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eine besondere Bedeutung. Etwa sie–

ben Prozent der Schüler in England,

Wales, Schottland und Nordirland

gehen auf eine Privatschule; bei den

jungen Leuten, die das Abitur anstre–

ben, sind es sogar 17 Prozent. Die

große Anziehungskraft der "inde–

pendent schools" beruht u. a. auf

ihrer guten finanziellen Ausstattung.

Im Gegensatz zu den staatlichen

Schulen verlangen sie allerdings

Schulgeld. "Nursery Schools" (schul–

vorbereitende Einrichtungen) kosten

mindestens 600 Pfund, d. h. etwa

1800 DM pro Schuljahr; angesehene

Colleges verlangen bis zu 6000

pfund, also ca. 18000 DM im Jahr.

Damit können die Privatschulen in

der Regel mehr und oftmals auch hö–

her qualifizierte Lehrer beschäftigen

als die staatlichen Schulen; das Un–

terrichtsangebot ist breiter gefächert,

und die Schüler werden intensiver auf

di~.

Abschlußprüfungen vorbereitet.

Ubrigens sind die Schulen, gleich

ob staatlich oder privat, verpflichtet,

ihre Prüfungsergebnisse zu veröffent–

lichen. Aus den entsprechenden Li–

sten ist dann zu ersehen, wie viele

Schüler welche Notenstufen erreicht

haben.

SCHULREFORM

Die Ergebnisse der Abschlußprüfun–

gen zu verbessern, war einer der

Gründe für die "Education Reform

Act" aus dem Jahre 1988. Dieses um–

fangreiche Gesetzeswerk sieht für

England und Wales eine ganze Reihe

von Maßnahmen vor. Wir greifen

zwei Schwerpunkte heraus:

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Neue Lehrpläne.

Mit dem "natio–

nal curriculum" wird zum ersten Mal

an allen Schulen in England und

Wales ein einheitlicher Fächerkanon

gelten. Schrittweise sollen bis 1997

sämtliche Jahrgangsstufen an den

Primar- und Sekundarschulen einen

neuen Lehrplan erhalten. Künftig

werden die Schüler also in einer Min–

destzahl von Fächern mit verbindlich

vorgegebenen Lerninhalten vertraut

gemacht. Damit wird die bisherige

Freiheit der einzelnen Schulen, selbst

die Fächer bzw. den Unterrichtsstoff

auszuwählen und die Wochenstun–

denzahl festzulegen, erheblich ein–

geschränkt.

ln den letzten beiden Pflichtschul–

jahren sieht der Fächerkanon nun

folgendermaßen aus:

Kernfächer

("core subjects"). Dazu gehören ne–

ben der Muttersprache Englisch Ma–

thematik und ein naturwissenschaftli–

ches Fach.

Hauptfächer

("foundation

subjects"). Dies sind Erdkunde, Ge–

schichte, eine Fremdsprache, Kunst,

Musik, Sport und ein "technologi–

sches" Fach wie zum Beispiel lnfor–

mationstechnik.

Betriebspraktika oder fächerüber–

greifende Kurzlehrgänge von 6 bis

12 Wochen Dauer sollen dazu beitra–

gen, die

Lernfreu~e

und den Lerner–

folg der Schüler zu steigern.

Neue Tests und Prüfungen.

Die bis–

herigen Prüfungen für den Haupt–

schul- oder den mittleren Schulab–

schluß wurden im Sommer 1988

durch eine gemeinsame Prüfung für

das General Certificate of Secondary

Education (GCSE) ersetzt. Der

"Wert" dieses Abschlußzeugnisses

bemißt sich nun danach, in wie vielen

Fächern ein Schüler die Prüfung be–

standen und welche Noten (Grades)

er jeweils erreicht hat. Je mehr Fä–

cher das Abschlußzeugnis als be–

standen ausweist und je besser die

jeweilige Note ist, desto höherwertig

ist auch das Abschlußzeugnis.

Neu ist gleichfalls, daß die Leistun–

gen während der letzten beiden

Schuljahre jetzt in die Noten der Ab–

schlußprüfung miteingehen. Damit

wird für die Schüler der Anreiz er–

höht, sich intensiver als bisher am

Unterricht zu beteiligen.

Schließlich müssen sich die Schüler

künftig auch schon vor der Abschluß–

prüfung in allen Haupt- und Kernfä–

chern umfangreichen schulischen

Tests unterziehen; sie finden jeweils

zum Ende eines Ausbildungsab–

schnittes (" key stage") statt, d. h. für

die Sieben-, Elf- und Vierzehnjähri–

gen. Den Lehrern soll so ein genaues

Bild vom Leistungsstand ihrer Schüler

vermittelt werden, und die Eltern er–

halten Aufschluß über die Lernfort–

schritte ihre·r Kinder.

Ob die "Education Reform Act"

mit diesen und einer Vielzahl weite–

rer Neuerungen Erfolg haben wird,

steht noch dahin. ln der britischen

Öffentlichkeit ist sie durchaus um–

stritten: Die einen stellen ihre Not–

wendigkeit in Frage, den anderen

gehen die Regelungen noch nicht

weit genug. Ein Urteil wird man sich

wohl erst bilden können, wenn Ende

der 90er Jahre sämtliche Reformvor–

haben verwirklicht sind.

SCHULE

aktuell

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