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„Deutschland ist ein wunderbares Land, Gott, ist das schön. Aber wir wollen nicht zurück.“
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Einsichten und Perspektiven Themenheft 1 | 15
gehörte auch das Erlernen der hebrä-
ischen Sprache. Nach Abschluss der
Ausbildung, die zwischen eineinhalb
und drei Jahren dauerte, wurde für
die Jugendlichen ein Einreisezertifi-
kat beantragt. Im Jahre 1938 gab es
in Deutschland 18 solcher jüdischer
Ausbildungsstätten.
Neben diesen konkreten Fertigkei-
ten vermittelten sie den teilnehmen-
den Jugendlichen auch Selbstwert-
gefühl, Selbstbewusstsein, und den
Stolz, einer Jugendbewegung anzuge-
hören, die eine neue jüdische Heimat
aufbauen wollte. Lea Jacobstamm, sie
war Mitglied der
Habonim
, einer sol-
chen Jugendorganisation, bringt die-
ses Selbstbewusstsein in ihrem Inter-
view deutlich zum Ausdruck:
„Ich hatte eine sehr glückliche
Kindheit, zusammen mit meinem
Bruder. Ich habe von dem Antisemi-
tismus so gut wie nichts mitgekriegt.
Nur ein einziges Mal, da gab es so eine
Parade, da kamen sie mit Orchester
und in Uniformen und der BDM
und dann kamen sie mit Fahnen und
alle machten: ‚Heil Hitler!‘ Da habe
ich gesagt: ‚Ich bin im Habonim, ich
denke nicht daran, ich werde doch
nicht den Hitlergruß machen. Das
kommt überhaupt nicht in Frage.‘“
3
Der Verlust der Heimat auf der
einen Seite und jüdischer Pionier-
geist auf der anderen Seite prägten
die Palästina-Auswanderer. Beides ist
auch in den meisten Interviews noch
spürbar.
3 Siehe Interview S. 9.
Jüdische Jugendliche, die zu den Flüchtlingen der „Exodus“ gehörten, hinter Stacheldraht im Lager
Pöppendorf bei Lübeck, wohin sie von den Briten verbracht wurden, September 1947.
Foto: ullstein bild/Reuters
Das jüdische Einwandererschiff „Exodus 1947“ läuft im Hafen von Haifa ein, mit 4.500 Passagieren und
britischen Marineinfanteristen an Bord, 18. Juli 1947.
Foto: ullstein bild/Reuters