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Toni Pfülf (1877–1933)
Einsichten und Perspektiven 2 | 17
die Toni-Pfülf-Straße in Feldmoching. In der Eingangs-
halle der dortigen Grund- und Hauptschule wurde 1984
eine Gedenktafel angebracht: „Toni Pfülf 1877–1933. Als
sozialdemokratische Abgeordnete des Deutschen Reichs-
tages hat sich die Münchner Lehrerin für Gleichberechti-
gung der Frauen, für die Bildungschancen von Arbeiter-
kindern und die Abschaffung der Todesstrafe eingesetzt.
Politische Verfolgung trieb sie in den Freitod. Ihr Wirken
ist unvergessen.“
Die Bayern-SPD vergibt seit Ende der 80er Jahre
einen Toni-Pfülf-Preis an prominente, sozial engagierte
Frauen. Das SPD-Haus in Regensburg wurde 1988 in
Toni-Pfülf-Haus umbenannt. Auf dem Münchner Nord-
friedhof wurde anlässlich ihres 60. Todestages 1993 ein
Gedenkstein in Form einer zwei Meter hohen Säule aus
Muschelkalk eingeweiht. Am Haus in der Schwabinger
Leopoldstraße 77, in dem sie viele Jahre wohnte, erinnert
seit 2001 eine Gedenktafel an Toni Pfülf. Ihr Name fehlt
heute in keinem Sammelwerk, sei es zu bayerischen Revo-
lutionären, deutschen Parlamentarierinnen, berühmten
Münchnerinnen oder verfolgten Sozialdemokraten. Frei-
lich lassen sich individuelles Leben und Wirken so nicht
hinlänglich fassen, lässt sich das Bild eines Menschen nicht
allein mit Traditionslinien zeichnen. Jenseits von Her-
kunft, Geschlecht oder Parteizugehörigkeit: Toni Pfülfs
hoher Gerechtigkeitssinn, ihr entschlossenes Handeln,
ihre Bereitschaft, Konsequenzen zu tragen – das mutet
„heroisch“ an, wie es im Flugblatt der Weißen Rose heißt,
zumal in Zeiten wie dem Nationalsozialismus. Doch ist es
letztlich etwas zutiefst Menschliches, das aus dieser Per-
sönlichkeit zu uns spricht.
Gedenkstein für Toni Pfülf auf dem Münchner Nordfriedhof/Gedenktafel am Haus Leopoldstraße 77 in München Schwabing. Toni Pfülf wohnte hier in den
Jahren 1909-1911 und dann wieder ab 1916.
Fotos: Heike Mayer