Magazin Einsichten und Perspektiven (Ausgabe 1/14) - page 14

Neue Serie: Ländernotizen 1. Folge: Bulgarien und Rumänien
Einsichten und Perspektiven 1 | 14
14
Neue Serie: Ländernotizen
1. Folge: Bulgarien und Rumänien
„Was wissen Sie über Rumänien?“ So lautete eine Umfrage 2007/2008, bei der Passan-
ten in der Stadtmitte Berlins auf ihr Wissen zu einem der beiden frisch gebackenen
EU-Mitglieder angesprochen wurden. Die meisten Befragten nannten Stichworte wie
„armes Land, sehr korrupt“; „Karpatensalami“; „herzliche Menschen, sehr arm“;
„Graf Dracula“; „alles runtergewirtschaftet“ – nicht weiter hinterfragte Stereotypen,
die aus einer Mischung aus Zeitungsmeldungen, Reminiszenzen aus dem Kalten Krieg
und touristischen Klischees zu bestehen scheinen. Die ehrliche Antwort einiger
Befragter lautete schlicht: „nichts“.
1
Im Gegensatz zu „vertrauten“ bzw. aus unterschiedlichen Gründen traditionell at-
traktiven EU-Nachbarn wie Frankreich, Spanien oder Italien hält sich das Interesse an
Ländern wie Rumänien oder Bulgarien hierzulande in Grenzen. Es ist bezeichnend,
dass diese beiden 2007 der EU beigetretenen Staaten bei den „alten“ EU-Mitgliedern
eher dann besondere Aufmerksamkeit erfahren, wenn es negative Schlagzeilen gibt:
Die Öffnung der EU-Arbeitsmärkte im Januar 2014 zum Beispiel löste große Besorg-
nisse in Blick auf eine überschießende Zuwanderung aus diesen ärmeren Ländern aus
(vgl. auch den Beitrag von Carola Burkert in diesem Heft).
Mit der neuen Serie „Ländernotizen“ hat sich die Landeszentrale die Aufgabe gestellt,
die Aufmerksamkeit gerade auf diese
terrae incognitae
in Europa und anderen Regio-
nen der Erde zu lenken und politisches, historisches und wirtschaftliches Basiswissen
kompakt zur Verfügung zu stellen.
Wohl aufgrund ihrer Nachbarschaft und vor allem ihres gleichzeitigen Beitritts zur
Europäischen Union werden Bulgarien und Rumänien gerne in einem Atemzug ge-
nannt. In der Tat weisen beide auch in vielerlei Hinsicht Parallelen auf, sei es histori-
scher Art – beide teilten im Kalten Krieg das Schicksal, Satellitenstaaten der Sowjet-
union zu sein – , sei es in ihren wirtschaftlichen Verhältnissen. Allerdings erschließen
sich schon bei oberflächlicher Beschäftigung deutliche Kontraste. So legen etwa die
Rumänen größten Wert darauf, dass ihr Volk nicht slawischer, sondern lateinisch-
romanischer Herkunft sei. Zudem haben Rumänien und Bulgarien noch während der
Existenz des „Ostblocks“ wie auch nach 1989 als sog. „Transformationsstaaten“ unter-
schiedliche Pfade beschritten.
1 Vgl.
[Stand: 12. März 2014].
1...,4,5,6,7,8,9,10,11,12,13 15,16,17,18,19,20,21,22,23,24,...76
Powered by FlippingBook