um–

weltzerstörungen.

Finden sich in diesem Museum noch

weitere grundsätzliche Neuerungen?

Ja, wir wollten insbesondere auch

Kinder ansprechen - fast alle Muse-

. en sind nämlich für Erwachsene ge–

baut. Kinder lernen z. B. durch Be–

greifen, und zwar im wörtlichen Sin–

ne; man darf also nicht überall sa–

gen: Anfassen verboten! Diesem Ge–

danken haben wir in unserem Mu–

seum Rechnung getragen.

Wie wird das neue Museum ange–

nommen?

Ich kann nur sagen: überwältigend.

ln vier Monaten hatten wir mehr als

SCHULE

aktuell

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