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Einsichten und Perspektiven 3 | 17
Neben Bauern und Arbeitern rebellierten auch viele Sol-
daten.
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Besondere Aufmerksamkeit fand die Meuterei der
Matrosen des Panzerkreuzers Potemkin. Als das Schiff im
Juni 1905 in den Hafen von Odessa einlief, fand dort ein
Generalstreik statt, dem sich die unzufriedenen Matrosen
anschlossen. Wenige Tage später richteten zarische Trup-
pen bei der Niederschlagung dieser Unruhen ein Blutbad
an. 20 Jahre nach diesen Ereignissen drehte der sowjeti-
sche Regisseur Sergej Eisenstein (1898-1948) seinen welt-
berühmt werdenden Stummfilm Panzerkreuzer Potemkin,
der heute wegen seiner innovativen Montagetechnik und
seinen ungewöhnlichen Perspektiven zu den einfluss-
reichsten Werken der internationalen Filmgeschichte
gehört. Den revolutionären Geschehnissen in Odessa
setzte Eisenstein damit ein eindrucksvolles kinematogra-
phisches Denkmal.
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20 Kusber (wie Anm. 12), S. 90-126.
21 Robert Weinberg: The Revolution of 1905 in Odessa. Blood on the Steps,
Bloomington 1993; James Goodwin: Eisenstein. Cinema, and History, Ur-
bana/Chicago 1993, S. 57-78; Oksana Bulgakowa: Sergej Eisenstein. Eine
Biographie, Berlin 1997, S. 75-88; Ronald Bergan: Sergei Eisenstein. A
Life in Conflict, London 1997, S. 100-125; Richard Taylor: The Battleship
Potemkin. The Film Companion, London 2000; Neal Bascomb: Red Mutiny.
The True Story of the Battleship Potemkin, London 2007; Mike O‘Mahon:
Sergei Eisenstein, London 2008, S. 56-80.
Das Imperium in Aufruhr
1905 war aber nicht nur eine soziale, sondern auch eine
nationale Revolution. Das Zarenreich war kein russischer
Nationalstaat, sondern ein Vielvölkerimperium, in dem
– so die Ergebnisse der großen Volkszählung von 1897
– ethnische Russen nur knapp 44 Prozent der Reichsbe-
völkerung stellten.
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Als weit ausgreifendes kontinentales
Imperium zeichnete sich das Russische Reich durch eine
große Heterogenität der Wirtschaftsweisen, Sozialord-
nungen und Kulturen aus. Dabei gab es ein klares West-
Ost-Gefälle. Die westlichen Reichsgebiete zeichneten sich
durch einen deutlich höheren Industrialisierungs- und
Urbanisierungsgrad sowie ein überdurchschnittliches Bil-
dungsniveau aus. Im Osten des Landes – in Sibirien und
Zentralasien – gab es indigene Ethnien, die oftmals noch
eine nomadische Lebensweise pflegten.
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Diese Vielfalt der Lebens- und Arbeitsweisen stellte lange
Zeit grundsätzlich kein Problem für das Zarenreich dar.
22 Zu den Ergebnissen der Volkszählung vgl. Nolte u.a. (wie Anm. 16), S. 272 f.
23 Vgl. das Referenzwerk von Andreas Kappeler: Russland als Vielvölkerreich.
Entstehung – Geschichte – Zerfall, München 1993. Einen guten Überblick
über die neuere Imperiumsforschung gibt Roland Cvetkovski: Reich der
Ränder. Zu den imperialen Peripherien in Russland, in: Neue Politische
Literatur 55 (2010), S. 365-392.
Der Russische Revolutionszyklus, 1905-1932
Der historische Panzerkreuzer Potemkin mit der meuternden Mannschaft
Foto: ullstein bild/United ARchives/World History Archive
General Konstantin von Kaufmann (1818 – 1882)
Foto: ullstein bild/Heritage Images/Fine Art Images