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Kampf ums Weiße Haus 2016

abschaffen, die Transpazifische Partnerschaft TPP lehnt

er ab.

9

China droht er mit exorbitanten Strafzöllen und

einem Handelskrieg.

2. Außenpolitik

Trumps außenpolitische Äußerungen zeichnen ein

nur wenig kohärentes Bild. Grundsätzlich scheint er

militärischen Interventionen kritisch gegenüber zu

stehen, gleichzeitig prahlt er aber auch damit, dass der

Islamische Staat einfach zu besiegen sei.

10

Die osteuro­

päischen NATO-Länder verschreckte Trump, als er

die automatische Bündnisverteidigung in Frage stellte;

Japan und Südkorea legte er nahe, sich selbst atomar

zu bewaffnen.

„America First“

lautet Trumps außenpo-

litisches Motto, ein Begriff der isolationistischen Bewe-

gung im Zweiten Weltkrieg. Trump meint damit wohl

eine Außenpolitik, die unmittelbare US-Interessen

über globale Verantwortung stellt. Trump fordert auch

eine Kehrtwende in den Beziehungen zu Russland:

Den autoritär regierenden russischen Präsidenten Putin

sieht er als potentiellen Verbündeten.

3. Law and Order

Die Beziehungen zwischen Polizei und Afroamerika-

nern sind derzeit enorm schwierig: Die

„Black Lives

Matter“

-Bewegung protestiert gegen die häufigen

Fälle von tödlicher Polizeigewalt gegen Schwarze.

Viele Polizisten sehen sich wiederum in ihrem hoch-

gefährlichen Job zu Unrecht an den Pranger gestellt.

In dieser komplexen Debatte stellt sich Trump klar auf

die Seite der Polizei; auf dem Parteitag nannte er sich

den

„Law and Order“

-Kandidaten – wie einst Richard

Nixon 1968.

11

4. Gesundheits- und Sozialpolitik

Wie alle Republikaner will Trump Obamas sogenannte

„Obamacare“

-Gesundheitsreform von 2010 abschaffen.

Anders sieht es bei zwei viel wichtigeren Sozialleistun-

gen aus, die die Republikaner seit langem teilprivatisie-

ren wollen: die gesetzliche Rentenversicherung

„Social

Security“

und die staatliche Krankenversicherung für

Senioren

„Medicare“.

Diese wichtigsten Sozialleistun-

gen will Trump intakt lassen – und nimmt damit eine

eigentlich demokratische Position ein.

12

9 Das in Deutschland so umstrittene transatlantische Freihandelsabkom-

men TTIP ist in den USA kein nennenswertes politisches Thema.

10 Vgl.

http://wpo.st/9_xw1

[Stand 08.09.2016].

11 Vgl.

http://www.politico.com/magazine/story/2016/07/donald-trump-law-

and-order-richard-nixon-crime-race-214066 [Stand 06.09.2016].

12 Vgl. Ehrenfreund und Tankersley (wie Anm. 8).

5. Steuern und Waffengesetze

Gänzlich im republikanischen Mainstream bewegt sich

Trump in diesen beiden Bereichen: Er will die Steuern

senken und lehnt striktere Waffengesetze schlicht ab.

Warum Trump kein echter Republikaner ist und wer ihn

trotzdem wählt

In vielen politischen Positionen steht Trump im Konflikt

zu Grundsätzen der republikanischen Partei. Vor allem

steht Trump nicht für

„Limited Government“,

also die Ein-

schränkung von Macht und Einfluss der Bundesebene.

Trump will die Befugnisse der Bundesregierung nicht

beschneiden – er will sie in seinen Händen konzentrieren.

Er will mehr Sozialstaat als die Republikaner. Auch seine

„Lösungsvorschläge“ zur illegalen Einwanderung erfordern

einen starken Staat. Trump ist Protektionist, aus republi-

kanischer Sicht ist das reine Ketzerei. Die Anbiederung an

Putin und dieTendenz zum Isolationismus treiben die repu-

blikanischen Außenpolitik-Experten zur Verzweiflung. Zu

den religiös Konservativen passt der dreimal verheiratete

und für seinen protzigen Lebensstil berüchtigte Trump erst

recht nicht. Wie man es auch dreht und wendet, Trump

ist kein echter Republikaner, er passt weder zum pragmati-

schen noch zum radikal konservativen Flügel.

Hinzu kommen Trumps verbale Entgleisungen und

persönlichen Beleidigungen, die vor allem Republikanern

alter Schule sauer aufstoßen: Mitt Romney, die Familie

Bush und weitere Parteigranden wollen nichts mit Trump

zu tun haben. Andere, wie der persönlich von Trump

beleidigte John McCain und der Sprecher des Repräsen-

tantenhauses Paul Ryan, unterstützen zähneknirschend

den republikanischen Präsidentschaftskandidaten, distan-

zieren sich aber regelmäßig von seinen Äußerungen. Ted

Cruz forderte auf dem Parteitag die Republikaner sogar

auf, ihrem Gewissen zu folgen anstatt die Reihen hinter

Trump zu schließen. Einigkeit sieht anders aus.

Es stellt sich daher die Frage, woher die jubelnden Mas-

sen bei Trumps Wahlkampfreden stammen oder die 14

Millionen Wähler,

13

die in den Vorwahlen für ihn stimm-

ten. Es sind hauptsächlich weiße Männer ohne Collegeab-

schluss, mit eher niedrigen Einkommen, die vor allem in

den Südstaaten und den ehemals stark industriell gepräg-

ten Staaten des Mittleren Westens leben. Dabei gehörten

die Industriearbeiter in diesem sogenannten

„Rust Belt“

einst zum traditionell demokratischen Klientel. Doch

13 Vgl.

http://fivethirtyeight.com/features/trump-is-doubling-down-on-a-

losing-strategy/ [Stand 06.09.2016].