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Die Bayerische Verfassung in der Rechtsprechung des Bayerischen Verfassungsgerichtshofs
Einsichten und Perspektiven 3 | 16
Zuständigkeiten des Verfassungsgerichtshofs
Die Verfassung räumt dem Bayerischen Verfassungsgerichts-
hof eine starke Stellung im Gefüge der Machtbalance zwi-
schen den drei Gewalten ein. Er kann das Handeln aller
anderen Staatsorgane kontrollieren, vorausgesetzt, es werden
entsprechende Anträge gestellt. Von sich aus wird der Verfas-
sungsgerichtshof nicht tätig. Er kann gesetzgeberisches Han-
deln korrigieren, indem er Gesetze für verfassungswidrig
und nichtig erklärt. Er ist auch zur Aufhebung gerichtlicher
Entscheidungen und behördlicher Maßnahmen befugt. Der
Gesetzgeber hat dem Verfassungsgerichtshof vor allem fol-
gende wichtige Verfahrensarten vorgegeben.
Statistiken zur Arbeit des Bay. Verfassungsgerichtshof
Statistische Angaben seit Bestehen des Bayerischen Verfassungsgerichtshofs
Nach der Jahresübersicht zum
31. Dezember 2015
ergeben sich für die Tätigkeit des Bayerischen Verfassungsge-
richtshofs in den letzten
68 Jahren
folgende Zahlen:
•
Bei einer
Verfahrensgesamtzahl
von
9367
beträgt der
Jahresdurchschnitt
138 Verfahren,
davon
114 Ver
fassungsbeschwerden.
•
Von den
9367
Verfahren entfielen
7734
Verfahren (= 82,57%) auf
Verfassungsbeschwerden, 1438
Verfahren
(=15,35%) auf
Popularklagen, 58
Verfahren (= 0,62%) auf
Organstreitigkeiten und Meinungsverschie
denheiten
sowie
137
Verfahren (=1,46%) auf die
restlichen Verfahrensarten.
•
Von der
Gesamtzah
l
der Verfassungsbeschwerden
(7734) waren
179 Verfassungsbeschwerden
(= 2,31%)
erfolgreich.
Von den 1438
Popularklagen
waren
153
(= 10,64%)
erfolgreich
.
Jahresübersicht 2015
Verfahren nach
VfGHG *)
Art. 2
Nr. 1
Art. 2
Nr. 2
Art. 2
Nr. 3
Art. 2
Nr. 4
Art. 2
Nr. 5
Art. 2
Nr. 6
Art. 2
Nr. 7
Art. 2
Nr. 8
Art. 2
Nr. 9
Verfahren
insgesamt
Anträge insgesamt
seit 23.07.1947
–
–
41
32
68 7.734 1.438 26 28
9.367
Bestand offener
Verfahren am
31.12.2015
–
–
–
–
–
46
15
1
–
62
Neuzugänge
–
–
–
–
–
86
18
3
1
108
Wiederaufgenomm.
Verfahren aus
früheren Jahren
–
–
–
–
–
1
–
–
–
1
erledigt durch
Entscheidung
–
–
–
–
–
21
10
–
–
31
anderweitige
Erledigung
–
–
–
–
–
67
3
–
–
70
Offene Verfahren
am 31.12.2015
–
–
–
–
–
45
20
4
1
70
*) Erläuterungen zu den Verfahrensarten:
Art. 2 Nr. 2 VfGHG: Ausschluss von Wählergruppen von Wahlen und
Abstimmungen (Art. 62 BV);
Art. 2 Nr. 3 VfGHG: Gültigkeit der Wahl der Mitglieder des Landtags und
der Verlust der Mitgliedschaft zum Landtag (Art. 63 BV);
Art. 2 Nr. 4 VfGHG:
a) Verfassungsstreitigkeiten zwischen den obersten Staatsorganen u.a.,
die sich nicht auf eine Rechtsvorschrift beziehen (Art. 64 BV);
b) Verfassungsstreitigkeiten zwischen den obersten Staatsorganen u.a.,
die sich auf eine Rechtsvorschrift beziehen (Art. 64 BV);
Art. 2 Nr. 5 VfGHG: Richtervorlagen wegen Verfassungswidrigkeit von
Rechtsvorschriften (Art. 65 BV);
Art. 2 Nr. 6 VfGHG: Verfassungsbeschwerden (Art. 66 BV)
Art. 2 Nr. 7 VfGHG: Popularklagen wegen Verfassungswidrigkeit von
Rechtsvorschriften (Art. 98 Satz 4 BV);
Art. 2 Nr. 8 VfGHG: Meinungsverschiedenheiten darüber, ob durch ein
Gesetz die Verfassung verletzt wird oder ob ein Antrag auf unzulässige
Verfassungsänderung vorliegt (Art. 75 Abs. 3 BV);
Art. 2 Nr. 9 VfGHG: Übrige durch Gesetz zugewiesene Fälle (Art. 67 BV).
Quelle: Bayerischer Verfassungsgerichtshof