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as Vorurteil, die Schule sei teil–

weise ein real itätsferner Schon–

raum und bereite unsere Schüler

nicht genügend auf das Berufsleben

vor, ist bekannt. Doch gerade wenn

man sich die neueren Entwicklungen

an unseren Schulen ansieht wie z. B.

die Einführung der Informatik oder

der Textverarbeitung, so läßt sich

diese Kritik sicher keinesfalls auf–

rechterhalten. Schon gar nicht ange–

sichts eines Projekts, das seit einiger

Zeit mit großem Erfolg an unseren

Schulen durchgeführt wird.

Die Rede ist vom Betriebsprakti–

kum, das seit dem Schuljahr 1987/88

an allen bayerischen Hauptschulen

einen festen Bestandteil des Faches

Arbeitslehre darstellt. Absolviert wer–

den muß ein solches Praktikum von .

den Schülern entweder in der 8. oder

in der 9. Jahrgangsstufe. ln der Regel

dauert es eine Woche, längstens je–

doch zwei Wochen;

der Unterricht entfällt

in dieser Zeit, denn das Praktikum

findet für alle Schülerinnen und Schü–

ler einer Klasse im gleichen Zeit–

raum, jedoch in verschiedenen Be–

trieben statt.

Da es sich bei der

"Schnupperl~h­

re", wie dieses Praktikum in der Of–

fentlichkeit oft salopp genannt wird,

um eine schulische Veranstaltung

handelt, genießen die Schüler nicht

nur denselben Versicherungsschutz

wie im Schulalltag, sondern werden

auch von den Lehrern regelmäßig an

ihrem Arbeitsplatz besucht. Natürlich

steht dort ebenfalls ein Ansprech–

partner, ein Betreuer, zur Verfügung,

der dem jungen "neuen Kollegen"

6 SCHULE

aktuell

wichtige Handgriffe zeigt, Zusam–

menhänge erklärt und eventuell auf–

tretende Probleme lösen hilft.

Der Nutzen, der sich aus einem

solchen Praktikum ergibt, liegt auf

der Hand. Die Schüler bekommen

dadurch die Gelegenheit, die Ar–

beitsabläufe, Vorzüge und Nachteile

eines bestimmten Berufes, für den. sie

sich interessieren, hautnah zu erle–

ben. Zusätzlich erhalten sie wertvolle

Einblicke in die Organisationsstruk–

turen eines Betriebes

und können ihre eige–

nen Vorstellungen und

Interessen an der Rea–

lität überprüfen.

Damit ist das Be–

triebspraktikum auch

eine wichtige Orientie–

rungshilfe für die Be–

rufswahl; schon viele

ergriffen später den Be-

ruf, in den sie acht oder 14 Tage

"hineinschnuppern" konnten, man–

che schlossen sogar bei ihrem Prakti–

kumsbetrieb einen Lehrvertrag ab.

Allerdings sei nicht verschwiegen,

daß für den einen oder anderen die

Erfahrungen, die er während der

"Schnupperlehre" machte, ernüch–

ternd waren, er also die Vorstellun–

gen von seinem Traumberuf korrigie–

ren und eventuell seinen Berufs–

wunsch ändern mußte.

Von Vorteil ist das Betriebsprakti–

kum jedoch nicht nur für die Schüler,

sondern auch für die Unternehmen,

da sie so die Gelegenheit haben,

mögliche zukünftige Mitarbeiter

schon frühzeitig kennenzulernen. Au–

ßerdem wird durch das Betriebs-

praktikum der Dialog zwischen Schu–

le und Wirtschaft gefördert, wodurch

die Jugendlichen besser auf das Be–

rufsleben hingeführt und folglich

auch später leichter in die Arbeits–

welt integriert werden können.

Damit aber die genannten Ziele

nicht nur ein frommer Wunsch blei–

ben, muß das Betriebspraktikum gut

vorbereitet sein. Gefordert sind hier

zuallererst die Lehrer; sie wählen die

geeigneten Betriebe aus, erstellen in

Zusammenarbeit mit ihnen jeweils ei–

nen "Einsatzplan ", informieren Eltern

und Schüler darüber, worauf es am

Arbeitsplatz ankommt, an wen sie

sich wenden können und was der

Sinn des Betriebspraktikums ist.

Bei der Vermittlung von Praktikan–

tenstellen sind die Staatlichen Schul–

ämter, die Arbeitsämter und die "Ar–

beitskreise Schule - Wirtschaft", die

es bereits an zahlreichen Orten gibt,

behilflich. Oft ist diese Unterstützung

aber gar nicht notwendig, da viele

Schüler oder deren Eltern schon

selbst einen Betrieb an der Hand ha–

ben, nicht selten treten auch die Fir–

men direkt an die Schulen heran und

bieten Praktikantenstellen an. ln Be–

tracht kommen grundsätzlich alle

Wirtschaftsbereiche, daneben geeig–

nete Einrichtungen der öffentlichen

Hand wie z. B. Altersheime, Gemein–

deverwaltungen oder Postämter.

Um die von den einzelnen Schüle–

rinnen und Schülern individuell ge–

wonnenen Erkenntnisse und Erfah–

rungen der ganzen Klasse zugäng–

lich zu machen, findet nach Abschluß

des Praktikums im Unterricht eine