LehrplanPLUS Grundschule - page 53

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Fachprofile der Grundschule
DEUTSCH ALS ZWEITSPRACHE
1.2 Kompetenzerwerb im Unterricht für Deutsch als Zweitsprache der
Grundschule
Dem Fach Deutsch als Zweitsprache kommt in besonderer Weise die Aufgabe zu, an die jeweilige
Lernausgangslage des Kindes anzuknüpfen und eine positive Einstellung zur deutschen Sprache und
Kultur anzubahnen und auszubauen. Der Spracherwerb verläuft individuell. Er wird beeinflusst durch
Unterricht, durch Vorerfahrungen und die Kompetenzen der Kinder sowie die emotionale Bindung an
die deutsche Sprache und Kultur. Das Fach Deutsch als Zweitsprache ist eng mit dem Fach Deutsch
vernetzt. Die Ähnlichkeit im Aufbau der beiden Lehrpläne ermöglicht es, an vergleichbaren Kompe-
tenzen trotz unterschiedlichen Sprachstands parallel zu arbeiten. Das Fach bietet Schülerinnen und
Schülern in unterschiedlichen Entwicklungsphasen des Spracherwerbs zielgerichtete sprachliche
und kulturelle Förderung – wenn möglich sowohl in der deutschen als auch in der jeweiligen Her-
kunftskultur. Die kleinschrittige Darstellung basaler kommunikativer und struktureller Kompetenz-
erwartungen bietet auch Anregungen für den Deutschunterricht für Kinder mit sonderpädago-
gischem Förderbedarf.
In einer positiven Lernatmosphäre werden durch lernstandsgerechte Aufgaben Interesse und Moti-
vation gefördert, sich mit der deutschen Sprache auseinanderzusetzen, sie differenziert zu verstehen
und sich in ihr auszudrücken. Durch sprachliches Handeln in authentischen Situationen (z.B. Ein-
kaufssituationen im Supermarkt oder auf demMarkt) und durch Themen des schulischen und außer-
schulischen Alltags entwickeln die Schülerinnen und Schüler der Grundschule ihre Sprache. Neben
der im Unterricht erworbenen Sprache greift der Unterricht auch ungesteuert erworbene Sprach-
kenntnisse auf (z.B. im Gespräch mit Freunden, beim Lesen eines Buches) und zieht sie zur Grund-
lage der Reflexion über Sprache heran. Die Analyse und Reflexion sprachlicher Strukturen (Wort-
formen, Satzbau, Anwendung sprachlicher Formen), wenn möglich auch im Vergleich zur Erst-
sprache, bauen Sprachbewusstheit auf. Strategien zum Wortschatzerwerb, zur Erschließung von
Wortschatz und Texten sowie Rechtschreibstrategien und Strategien zur Überarbeitung von Texten,
werden an konkreten Situationen eingeübt und durch Anwendung verinnerlicht (z.B. beim Verfassen
eines Briefs). Dabei stellen Fehler notwendige Zwischenstufen im Spracherwerbsprozess dar und
sind Ausdruck der aktuellen Lernersprache. Ein produktiver Umgang mit Fehlern hilft, diese zu über-
winden. So wird idealerweise negativer Transfer (Interferenz) zwischen Erst- und Zweitsprache
bewusst gemacht, um ihn in Zukunft zu vermeiden und Sprachbewusstheit aufzubauen. Deutliche
Lehrersprache in angemessener Geschwindigkeit unterstützt Lernangebote zur phonologischen
Bewusstheit in der deutschen Sprache, wenn möglich vor dem Hintergrund der Erstsprache. Die
phonologische Bewusstheit ist Voraussetzung für einen gelingenden Schriftspracherwerb und
späteres korrektes Schreiben. Die Bewältigung einer Sprachsituation bedarf grundsätzlich des
Zusammenspiels mehrerer unterschiedlicher Kompetenzen. Deshalb werden im Fach Deutsch als
Zweitsprache Kompetenzen in einem integrativen Sprachunterricht miteinander vernetzt erworben,
ausdifferenziert, vertieft und geübt. Sach- und methodenbezogenes, soziales und interkulturelles
Lernen sind untrennbar miteinander verbunden.
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