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Kampf ums Weiße Haus 2016
Simpson 2030 Präsidentin der USA wird. Ihr Vorgänger
ist kein anderer als Donald Trump, der Lisa den Scherben-
haufen einer bankrotten Nation hinterlässt.
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Wie schaffte
es nun ein in politischen Kreisen bestenfalls belächelter
(wenn auch als Spender umgarnter) TV-Promi, die repub-
likanischen Vorwahlen zu gewinnen?
1. Unterschätzung
Trump wurde anfangs von seinen republikanischen
Mitbewerbern völlig unterschätzt. Sie gingen davon
aus, dass Trumps gute Umfragewerte angesichts seiner
politischen Ahnungslosigkeit und skandalträchtigen
Rhetorik bald verpuffen würden – so war es schillern-
den Außenseitern in der Vergangenheit schließlich stets
ergangen. Als klar wurde, dass Trump nicht einfach
verschwinden würde, war es bereits zu spät und seine
Gegner waren immer noch tief gespalten.
2. Hetze gegen Einwanderer
Mit seinen schonungslosen Angriffen gegen (nicht nur)
illegale Einwanderer legte Trump den Finger in eine der
empfindlichsten Wunden der republikanischen Partei:
Die Stimmung an der Basis war schon länger von gro-
ßer Wut auf illegale Einwanderer geprägt, doch die Par-
teiführung versuchte das Thema möglichst klein zu hal-
ten, um die wichtige Wählergruppe der
Hispanics
nicht
noch weiter zu verprellen. Trump zerrte das Thema an
die vorderste Front des Wahlkampfs und hatte damit
Erfolg.
3. Antielitärer Populismus
Trump attackiert sowohl republikanische als auch
demokratische Anführer als Mitglieder einer korrupten
und ineffektiven Politikerkaste, denen es nur um den
Machterhalt gehe und die vollständig in der Tasche rei-
cher Wahlkampfspender stecken. Dass Trump selber zu
den Superreichen gehört, stellt er dabei als Vorteil wirt-
schaftlicher Unabhängigkeit dar. Er setzt sich damit an
die Spitze einer antielitären populistischen Bewegung,
aus der sich zuvor die Tea Party speiste.
4. Unmut über den Status Quo
Mehr als 60 Prozent der Amerikaner sind der Meinung,
ihr Land sei „auf dem falschen Weg“
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. Viele glauben, das
wirtschaftlich-politische Systemnütze nur wenigen, wäh-
rend es der Mehrheit schlechter gehe als in der Vergan-
genheit. Die schlechte Stimmung rührt von den immer
noch spürbaren Folgen der Wirtschaftskrise von 2008
2 Vgl. The Simpsons: Bart to the Future, Season 11, Fox Television, 2000.
3 Vgl.
http://www.realclearpolitics.com/epolls/other/direction_of_country-902.html [Stand 04.09.2016].
her. Unter den republikanischen Vorwählern richtet sich
der Zorn gegen alle Politiker mit Regierungserfahrung –
und deren Antithese ist nun mal Donald Trump.
5. Kostenlose Medienaufmerksamkeit
Donald Trumps rhetorischer Markenkern ist der
Tabubruch. Unzählige seiner Aussagen werden als ras-
sistisch, sexistisch oder anderweitig inakzeptabel kri-
tisiert – in aller Regel völlig zu Recht. Die aggressive
Rhetorik macht Trumps Wahlkampf zum wichtigsten
Medienthema 2016. Die Berichterstattung ist größten-
teils kritisch, doch Trump selbst schrieb bereits 1987:
„good publicity is preferable to bad, but from a bottom-
line perspective, bad publicity is sometimes better than no
publicity at all. Controversy, in short, sells.“
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Für Trump
ist also auch schlechte Presse gut; viele seiner Anhän-
ger halten die Mainstream-Medien ohnehin für eine
„Lügenpresse“ und bejubeln Trumps Attacken auf die
„Political Correctness“.
Festung Amerika: Trumps Hetze gegen Einwanderer und
Muslime
Im Zentrum von Trumps Wahlkampf steht die Fremden-
feindlichkeit. Seit Anfang der 1990er Jahre erleben die USA
die in absoluten Zahlen größte Einwanderungswelle ihrer
Geschichte. Die meisten Einwanderer kommen heute nicht
mehr aus Europa, sondern aus Mexiko, der Karibik, Mit-
4 „Gute Publicity ist schlechter vorzuziehen, aber unter dem Strich ist
schlechte Publicity manchmal besser als gar keine. Kurz gesagt, Kontro-
verses verkauft sich gut“, Donald Trump: The Art of the Deal, New York
1987, S. 176.
America first! Donald Trumps Wahlkampf
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